Radikalisierung mit Ansage
Ein Kommentar zur „Querdenken-Demo“ in Leipzig
Brandanschläge auf das Robert-Koch-Institut, Sprengstoffanschläge in Berlin Mitte, Zerstörungen im Pergamonmuseum, Morddrohungen gegen ÄrztInnen und Pandemie-ExpertInnen, Aufruf zu Angriffen auf JournalistInnen, PolitikerInnen und Polizisten.
Im Vorfeld der Demo in Leipzig am 07.11.2020 war klar, trotz des aktuellen „Lockdown-Light“, würden Menschen anreisen und sich nicht an kleinste Anforderungen, wie Abstände oder Maske tragen halten. Trotz Verbot von Demos oder der Beendigung der Kundgebung durch die Polizei, passierte nichts. Ungestört liefen tausende Rechstradikale, rechte Hooligans, Holocaustleugner, Reichsbürger und rechte Kameradschaften dicht an dicht durch Leipzig.
Aggressiv gehen die Demonstrierenden gegen alles vor was ihnen im Weg steht, seien es Gegendemonstrierende oder Polizei. Letztere, wie man auf vielen Videos auf diversen Social-Media-Kanälen sehen konnte, reagierte kaum, zog sich selbst bei direkten Attacken auf einzelne Polizeibeamte zurück, passierte nicht viel. Es wurden Sympathiebekundungen in Richtung der Demonstrierenden gezeigt. Nur mal zur Einordnung: bei einer Linken Demo, wie beispielsweise zum G20, führten schon zusammengeknotete Transparente oder Vermummung zu brutalster Auflösung der Demos durch die Polizei.
In Leipzig war die Polizei trotz eins großen Aufgebots anscheinend nicht willens, die Rechten zu stoppen. Klare Sympathien für rechte Positionen innerhalb der Polizei wurden in den letzten Monaten, nicht nur in Sachsen, aufgedeckt. Möglicherweise lag das ja daran, dass die Polizisten lieber die Gegendemonstrierenden attackierten, als zu verhindern das Rechte eine Demonstration in der Leipziger Innenstadt durchsetzen.
Dank des Livetickers des MDR wurde der Feind des Tages am Ende noch klar gezogen: Die „bösen Linken“ in Connewitz, die gegen die „Querdenker“ demonstrierten und – Überraschung – mit einem großen Polizeiaufgebot inklusive Räumpanzer und vier Wasserwerfern bekämpft wurden. Leipzig reiht sich ein in eine zunehmende Radikalisierung der „Querdenken-Proteste“.
Zunehmende Kritik an den Corona-Maßnahmen wird von dieser Bewegung aufgefangen und Gewalt gegen Andersdenkende wird akzeptiert. Es wird sich lieber über den Mundschutz als über die realen Probleme der aktuellen Krise, wie marode Infrastruktur, schlecht ausgestattete Krankenhäuser und Schulen, sowie Entlassungen im Industriesektor aufgeregt. Es ist zu befürchten, dass die Radikalität zunehmen wird, doch sollten wir nicht aufhören in Schule, Uni und Betrieb die Diskussion mit unseren Mitmenschen zu suchen, um sie nicht in die Arme derer zu treiben, die auf den Schutz der Mitmenschen vor Corona keinen Bock haben. Sie verweigern ignorant Masken, Abstände und haben anscheinend keine Angst auch nur eine Strafe dafür zu kassieren.
Wer nach 1,2 Millionen Coronatoten weltweit durch Corona noch immer nicht verstanden hat, dass die Krankheit wirklich existiert, zeigt dass ihm Menschenleben egal sind.
Uns sind sie es nicht!
Torben, Berlin
Leiter Antifa AG der SDAJ
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