27. November 2024

Proteste gegen AKP-Rektor Melih Bulu verschärfen sich

Der Kampf der Studierenden gegen den von der Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP) installierten Rektor der İstanbul Boğaziçi Universität, Melih Bulu, geht weiter. Mit den Protesten gegen den regimenahen Rektor wird auch ein klares Zeichen gegen die von ihm geplante Forcierung der Bildungsökonomisierung gesetzt. In diesen Protesten maßgeblich involviert ist die Kommunistische Jugend der Türkei (TKG), die diese von Erdoğan durchgesetzte Ernennung aufs Schärfste kritisiert.

Melih Bulu, der sich inzwischen auch mit Plagiatsvorwürfen gegen seine Doktorarbeit konfrontiert sieht, hat sich dezidiert für die „Kommerzialisierung“ der Wissensproduktion ausgesprochen. Als Gründungsmitglied der AKP steht er ohnehin im Dienste des Kapitals auf dem Sessel des Rektors und wird sein Amt gegen die Interessen der Studierenden einsetzen. Im Zuge der Proteste, an denen sich nicht nur die Studierenden, sondern auch das Lehrpersonal beteiligte, wurden im Jänner 17 Verhaftungen und elf Hausdurchsuchungen durchgeführt.

Proteste und Verhaftungen weiten sich aus

Nachdem sich die Proteste in Form von Kundgebungen und Demonstrationen auf andere Universitäten und bis nach Ankara ausgeweitet hatten, wurden am Montag unter dem Vorwand der Missachtung der Coronavirus-Richtlinien 159 Studierende verhaftet. Auch in Kadıköy (Istanbul), griff die Polizei in den Protest der Menge ein, indem sie Gummigeschosse und Pfeffergas einsetzte. In beiden Städten wurden auch Dutzende von Menschen festgenommen. Das Gebäude  der İstanbul Boğaziçi Universität sowie die gesamte Nachbarschaft wurden von der Polizei indes blockiert, sodass es nicht mehr möglich war, das Gebäude zu betreten oder zu verlassen. Diejenigen, die den Campus verlassen wollten, wurden von der Polizei festgehalten, zogen die Studierenden zur Verteidigung ihrer Rechte einen Anwalt heran, wurde dieser ebenfalls festgenommen. Es kam zu zahlreichen Verletzungen durch die Polizei.

Umgekehrt wurden aber reaktionäre religiöse Kundgebungen, die gegen die Anliegen der Studierenden abgehalten wurden, mit Samthandschuhen angefasst. Islamistische Gruppierungen, die die Studierenden zu „Feinden des Islams“ deklarierten, wurden von den Polizeikräften nur aus der Ferne beobachtet und durften unabhängig von den Coronavirus-Regeln ihre wissenschaftsfeindlichen Kundgebungen abhalten.

TKP gibt nicht auf

In Kadıköy gingen die Proteste trotz des gewaltsamen Polizeieinsatzes weiter. In der Nacht bezeugten Hunderte von Einwohnerinnen und Einwohner ihre Unterstützung von ihren Häusern aus, indem sie auf Töpfe und Pfannen im ganzen Land schlugen.

Die Kommunistische Partei der Türkei (TKP) rief am Montag zur Solidarität mit den Studierenden und dem Lehrpersonal der Universität auf. Sie versprach, dass die TKP in Kadıköy sein würde, um die gerechten Forderungen der Studierenden zu verteidigen. Senem Doruk gab im Namen der TKP Istanbul eine Erklärung ab: „Die Regierung, die der Jugend, der Wissenschaft und der Arbeit feindlich gegenübersteht, greift das Volk an. Wir werden nicht aufgeben, wir werden das Land schützen.“

Das Zentralkomitee der TKP schloss in einer Stellungnahme, dass die Menschen in der Türkei nicht zulassen werden, dass das Land in Finsternis versinkt. Hier auf Deutsch nachzulesen:

„Diesmal hat der Staat beschlossen, seine Macht an jungen Menschen zu demonstrieren. Die Zukunft, die Kinder des Landes werden an der Boğaziçi durch Polizeigewalt niedergeschlagen. Dies ist ein Verbrechen, ihr begeht rastlos ein Verbrechen vor aller unser Augen. Wir werden nicht zulassen, dass ihr das Leben unserer Kinder, die wir mit endloser Fürsorge großziehen, in Finsternis verwandelt.

Die fortschrittlichen Menschen der Türkei werden euer ungerechtes, korruptes Plünderungssystem gewiss zerstören.“

Quellen: Zeitung der Arbeit/SolInternationalNews/TKP Deutschland

Quelle: Zeitung der Arbeit – Proteste gegen AKP-Rektor Melih Bulu verschärfen sich

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