24. November 2024

Ökonom Hickel warnt vor Folgen eines flächendeckenden Lockdowns

Der Ökonom Rudolf Hickel warnt vor den Folgen eines erneuten flächendeckenden Lockdowns. „Ein flächendeckender Lockdown, wie es ihn im Frühjahr mit der Schließung von Geschäften, der Gastronomie und der Reisebranche gab, würde zur Demontage von Unternehmen,zu Massenarbeitslosigkeit, sozialer Spaltung und politischer Destabilisierung führen“, erklärt Hickel im Interview mit der Zeitung „nd.DerTag“ (Freitagausgabe). Die Schäden in der Wirtschaft seien bereits jetzt sehr groß. „Besonders kleine und mittlere Betriebe, die auch die lokale Ökonomie prägen, hat es getroffen“, so Hickel.

Laut Hickel, der Mitbegründer Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik und einer der profiliertesten linken Ökonomen des Landes ist, werden die nächsten Wochen entscheiden, ob es zu einem zweiten Lockdown kommt. „Endlich setzt sich die Erkenntnis durch: Die ökonomische, soziale und politische Entwicklung hängt derzeit ausschließlich vom Verhalten der Menschen ab, vor allem den Ignoranten der Coronakrise“, sagt Hickel. Die neoliberale Basisideologie vom Ego-Individualisten habe das Virus infiziert. Das Wohlergehen des Einzelnen sei vom Wohlergehen der Anderen abhängig. „Coronablindes Saufen im Rudel erzeugt kollektiv das Schließen der Kneipen“, so Hickel.

Der Finanzexperte bezeichnete die Ankündigung von Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, wegen der Coronakrise aufgenommene Kredite bereits ab 2023 wieder tilgen zu wollen, als „absoluten Unfug“. Hinter der Ankündigung von Scholz stecke eine „gnadenlose Fehleinschätzung der ökonomischen Lage“. Die Coronakrise erzeuge einen exogenen Schock und keinen der Konjunktur vergleichbaren Abschwung, dessen Grund in den Gesetzen des Wirtschaftskreislaufes liege und nach dem es automatisch wieder bergauf gehe. „Zuvor gesunde Unternehmen werden ohne Eigenverschulden in die Krise gezwungen. Darüber hinaus verändert die Pandemie grundlegend, wie wir arbeiten, konsumieren und leben“, so Hickel.

Quelle:

nd via ots

Wirtschaft & Gewerkschaft