24. November 2024

Kommentar zur Attacke von Friedrich Merz gegen die CDU-Spitze

Friedrich Merz wird dem US-Präsidenten immer ähnlicher. Nicht gerade, was die Frisur angeht, aber ganz wie Donald Trump sucht Merz in den aktuellen Widrigkeiten, die sein Fortkommen behindern, einen persönlichen Gegner zur Erklärung. Und danach Beifall für diese Polarisierung.

Der Wahlparteitag, aus dem er als Sieger im Kampf um den Parteivorsitz hervorzugehen gedenkt, sei allein aus machtpolitischen Gründen verschoben worden, verbreitet Merz ungeniert und wenig souverän seine Ansichten über das „Establishment“ seiner Partei. Zu dem scheint er sich nicht zu zählen – was ähnlich irritiert, wie wenn Trump dem Establishment der USA den Kampf ansagt.

Es mag in den Überlegungen der Kontrahenten schon eine Rolle spielen, wenn die Umfragewerte gerade nicht zu ihren Gunsten stehen und ob sich das zu einem anderen Zeitpunkt geändert haben könnte – wer ist schon vor der Mathematik gefeit. Aber falls auch politischer Stil zu den Kriterien gezählt werden muss, die ein potenzieller Kanzlerkandidat der Union aufzuweisen haben sollte, dann erweist Merz sich mit seinem Rumpeln im Porzellanladen einen Bärendienst. Und das selbst dann, wenn alle Vorwürfe zuträfen, die er erhebt. Merz kann die coronabedingten Gefahren um einen solchen Parteitag ja nicht negieren, wenn er keinen zusätzlichen Zweifel zumindest an seiner Verantwortlichkeit wecken will. Dass er die eigenen Machtambitionen höher bewertet als diese Gefahren, daraus macht er kein Hehl, auch wenn er gerade das der Gegenseite vorwirft. Noch so ein typischer Trumpismus: Die eigenen Befindlichkeiten weit oben in die Prioritäten der Allgemeinheit einzuordnen und sie als die Interessen aller auszugeben. Die Herrschaftseliten, wie man den Begriff des Establishments übersetzen könnte, beziehen aus dieser Technik einen Gutteil ihrer Macht. Aber wenigstens wahren sie dabei in aller Regel die Form. Merz nicht.

Quelle:

nd via ots

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