Corona: Probleme nicht auf die Beschäftigten von Krippen und Kitas abwälzen
Nach landläufiger Meinung sind im gegenwärtigen Lockdown die Krippen und Kitas geschlossen. „Es gibt aber viele Krippen und Kitas im Normalbetrieb“, erklärte dagegen die Leiterin des Fachbereichs Gemeinden bei ver.di Bayern, Brigitte Zach. Wie im Frühjahr 2020 gebe es eine Notbetreuung. Allerdings sei nun nicht mehr die Rede davon, dass die Eltern, die in der kritischen Infrastruktur beschäftigt sind, ihre Kinder in der Kita betreuen lassen können.
Sozialministerin Trautner spreche davon, dass die Notbetreuung ultima ratio sein müsse; vorrangig sollen Home-Office oder Kinderkrankentage genommen werden, bevor eine Notbetreuung in Anspruch genommen werde. „Die Realität sieht aber deutlich anders aus“, berichtete Zach. Es heiße zwar, dass in Bayern etwa ein Viertel der Kinder in der Kinderbetreuung sind, aber in manchen Krippen und Kitas herrsche Regelbetrieb. Das Ziel des Lockdown, die Kontaktreduzierung, funktioniere deshalb hier nicht. Zumal es große Unterschiede gebe, sowohl regional als auch nach Trägern. Während die einen ganz geschlossen sind, sind die anderen fast im Normalbetrieb. „Hier ist Nachsteuern zwingend notwendig“, so Zach.
„Statt einheitliche Regelungen für ganz Bayern zu treffen, wird die Betreuung voll auf die Leitungskräfte und die Erzieherinnen abgewälzt“, kritisierte Zach. Diese sollen auch noch prüfen, ob die Eltern der Kinder in Risikogebieten gewesen sind. „In dieser Situation fühlen sich die pädagogischen Fachkräfte von der Politik völlig im Stich gelassen“, so Zach. Diese müssten die Konflikte mit den Eltern austragen, während sich die Träger den Unmut der Eltern nicht zuziehen wollen. Dabei stünden sie in der Verantwortung, ihre Beschäftigten ausreichend zu schützen. Wenn das Ziel in der Corona-Pandemie die Kontaktbeschränkung sei, dann gelte dies auch für die Beschäftigten in den Kitas, so Zach.
Erzieherinnen sind nach einer AOK-Studie die Beschäftigtengruppe, die am meisten von einer Corona-Infektionen betroffen ist, noch vor den medizinischen Berufen. „Sollen die Beschäftigten in den Kitas die Folgen der Corona-Pandemie tragen?“, fragte Zach. Die Träger müssten gehalten werden, ihre Arbeitgeberpflichten zu erfüllen. „Wir fordern deshalb die Politik auf, schnellstmöglich einheitliche Standards bei der Kinderbetreuung herzustellen“, betonte Brigitte Zach.
Quelle: ver.di Bayern – Corona: ver.di fordert einheitliche Standards für Krippen und Kitas