Jede Gewalttat ist eine zu viel!
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt Maßnahmen zur Gewaltprävention und mahnt die Bundesregierung, die Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gegen Gewalt und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu ratifizieren.„Jede Gewalttat ist eine zu viel“, sagte Marlis Tepe heute in Frankfurt a.M. mit Blick auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Mittwoch. „Gemeinsam müssen wir für dieses Thema konsequent sensibilisieren und ein Klima schaffen, das Gewalttaten brandmarkt und Mädchen von klein auf lehrt, wie sie sich gegen Gewalt wehren können.“ Tepe appellierte zudem an die Gleichstellungsministerinnen und -minister der Staaten der Europäischen Union (EU), damit sich die Mitgliedsländer für die Ratifizierung der ILO-Konvention 190 einsetzten. Gewalt und sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz wirksam zu bekämpfen, werde zurzeit durch die hartnäckige Blockade einiger osteuropäischer EU-Staaten aufgehalten. Deshalb komme man auf nationaler Ebene trotz guter Vorbereitung momentan keinen Schritt voran.
„Die Corona-Pandemie hat zu einem gesellschaftlichen Ausnahmezustand geführt: Viele Menschen sind in prekäre Arbeitssituationen gerutscht, die Kontaktbeschränkungen treiben in die Isolation und die eigenen vier Wände. Die häusliche Gewalt ist gestiegen“, betonte Tepe. „Die alltägliche Gewalt wird unsichtbarer, Frauen und Mädchen verlieren Schutzräume.“
Auch Kinder würden direkt Opfer häuslicher Gewalt oder erlebten diese mit. „Schule und Kita spielen als Schutzräume eine wichtige Rolle. Die Präventionsarbeit in den Einrichtungen habe zentrale Bedeutung“, sagte Tepe. „Hier können sich Kinder und Jugendliche artikulieren. Nur wenn die Sprachlosigkeit durchbrochen wird, können Gewaltverhältnisse zerschlagen und Handlungsräume eröffnet werden.“ Deshalb unterstütze die GEW Bildungsangebote zur Gewaltprävention und setze sich für mehr Fort- und Weiterbildungsangebote für Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte ein, damit diese einen souveränen Umgang mit dem Thema in der Schule entwickeln und etwa Mädchen besser schützen können.
Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren Partner. Betroffen sind Frauen aller sozialen Schichten. Auch in Deutschland ist Femizid, die Tötung von Frauen und Mädchen wegen ihres Geschlechts, eine Bedrohung. Angaben des Bundeskriminalamts zur Partnerschaftsgewalt zufolge wurden im Jahr 2019 114.903 Frauen Opfer partnerschaftlicher Gewalt und 117 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt mit tödlichem Ausgang. Die Dunkelziffer bei diesen frauenfeindlichen Straftaten liegt weitaus höher.
Quelle: GEW – GEW: „Jede Gewalttat ist eine zu viel!“