Am Donnerstag ÖPNV-Warnstreiks auch in Baden-Württemberg
Auch nach dem Warnstreik der ÖPNV-Beschäftigten am vergangenen Dienstag ist die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) weiter nicht zu Verhandlungen über einen bundesweiten Tarifvertrag bereit. Im Tarifkonflikt im Nahverkehr geht es primär um die Arbeitsbedingungen. ver.di fordert bundesweit einheitliche Regelungen in Fragen wie Nachwuchsförderung, Entlastung sowie den Ausgleich von Überstunden und Zulagen für Schichtdienste.
In Baden-Württemberg werden nach jetzigem Stand am Donnerstag Beschäftigte der SSB in Stuttgart und der SWH in Heilbronn zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen.
Andreas Schackert, ver.di Landesfachbereichsleiter und Verhandlungsführer im TV-N Baden-Württemberg: „Wir kämpfen für eine Stärkung des ÖPNV. Dazu gehören bessere Arbeitsbedingungen genauso, wie das Überwinden von tariflichen Fehlstrukturen, die seit den 90ern die Abwärtsspirale erst ermöglicht haben. Es geht in diesen Tagen um Entlastung und faire Bezahlung. Aber statt über Inhalte reden die Arbeitgeber über Formalien. Sie verstecken sich genau hinter der Zerstückelung des Flächentarifvertrages, die eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen seit Jahren verhindert.“
Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Zahl der Beschäftigten bundesweit um 18 Prozent geschrumpft, während die Anzahl der Fahrgäste im gleichen Zeitraum um ein Viertel zugenommen hat. Aufgrund der Belastungen kommt es zu überdurchschnittlich hohen Krankenständen und der Anhäufung von Überstunden. Die Situation wird sich weiter verschärfen, denn der Altersdurchschnitt in den Unternehmen beträgt 49 Jahre, somit geht bis 2030 jede*r zweite Beschäftigte in den Ruhestand.
Gerade die Fahrer*innen sind durch Schichtdienste und die Abhängigkeit von den Fahrplänen besonderen Belastungen ausgesetzt. Ihre Schicht kann zu jeder Tages- und Nachtzeit beginnen und mit Unterbrechungen bis zu 14 Stunden dauern. Sie arbeiten in der Regel an über 35 Sonntagen im Jahr. Ein gesundheits- und familienverträglicher Rhythmus ist so nicht möglich. Besonders in Ballungsräumen verschärft sich die Belastung weiter: Hier führen der knapp bemessene Fahrplan, hohes Verkehrsaufkommen und steigende Fahrgastzahlen zum Verschwinden der Pausen. Oft bleibt nicht mal Zeit, um auf die Toilette zu gehen. Dennoch erhalten Fahrer*innen keinerlei Zulagen für den Schichtdienst.
Die VKA behauptet, nicht zuständig zu sein, und hat auf Verhandlungen in den Ländern verwiesen, obwohl die VKA bereits 2013 mit ver.di einen Tarifvertrag zum demographischen Wandel im Nahverkehr geschlossen hat. In den Ländern laufen momentan Verhandlungen zu regional spezifischen Forderungen der Beschäftigten. In Baden-Württemberg wurde zwar zweimal verhandelt, aber noch kein Angebot vorgelegt. Im Gegenteil, die Arbeitgeber fordern hier massive Einschnitte. Im Land findet die dritte Verhandlungsrunde am Freitag, 9. Oktober, in Stuttgart statt.
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