24. Dezember 2024

Nur wenn der Klimawandel Lüge ist, brauchen wir Wasserstoff nicht

Auch wenn wir davon ausgehen, daß unter bürgerlichen Vorzeichen eine Regierung nichts anderes ist als der oberste Verwaltungsrat des real existierenden Kapitalismus im jeweiligen Land, müssen wir von ihr verlangen, daß die Ziele der einzelnen Politikfelder übereinstimmen und sich nicht gegenseitig widersprechen sowie verunmöglichen um offiziell bekannt gegebene Ziele zu erreichen.

Wir können schließlich nicht tatenlos zusehen, wie die Lebensbedingungen auf diesem Planeten immer schlechter werden, weil die Umwelt zerstört wird, bevor wir den schönen Satz von Karl Marx verwirklichen können: »Die Freiheit besteht darin, den Staat aus einem der Gesellschaft übergeordneten in ein ihr durchaus untergeordnetes Organ zu verwandeln.« Allerdings sollten wir bei allem, was wir tun, dieses Ziel nicht vergessen.

Ist der Klimawandel nichts als eine Lüge?

So manches, was die Regierenden tun, legt diesen Schluß nahe. Das obwohl immer wieder hoch und heilig versichert wird, über allem stehe das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens, dafür zu sorgen, daß die Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad Celsius begrenzt wird im Idealfall und im schlimmsten Fall unter gar keinen Umständen über 2 Grad Celsius ansteigt.

Das ist eine schöne Botschaft, doch hat das gleich einmal den Makel, daß der Ausstoß von Treibhausgasen durch Armeen in diesem Abkommen außen vor bleibt. Dabei handelt es sich leider keineswegs um vernachlässigbare Mengen, denn wenn alle Treibhausgase aller Armeen zusammengezählt werden, katapultiert dies das Militär auf Platz 1 vor allen Ländern der Welt nach dem was ihnen offiziell angerechnet wird (also nach Herausnehmen des Militär-Ausstoßes).

Bereits da ist festzustellen, daß das nicht funktionieren kann, wenn der größte Emittent weltweit weggelogen wird – er ist ja dennoch da, auch wenn er im Pariser Abkommen »ausgeklammert« wird. Es kann noch weniger funktionieren, wenn die Nord-Atlantische Terror-Organisation (abgekürzt NATO) mit ihrer Aufrüstungspolitik einen Rüstungswettlauf ankurbelt, der unweigerlich zu einem höheren Treibhausgas-Ausstoß führt. Der ist dann schließlich eindeutig in der Atmosphäre vorhanden, auch wenn er nicht in die Berechnungen zum Ausstoß der einzelnen Staaten hinzugerechnet wird.

Eine propagandistisch grün behübschte Armee mit Photovoltaik-Panelen auf Kasernen-Dächern, wie in Luxemburg angekündigt, hilft da nicht weiter. Denn die Inbetriebnahme des A400M-Militärtransportfliegers wird 2021 mit fossilen Brennstoffen erfolgen und folglich zusätzliche Treibhausgase ausstoßen gegenüber 2020 – mehr als sich mit den Panelen einsparen läßt.

Schön, es ist irgendwie logisch, daß so ein Flieger seine Energie nicht aus mitgeführten Batterien beziehen kann. Die wären eindeutig zu schwer und würden jede Zuladung verunmöglichen. Diese Feststellung gilt allerdings ebenso für die Cargolux-Frachtflugzeuge und alle Langstreckenflugzeuge.

Und kurze Distanzen sollten der Umwelt wegen eigentlich mit Zügen erledigt werden, was von der Luxair nur noch die Ferienflüge übrig ließe, gäbe es denn eine ordentliche Schienenanbindung des Landes ans schnelle internationale Netz. Die gibt es aber nicht, und sie ist auch nicht in Sicht, denn es geschieht absolut nichts, um das zu verwirklichen. Da haben wir also eine weitere Inkonsequenz jener Regierenden, die vorgeben die Pariser Klimaziele verwirklichen zu wollen.

Deren Verwirklichung wäre jedenfalls angebracht, denn den Klimawandel gibt es und die Meere erwärmen sich ebenso wie die Landmassen – das ist meßbar.

Laut UNO-Feststellungen hängt z.B. das Leben von 700 Millionen Menschen von der Existenz der Korallenriffe vor den Küsten ab. Wenn diese wegen der Erwärmung des Meerwassers absterben, werden diese Leute nicht bleiben können, wo sie heute leben. Sie werden von dort wegziehen müssen. Das wird ungeheure Kosten verursachen, weit mehr als heute nötig sind, um diesen Temperaturanstieg zu verhindern. Wobei wir uns dann im Gegensatz zu heute nicht um diese Kosten herumdrücken können – wir können ja schließlich nicht 10% der Weltbevölkerung an irgendwelchen Grenzen erschießen lassen. Und das ist nur ein einziges Beispiel.

Wir werden aber einen Ausstieg aus fossilen Energiequellen und damit ein Ende des heute noch immer stärker werden Ausstoßes von Treibhausgasen bis 2050 nicht bewerkstelligen können ohne Wasserstoff, wir werden auch die offiziell jetzt verkündeten Reduktionsziele von 2035 nicht ohne Wasserstoff erreichen. Dies weil heutige Großemittenten – Armeen, Fliegerei, Schifffahrt, Industrie – sich nicht auf Batteriestrom umstellen lassen, viele Industrieprozesse gar überhaupt nicht auf Strom, aber durchaus auf Wasserstoff.

Wenn also, wie von grüner Seite als Argument gegen Wasserstoff immer wieder angeführt, eine Erzeugung von grauem Wasserstoff aus Gas von 50 Millionen Tonnen für die Industrie zu 500 Mio. t CO2 führt, warum dann nicht gleich diese in der Industrie benötigte Menge aus erneuerbarer Energie herstellen? Schön, das kostet was, aber erheblich weniger als die Neuansiedlung von 700 Millionen Menschen!
Die Vertröstungspolitik auch der Luxemburger Regierung, Wasserstoff werde erst nach 2050 interessant, ist fatal, denn sie verhindert, daß heute geschieht, was technisch sofort möglich ist.

jmj

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek – Nur wenn der Klimawandel Lüge ist, brauchen wir Wasserstoff nicht

Luxemburg