27. Dezember 2024

Kommuniqué des ZK der Tudeh Partei Iran

Im Schweigen der „Stimme der Berechtigung“ der Partei, in Trauer um den unermüdlichen Kämpfer und die „geistige Kapazität“ der ArbeiterInnen und Werktätigen unserer Heimat!

In tiefer Trauer teilt die Tudeh Partei Iran das Ableben des Genossen ALI KHAWARI, dem Vorsitzenden der Partei mit. Genosse KHAWARI war ein unermüdlicher Kämpfer, der sich in seinem beinahe 80-jährigen Bemühen für die Durchsetzung der Rechte der Werktätigen einsetzte.

Allen Widrigkeiten zum Trotz- jahrelange Haft und Folter unter dem Schah-Regime, endlose Emigrationszeit und die Propagandaschlacht des islamischen Regimes gegen ihn und die Partei- ist er bis zum letzten Moment seines erfüllten Lebens, wie er selber immer sagte, als Parteisoldat seinen Pflichten treu geblieben. Er spielte in der schwierigsten und sensibelsten Zeitgeschichte unserer Partei eine besondere und entschiedene Rolle für die Kontinuität der Arbeit und den Kampf der Tudeh Partei Iran.

Genosse RAHMAN HATEFI, einer der Parteihelden, vermerkte in einem Artikel in der Untergrundzeitung „NAWID“ Nr. 17, vom 11.02.1978 mit der Überschrift „ALI KHAWARI, die Stimme der Berechtigung unserer Partei“ unter anderem: „Genosse KHAWARI ist nicht nur ein Gefangener, sondern eine geistige Kapazität unseres kämpferischen Proletariats“.

Genosse KHAWARI wurde am 22. März 1923 in der Stadt MASHHAD geboren. Er war während seiner Jugendzeit von dem kommunistischen Gedankengut angezogen worden und war in der Entwicklungsphase unserer Partei (1940er Jahre) in der Jugendorganisation aktiv. Er musste vor dem CIA-Putsch im Jahre 1953 ungewollt das Land verlassen.

Nach einigen Jahren wurde er seitens der Parteiführung zusammen mit anderen Genossen für die Organisation des Kampfes in der Heimat beauftragt und in den Iran geschickt. In diesem Team waren neben ihm noch die Genossen HEKMATJOU, Major RAZMI und Ingenieur MASUMZADEH. Da die gefürchtete SAVAK- Geheimdienstorganisation des Schah-Regimes mittels ABBAS SCHAHRIARI in die Parteiorganisation in Teheran durchgedrungen war, wurde KHAWARI mit seinen Kameraden verhaftet und in die Folterkammer des Schah-Regimes gesteckt.

Genossen KHAWARI und HEKMATJOU wurden vor dem Militärgericht des Schahs in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Die glänzende Verteidigung der beiden Genossen während diesem Schautribunal besonders in einer Zeit, wo die Hoffnungslosigkeit und Niederlage der Volksbewegung nach dem CIA-Putsch das Land überschattete, war eine Belebung für die weiteren Aktivitäten der Parteikämpfer innerhalb und außerhalb der Gefängnisse.

Genosse KHAWARI brachte in einem Teil seiner Verteidigung das Schah-Regime historisch auf die Anklagebank. Als der Staatsanwalt sein Todesurteil verkündete, wendete er sich mutig und stolz an den Anwalt und sagte:
„Herr Staatsanwalt, Sie haben im Namen des Gesetzes und der Gerechtigkeit von dem Gericht für mich und meinen Freund das Todesurteil gefordert. Glauben Sie mir, wie Sie dermaßen gleichgültig und ruhigen Gewissens sowohl bei der Forderung wie beim dem Erlass dieser Urteile sind, bin ich auch eben so ruhig und ohne Intention. Ich wäre dann beunruhigt, wenn ich mich schuldig gefühlt hätte. Es ist für mich schon seit langem klar, dass es im Leben nicht um mich und um meine Bedürfnisse geht. Meine Existenz, meine Interessen, meine Ideale und Hoffnungen, meine Ängste und Freuden, alle diese Phänomene von mir sind in die meines Volkes aufgelöst.
Im Namen des Gesetzes und der Anklage wegen Volks- und Landesverrats wurden auch Persönlichkeiten wie JEANNE D’ARC, FUčIK, THÄLMANN, LUMUMBA, ERANI, ROUZBEH und viele andere zum Tode verurteilt worden. Wir sind auch aufgrund dieser Anschuldigung verurteilt. Sie können uns womöglich verurteilen, aber kein Mensch kann die Wahrheit verurteilen und das noch zum Tode. Die Wahrheit lebt und sie wird weiter leben.“

Genosse KHAWARI war im Gefängnis das Symbol des Widerstands, der Menschlichkeit und der Tapferkeit und gerade deswegen hatten andersdenkende Inhaftierte eine respektvolle Beziehung zu ihm.

Genosse KHAWARI wurde am Vorabend der Februarrevolution 1979 nach 15-Jahren Haft in den Schah-Gefängnissen zusammen mit einer Gruppe von politischen Gefangenen in GHASR-Gefängnis freigelassen. Ihm wurde auf Verlangen der Parteiführung und in Zusammenarbeit mit MOHAMMAD-ALI MAHMIED der Auftrag für die Organisierung des Parteibüros und die Herausgabe der ersten Nummer von „Nameh Mardom“, dem Zentralorgan der Partei gegeben.
Er wurde nach der Revolution als Mitglied des Politbüros und des Sekretariats des ZK der Tudeh Partei Iran gewählt und spielte in dieser Funktion eine wichtige Rolle bei der Fortsetzung des schweren Kampfes der Partei nach der Revolution.

Das verbrecherische islamische Regime nahm in einem umfangreichen Angriff auf die Partei zuerst im Februar 1982 und dann im Mai 1983 tausende Mitglieder und Sympathisanten der Partei in Haft. Mit der Verhaftung der Mehrheit der Führung der Partei und den anschließenden „Fernsehshows“ mit den Opfern der Folterungen und Ankündigung der Auflösung der Partei auf diesem Weg, brach eine beispiellos schwierige Zeit für den weiteren Bestand und Aktivität der Partei an.

Genosse KHAWARI als einziger Sekretär des ZKs und einige wenige Genossen der Parteiführung, die der Jagd der Häscher des Regimes entgehen konnten, übernahmen somit die historische Verantwortung für den Wiederaufbau der Führung und Organisation der Partei, des Rückblicks der Politik der Partei in den ersten Jahren nach der Revolution, und die Fortsetzung des lebenswichtigen Kampfes gegen die herrschende Diktatur, aber auch den internationalen Kampf für die Befreiung der politischen Gefangenen.
Genosse KHAWARI nahm diese Verpflichtungen zuerst als Verantwortlicher des Auslandskomitees der Partei und nach dem erfolgreichen Abschluss des 18. Plenums als 1. Sekretär des ZKs wahr.

Die schwierige Zeit der zweiten Emigration war überschattet einerseits von den Versuchen der Sicherheitsapparate des Regimes durch List, Intrige und Propaganda in die Reihen der Partei einzudringen und andererseits von den destruktiven Aktivitäten mancher Genossen, die glaubten, durch Abwesenheit der verhafteten Parteiführung für sich an Glaubwürdigkeit zu gewinnen.

Die richtige und bewusste Änderung der politischen Linie der Partei, die Veröffentlichung des neuen Parteiprogramms, die Bearbeitung eines wichtigen Dokuments bezüglich der politischen Linie der Partei nach der Revolution, das erfolgreiche Abhalten der nationalen Parteikonferenz 1986 und die Veröffentlichung von „Nameh Mardom“ – Zentralorgan der Tudeh Partei Iran, all diese Handlungen neben anderen Aktivitäten wie die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den Genossen der Volks-Fedajin-Organisation sowie die Inbetriebnahme der „Radiosendung Werktätigen“ in Afghanistan, gehören zu den wichtigen Errungenschaften der Wiederaufbauphase der Partei, wobei Genosse KHAWARI eine essenzielle Rolle spielte.

Die weitere große Herausforderung in der Zeit der zweiten Emigration war der Zusammenbruch der Sowjetunion und der sozialistischen Lager, die die theoretischen Grundzüge unserer Partei und der kommunistischen und der Arbeiterbewegung der Welt in Frage stellte. Die Abhaltung des Plenums des ZKs im März 1990 in dieser Zeit brachte zahlreiche Schwierigkeiten in der Partei und für die Parteiführung. Vor allem die Aktivitäten der Anhänger der Linie GORBATSCHOWs, die einen anderen Weg suchten, haben uns große und gefährliche Herausforderungen beschert.

Trotz einer entstandenen Spaltung des ZK und der hervorgegangenen Schwierigkeiten als deren Konsequenz konnte die Partei den Weg für die erfolgreiche Abhaltung des 3. Parteikongresses nach 47 Jahren ebnen. Die Durchführung des 3., 4., 5. und 6. Parteikongresses und die Vorbereitung für den 7ten in der nächsten Zeit deuteten auf eine glänzende Arbeit der Tudiehs in der Periode der zweiten Emigration, die ohne aktive Teilnahme und Führung des Genossen KHAWARI nicht möglich gewesen wäre.

Genosse KHAWARI war ein intelligenter Kämpfer, ein revolutionärer Denker und ein ehrwürdiger Mensch. Er könnte in einer der sensibelsten Etappen unserer Parteigeschichte mit seinen Genossen die grundsätzliche Politik und die ideologischen Fundamente der Tudeh Partei Iran basierend auf dem Marxismus-Leninismus bewahren und die Fahne der Partei der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Werktätigen unseres Landes hoch halten.

Genosse KHAWARI hat am 19. März 2021 aufgrund eines Herzstillstandes seine Genossinnen und Genossen und Mitbürgerinnen und Mitbürger verlassen. Seine menschlichen und unerschütterlichen Gedanken – in Bezug auf den historisch gerechten Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Werktätigen unseres Landes, aber auch im Sinne des notwendigen Kampfes der Tudeh Partei Iran für Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Erzielung des Sozialismus- wird ein kostbare und bleibende Erbe sein, für deren Realisierung die Tudehis bis zum Sieg kämpfen werden.

Das ZK der Tudeh Partei Iran bekundet sein aufrichtiges Beileid aus Anlass des Todes des Genossen ALI KHAWARI, die „Stimme der Berechtigung“ der Partei und die geistige Kapazität der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie der Werktätigen unserer Heimat zu seiner Hinterbliebenen, allen Mitgliedern und Sympathisanten der Partei sowie allen aufrichtigen Kämpferinnen und Kämpfer der Interessen der Arbeiterklasse und Werktätigen.
Lang lebe die Erinnerungen an Genossen KHAWARI!

Zentralkomitee der Tudeh Partei Iran 21.03.2021
(gekürzt aus dem Communiqué des ZKs der Tudeh Partei Iran, www.tudehpartyiran.org)

Quelle: Tudeh Partei Iran – Communiqué des ZKs der Tudeh Partei Iran: Im Schweigen der „Stimme der Berechtigung“ der Partei, in Trauer um den unermüdlichen Kämpfer und die „geistige Kapazität“ der ArbeiterInnen und Werktätigen unserer Heimat!

Tudeh-Partei