Berliner GEW vergleicht Schulstart mit Titanic-Fahrt
Die Berliner Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doreen Siebernik, sieht bei den Schulstarts in der Hauptstadt an diesem Montag „eine enorm hohe Risikobelastung“ für alle Beteiligten. „Es herrscht eine riesige Unsicherheit darüber, wie der Schulalltag in der neuen Normalität mit den widersprüchlichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen aussehen soll“, sagte Siebernik der in Berlin erscheinenden Tageszeitung „nd.Der Tag“ (Montagsausgabe).
Die Schulen würden sich ab Tag eins des neuen Schuljahres mit einer äußerst schwierigen Situation konfrontiert sehen. Viele Lehrkräfte seien wütend und in großer Sorge. Eine Kollegin drückte ihre Gefühlslage laut der Gewerkschaftsvorsitzenden so aus: „Wir haben das Ticket für die ‚Titanic‘ gebucht und wissen nicht, wann der Eisberg kommt.“
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wirft die Bildungsgewerkschaft vor, dass sie die guten Erfahrungen, die Lehrerinnen und Lehrer unter Corona-Bedigungen in kleinen, geteilten und festen Gruppen gemacht haben, „schnöde“ über den Haufen werfe. Scheeres drücke einfach die Reset-Taste und tue so, als wäre nichts gewesen, so Siebernik.
Scharfe Kritik äußert die GEW auch an der Ausstattung mit Lehrkräften. „Rechentricks verschleiern, wie groß der Fachkräftemangel wirklich ist“, sagt Siebernik zu „nd.DerTag“. Unter den 2500 Neueingestellten seien viele Quereinsteigende und Teilzeitkräfte. Beide Gruppen stünden nicht für die volle Berliner Stundentafel zur Verfügung. Zudem sei unklar, wie viele Lehrerinnen und Lehrer zur Risikogruppe gezählt werden würden. Siebernik: „Ob unter diesen Voraussetzungen ein Regelbetrieb starten kann, steht an vielen Schulen massiv in Frage.“
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