Verschärfter Konflikt in Kolumbien – weitere Massaker im Süden
Nach dem schon in den zurückliegenden Tagen verschiedene Massaker in Kolumbien stattgefunden haben, ereignete sich nun in der Gemeinde Samaniego in der Provinz Nariño ein weiteres gravierendes Massaker. Auch wenn derzeit die Umstände noch nicht klar sind, so muss zumindest festgestellt werden, dass sich der Konflikt im Land weiter verschärft und die Gewalt zunimmt. Besonders die südwestliche Region in Kolumbien ist von der Gewaltzunahme betroffen. Nun wurden acht junge Menschen in einem Landhaus von vermummten unbekannten Personen niedergeschossen.
Dies ist das dritte gewaltvolle Ereignis in der Provinz Nariño in weniger als einer Woche. Am vergangenen Dienstag verbreiteten sich über den Messengerdienst WhatsApp ein Video, das zeigt wie in dem Gebiet von Magüí Payán (Nariño) Personen der paramilitärischen Struktur Cordillera Sur der Gaitán-Selbstverteidigungsgruppen (AGC) zwei Guerilleros der Kolonne Franco Benavides von der FARC-EP ermorden. Bereits am 9. August wurden zwei Schüler, die sich auf dem Weg zu einer Schule befanden, einer von ihnen minderjährig, in der Gemeinde Leiva im Norden der Provinz von paramilitärischen Kräften ermordet.
Bei den acht Opfern handelte es sich um Jugendliche im Alter zwischen 17 und 26 Jahren. Die überwiegende Mehrheit von ihnen waren Studenten. Sie haben sich in einem Landhaus getroffen, um dort gemeinsam zu feiern. Zuvor gab es Drohungen, unter anderem von der ELN, dass aufgrund der Corona-Pandemie keine Feiern stattfinden dürfen und sich die Menschen an die auferlegten Ausgehbeschränkungen zu halten haben. Nicht nur die ELN, auch andere bewaffnete Organisationen schränken derzeit durch Kommuniqués und Drohungen das öffentliche Leben stark ein. Gut möglich also, dass hier ein Exempel statuiert werden sollte.
In der Provinz Nariño gibt es eine Vielzahl von bewaffneten Gruppen, die in den verschiedenen Gemeinden um die militärische Vorherrschaft kämpfen. Darunter sind neben der staatlichen Sicherheitskräften Gruppen der dissidentischen FARC-EP, des ELN, der Paramilitärs und auch kriminelle Banden. Selbst die dissidentischen Gruppen der FARC-EP unterteilen sich in verschiedene Fraktionen, die sich untereinander bekämpfen. Ursächlich für den bewaffneten Konflikt ist neben der Armut und der ungerechten Landverteilung auch die Abstinenz des Staates, der ein Vakuum hinterlassen hat.
Die Massaker reihen sich zudem ein in einen großen Vertrauensverlust des Staates, der nicht für die Sicherheit seiner Landsleute garantieren kann. Schlimmer noch, oft findet eine verdeckte bis offene Zusammenarbeit mit paramilitärischen Kräften statt. So gab es am vergangenen Dienstag in der Nähe einer Schlucht im armen Stadtteil Llano Verde im Osten Calis ein Massaker an fünf Jugendlichen, bei dem gerade erörtert wird, in wieweit die Polizei in diesen Fall involviert ist. Vor allem im ländlichen Bereich versuchen sich neu bewaffnende Guerillaorganisationen wie die FARC-EP ein Gegengebilde zu Staat und Paramilitarismus aufzubauen. Eine Vielzahl von Gruppen hat sich dem Friedensprozess der entwaffneten FARC mit der Regierung entfernt, da dieser nicht eingehalten wird.
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