Zuversicht, trotz großer Unsicherheiten
2020 geht zu Ende – ein Jahr mit vielen Schwierigkeiten und Sorgen. Noch bei der Protestaktion der KPL gegen die Schließung der Rümelinger »Spuerkees«-Agentur am 5. März, zu der mehr als 150 Rümelinger Bürger gekommen waren, konnte niemand ahnen, welches Ausmaß die Corona-Pandemie annehmen werde.
Doch bereits wenige Tage später, und nach einer zweiten erfolgreichen Protestaktion am 12. März vor der Sparkassenfiliale in Esch-Lallingen, musste die Kampagne wegen der Gesundheitskrise und des wenige Tage später von der Regierung verhängten nationalen Notstands abgebrochen werden.
Die seither ergriffenen Maßnahmen, die dazu dienten, die Corona-Pandemie zu bekämpfen, die allerdings nicht in allen Fällen durchdacht waren, führten zeitweise und bis heute zu ernsthaften Einschränkungen der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Aktivitäten und des gesellschaftlichen Lebens.
Zehntausende Lohnabhängige, die zu Kurzarbeit gezwungen wurden, müssen Lohneinbußen hinnehmen, Freischaffende, Restaurant- und Hotelbesitzer haben starke Einkommensverluste zu beklagen, die vom Staat nur teilweise kompensiert werden, und eine Reihe von Unternehmen nehmen die Corona-Krise als Vorwand, um längst geplante Rationalisierungen und Abbaupläne umzusetzen – siehe Arcelor/Mittal, Guardian und SES.
Vor allem machte die Gesundheitskrise eine ganze Reihe von Problemen, die es seit langem gibt und die wir den verschiedenen Regierungen zu verdanken haben, wie in einem Brennglas deutlich, darunter der Personalmangel im Gesundheitswesen, und damit verbunden die schlechten Arbeitsbedingungen der Lohnabhängigen im Gesundheits- und Pflegesektor.
Ein Ende der Corona-Pandemie ist derzeit nur schwer abzusehen, auch wenn inzwischen Impfstoffe entwickelt wurden und gerade eine Impfkampagne angelaufen ist, die lange Monate in Anspruch nehmen dürfte.
Doch selbst wenn die Gesundheitskrise schnell vorübergehen sollte, wird das nicht der Fall sein für die Wirtschafts- und Sozialkrise, die es bereits zuvor gab und die auch nach der Corona-Krise fortbestehen wird, weil sie zum Kapitalismus gehört, wie der Donner zum Gewitter.
»Solidarität« ist dem Kapitalismus wesensfremd, weshalb erwartet werden muß, dass es 2021 und 2022 seitens des Kapitals starke Bestrebungen geben wird, um mit Hilfe der Regierung die negativen Folgen der Krisen auf die Schaffenden und Rentner abzuwälzen.
Das zu verhindern, ist die Herausforderung vor der die Lohnabhängigen, die Gewerkschaften und die Kommunistische Partei, die 2021 den 100. Jahrestag ihrer Gründung begeht, in nächster Zeit stehen werden.
Trotz großer Unsicherheiten gibt es Anlass für Zuversicht und Hoffnung, denn gerade während der vergangenen Krisenmonate haben viele Lohnabhängige die Erfahrung gemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Es bedarf großer Veränderungen, damit verhindert wird, dass eine kleine Minorität von Aktionären und deren Helfer die Menschen und die Natur des Profits wegen weiter rücksichtslos ausbeuten können, und Spekulanten sich dumm und dämlich verdienen dürfen, während für viele Wohnungsnot herrscht.
Egoismus und Ellenbogenmentalität müssen Platz machen für Solidarität und soziale Gerechtigkeit. Weil andernfalls die Probleme, vor die sich die Schaffenden gestellt sehen, nicht zu lösen sein werden, lohnt es sich, für ein besseres Leben und eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen.
In diesem Sinne: Alles Gute für 2021!
Ali Ruckert
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek – Unser Leitartikel: <br/>Zuversicht, trotz großer Unsicherheiten