Aktionäre sollen zahlen
Vor der Europazentrale von Amazon auf dem Kirchberg wurden die Aktionäre des Internetriesen am Mittwoch in der Mittagsstunde von Konzernkritikern, Amazon-Arbeitern von mehreren europäischen Standorten des US-amerikanischen Konzerns, Gewerkschaftern und Umweltschützern anläßlich ihrer in der Pandemie hinter verschlossenen Türen online durchgeführten Hauptversammlung mit dem »Dead Planet Award« konfrontiert.
Den Negativpreis für 2020 hatte die in Düsseldorf ansässige Stiftung Ethik & Ökonomie (Ethecon) Jeffrey Bezos, Gründer, größter Aktionär und damals auch noch CEO von Amazon, zuerkannt, weil der reichste Mann der Welt für den weltweiten Abbau von Arbeiterrechten und die Verschlechterung von Arbeitsverhältnissen, die Zerstörung der Existenzen von Millionen von Einzelhändlern, eine umfassende Mitarbeiterüberwachung sowie »für noch unabsehbare Schädigungen der menschlichen Gesundheit, der Natur und des Erdklimas mit irreparablen Folgen für die Menschheit und den Planeten« verantwortlich sei.
»In Luxemburg hat Amazon zwecks Steuervermeidung seinen Hauptsitz in Europa«, erklärte Niklas Hoves, Geschäftsführer von Ethecon auf dem Protestpiquet. Von hier aus werde im Schatten der Pandemie und auf dem Rücken von Lagerarbeitern, Paketboten und abhängigen Einzelhändlern »abkassiert« und würden »miese Arbeitsverhältnisse in ganz Europa abgewickelt«.
Der Protest in Luxemburg wurde vom internationalen Gewerkschaftsverband UNI Global Union und der weltweiten Kampagne »Make Amazon pay!« unterstützt. Protestiert wurde gestern auch an 20 Standorten des Internetriesen auf vier Kontinenten, darunter in Berlin, Delhi, London, New York und Sydney. Für einen Kollektivvertrag bei Amazon in Leipzig streikende Arbeiter sandten »kämpferische Grüße«.
»Ein internationales Monopol kann nur länderübergreifend und solidarisch in die Schranken gewiesen werden«, erklärte Hoves. »Heute lautet unser weltweites Motto: Make Amazon Shareholders pay! – Die Amazon-Aktionäre sollen zahlen!«. Neben dem leitenden Management um Bezos seien auch die anderen Großaktionäre wie insbesondere Blackrock und Vanguard, zwei Megafonds der Finanzmärkte, denen Amazon zu wesentlichen Teilen gehört, für Gewerkschaftsfeindlichkeit, Steuerflucht, Ausbeutung im Schatten der Pandemie, Umweltzerstörung und weitere Konzernverbrechen verantwortlich.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek – Aktionäre sollen zahlen