24. Dezember 2024

Macrons Atompläne sind radioaktiver Alptraum

Auf scharfe Kritik von Anti-Atomkraft-Initiativen aus NRW und Niedersachsen sowie des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz und der Friedensnobelpreisträgerin IPPNW stoßen die Pläne des französischen Präsidenten Macron zum Neubau von sechs Atomkraftwerken sowie zur Planung von acht weiteren in Frankreich.

„Frankreich wird seine Klimaziele mit diesem teuren und gefährlichen Irrweg verfehlen, weil es den sofort nötigen massiven Umstieg auf erneuerbare Energien verpasst. Zudem erhöht sich das Risiko eines schweren Atomunfalls durch die geplanten Laufzeitverlängerungen für die alternde und immer störungsanfälligere AKW-Flotte – und die Kosten des Vorhabens sind ohne massive Subventionen durch EU-Gelder nicht zu stemmen für die französische Regierung. Allein für die Instandhaltung der laufenden AKW schätzt der französische Rechnungshof Kosten von 100 Mrd. Euro, dazu kommen die massiven Neubaukosten. Das Geld fehlt dann für die Energiewende,“ mahnt Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.

„Präsident Macron betont gerne den Wunsch nach Unabhängigkeit. Die Realität der Atomkraft ist jedoch eine andere: Das „französische“ Uran kommt zum Teil aus der postkolonial ausgebeuteten Uranmine im Niger, zu weiteren Teilen auch aus Kasachstan und Usbekistan im russischen Einflussbereich. Uranmüll entsorgt Frankreich ebenfalls gerne in Russland – erst vor wenigen Tagen fuhr wieder ein Atomschiff von Le Havre nach Ust-Luga bei St. Petersburg. Die sogenannte atomare Energie-Unabhängigkeit ist eine Fata Morgana,“ so Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

„In Lingen sehen wir, wie abhängig sich Frankreich mit seiner Atompolitik macht – insbesondere von Russland. Der französische Atomkonzern Framatome will mit der russischen Atomenergiebehörde Rosatom in Lingen ein Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung von Brennelementen gründen und so den Atommarkt noch weiter für die russische Regierung öffnen. Doch für diesen Atomdeal benötigt Macron die Zustimmung der Bundesregierung. Bundeswirtschaftsminister Habeck schweigt aber bislang trotz zahlreicher Proteste. Erst vor wenigen Tagen wurde ihm eine Resolution von 126 Umweltorganisationen aus Frankreich, Russland und Deutschland gegen den gefährlichen Deal überreicht. Wenn die Bundesregierung jetzt nicht klare Kante zeigt, macht sie sich zum Partner der französisch-russischen Atomexpansion,“ so Alex Vent vom Lingener Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland.

Die Brennelementefabrik in Lingen beliefert derzeit international umstrittene Risikoreaktoren wie z. B. Tihange und Doel in Belgien, Cattenom und Flamanville in Frankreich, Leibstadt in der Schweiz sowie Olkiluoto 3 in Finnland. Auch Reaktoren in den Niederlanden, Großbritannien, Schweden und Spanien werden von Lingen aus beliefert.

In diesem Zusammenhang warnt Dr. Angelika Claußen, Europa-Vorsitzende der IPPNW, eindringlich vor der militärischen Dimension der französischen Atompläne: „Präsident Macron geht es auch um die Modernisierung von Frankreichs Atomwaffen. Das zeigt ein Zitat aus Macrons Rede bei seinem Besuch 2020 in der Atomschmiede le Creusot: „Ohne zivile Atomenergie gibt es keine militärische Nutzung und ohne militärische Nutzung gibt es keine zivile Atomenergie.“ Im Klartext: Ohne eine Atomwirtschaft auf dem neuesten technischen Stand kann Frankreich sein Atomwaffenarsenal nicht weiter ausbauen und modernisieren – das ist auch friedenspolitisch alarmierend.“

Quelle: IPPNW

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