Militäraktionen im Westen Kolumbiens sorgen für Unruhe
In einem Kommuniqué des Comando Coordinador de Occidente (CCO), zu übersetzt dem Westlichen Koordinationskommando der FARC-EP, werden die Militäroperationen von der Armee kritisiert, die zu Vertreibungen und Toten in der Region der Gemeinden Argelia, El Tambo und López de Micay führen. In dieser Region im Cauca sind die aufständischen Strukturen der mobilen Kolonne Jaime Martínez und die Front Carlos Patiño der FARC-EP präsent Und von ihnen stammt das Kommuniqué. Sie kämpfen hier gegen staatliche und paramilitärische Strukturen, aber auch gegen das ELN. Das westliche Koordinationskommando steht in enger Verbindung zu den Einheiten im Osten unter der Ersten Front Armando Ríos und anderen Strukturen der Guerilla.
In dem Kommuniqué beruft sich die FARC-EP die Militäroperation zur sogenannten Rückeroberung des Gebietes Cañón del Micay, das seit Anfang Februar mit einer Stärke von 2000 Soldaten durchgeführt wird. Unter dem Vorwand einer humanitären Krise beabsichtigen sie, das Gebiet für die Entwicklung von Wasserkraftwerken und die Aneignung von Wasserquellen zu sichern. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass die Armee solchen Großprojekten und wirtschaftlichen Interessen Vorschub leistet und darauf auch auf paramilitärische Strukturen zurückgreift.
Dabei greift die FARC-EP den Bürgermeister von Argelia an, der in Mitteilungen die Präsenz der Armee begrüßt hat. „Herr Bürgermeister, vergessen Sie nicht, dass die Bauernschaft ihrer Gemeinde die militärische Präsenz des Staates immer abgelehnt hat, weil es den Tod gebracht hat, Menschenrechtsverletzungen, Diebstähle von Landmaschinen, dazu kommt die Angst vor Vergewaltigung von Mädchen durch Mitglieder der Armee in anderen Teilen des Landes, das Auftreten von Soldaten ohne Abzeichen, vermummte oder verfälschende Guerillagruppen und die von der nationalen Regierung vorgeschlagenen Pläne zur Zwangsausrottung und Luftbesprühung.“
Es sind die üblichen Schilderungen, die die Bevölkerung auf dem Land erleiden muss, wenn das Militär präsent ist. Sie verhalten sich dabei wie eine Besatzungsarmee und sehen in der lokalen Bevölkerung den potenziellen Feind und versuchen dabei, gemäß der Regierungsdoktrin alles umzusetzen, was nach Aufstandsbekämpfung aussieht. Die Pflanzungen werden zerstört, die Bevölkerung der Lebensgrundlage beraubt, hinzu kommen Einschränkungen in Mobilität, Warentransport und repressive Maßnahmen, wie Festnahmen, Bedrohungen und das Verschwindenlassen von Personen. Häufig nutzen sie dafür keine Abzeichen oder die der FARC-EP und imitieren damit die Guerilla, um ihr politisch zu schaden.
Die Armee ist Teil einer Geopolitik, um Ressourcen zu erschließen und diese auszubeuten. Es ist die militärische Besetzung als erster Schritt zur Sicherung dieser Gebiete und zur Erschließung dieser Projekte. Daran erinnert die FARC-EP in ihrem Kommuniqué. „Es ist nicht fair, dass die tapferen Bauern Argelias heute durch Aussagen wie die, die sie gestern gemacht haben, stigmatisiert werden. Es ist nicht fair, dass Bauern, die freiwillig an das nationale umfassende Substitutionsprogramm angeschlossen sind und an das Wort der Regierung glauben, heute nur noch Drohungen mit Besprühungen aus der Luft und erzwungener Ausrottung hören. Die Bauernschaft, für die der Wert des Wortes immens ist, hat keine andere Wahl, als die militärische Präsenz abzulehnen (…)“.
Es ist immer wieder dasselbe Klagelied. Obwohl sich die Bauern dem Ersatz der illegalen Pflanzen wie Koka verpflichtet haben und dies im Friedensabkommen so festgelegt wurde, gibt es keine Unterstützung seitens der Regierung. Stattdessen werden sie diskriminiert, ihrer Lebensgrundlage beraubt und sie vom Boden und aus der Luft angegriffen. Sie werden enteignet und verdrängt, sowie den geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen der Konzerne geopfert. Dies alles geschieht dann unter dem Deckmantel der Aufstandsbekämpfung, des Kriegs gegen die Drogen oder der Beseitigung einer humanitären Krise.
Quelle: Widerstand in Kolumbien – Militäraktionen im Westen sorgen für Unruhe