22. Dezember 2024

„Unter erschwerten Bedingungen – Corona und die Arbeitswelt“

Die betrieblichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben die Arbeitswelt verändert. Ein Viertel der Beschäftigten sieht sich am Arbeitsplatz trotzdem nur schlecht vor einer Ansteckung geschützt. Insbesondere Beschäftigte mit vielen persönlichen Kontakten fürchten um ihre Gesundheit, so etwa Erzieher*innen, von denen sich knapp 60 Prozent große Sorgen machen. Für rund ein Drittel der Arbeitnehmer*innen haben die Infektionsschutzmaßnahmen die Ausübung ihrer Tätigkeit erschwert. Das gilt insbesondere für Menschen, die körperlich schwere Arbeit leisten oder mit anderen Menschen arbeiten (Interaktionsarbeit).

Während der Pandemie wurde Arbeit stark digitalisiert. Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) arbeitet mit neuer Software bzw. neuen Apps. Häufig ersetzt digitale Kommunikation den unmittelbaren persönlichen Kontakt. Jede*r dritte Beschäftigte ist dadurch stärkeren Belastungen ausgesetzt.

31 Prozent der Beschäftigten arbeiteten im Befragungszeitraum (sehr) häufig im Homeoffice. Die Belastungen bei der Arbeit von zu Hause sind besonders stark ausgeprägt, wenn Kinder zu betreuen sind, die Wohnung für die Arbeit nicht geeignet ist oder wenn mit neuer digitaler Technik gearbeitet wird, für die es keine ausreichende Schulung und Unterstützung gibt. Die Kosten, die beim Arbeiten in der eigenen Wohnung anfallen (Miete, Heizung, Strom etc.) werden in mehr als 90 Prozent der Fälle ausschließlich von den Arbeitnehmer*innen getragen.

Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds:

„Die Gesundheit der Beschäftigten muss auch in der vierten Pandemiewelle höchste Priorität haben. Deshalb ist es richtig, dass die Arbeitsschutzregeln verlängert und 3G am Arbeitsplatz eingeführt wurden. Nun kommt es darauf an, dass diese Regeln auch umgesetzt werden. Hier stehen die Arbeitgeber in der Verantwortung, sonst drohen zurecht Sanktionen. Insbesondere all die Menschen, die uns in den systemrelevanten Berufen seit fast zwei Jahren durch die Pandemie bringen, haben häufig nicht die Möglichkeit, ihre Arbeit von zu Hause zu erledigen. Dass sie überdurchschnittlich stark unter den Defiziten im betrieblichen Infektionsschutz leiden, sollte uns alle beunruhigen.“

Maike Finnern, Vorsitzende der GEW:

„Die Coronakrise löst für viele Beschäftigte einen Digitalisierungsschub ihrer Arbeit aus. Dieser wird auch nach der Pandemie wirken. Eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt heißt für viele Beschäftigte mehr Arbeitsbelastung. Deshalb ist es mit besserer technischer Ausstattung alleine nicht getan. Um gute Arbeit leisten zu können, brauchen die Beschäftigten gute, nachhaltige Rahmenbedingungen: IT-Support, Fort- und Weiterbildungen, auch in digitalen Zeiten den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen – und vor allem das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit.“

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall:

„Die Ergebnisse des DGB-Index Gute Arbeit 2021 zeigen: Ob das Arbeiten von zuhause den Beschäftigten tatsächlich die erhoffte Entlastung bringt, hängt maßgeblich von der konkreten Ausgestaltung ab. Ohne verbriefte Arbeitsschutzstandards und Mitbestimmung drohen den Beschäftigten noch mehr Belastungen durch Entgrenzung der Arbeit und schlecht gestaltete Bildschirmarbeit. Der Gesetzgeber muss einen Rechtsrahmen für mobiles Arbeiten einführen und dafür sorgen, dass Homeoffice nicht zur arbeitsschutzfreien Zone wird.“


Downloads:

DGB-Index Gute Arbeit: „Report 2021: Unter erschwerten Bedingungen – Corona und die Arbeitswelt“: https://index-gute-arbeit.dgb.de/-/bmo

DGB-Index Gute Arbeit: Jahresbericht 2021:
https://index-gute-arbeit.dgb.de/-/bmP

Quelle: DGB – „Unter erschwerten Bedingungen – Corona und die Arbeitswelt“

Wirtschaft & Gewerkschaft