19. November 2024

Das Liebknecht-Syndrom

Grußwort von Aritz Rodriguez Galan (WBDJ) auf dem 25. Bundeskongress der SDAJ

Brüderliche Grüße im Namen des Weltbundes der Demokratischen Jugend (WBDJ). Zuallererst möchten wir euch, euren Genossen, Familien und Freunden unsere besten Wünsche übermitteln für die schwierigen Situation, mit der wir weltweit konfrontiert sind, in der zu dem täglichen Elend, das die Jugendlichen und Arbeiter erlitten haben, auch noch die neuen Dramen im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Gesundheitskrise der COVID-19 kommen.

Es ist eine Ehre für mich und den gesamten Weltbund der Demokratischen Jugend, an diesem Kongress unserer Genossinnen und Genossen der SDAJ teilzunehmen. Wir möchten uns für die Gastfreundschaft während dieser Tage bedanken. Die Art und Weise, wie ihr euch um uns kümmert, wie ihr die Türen eurer Häuser öffnet, ist das beste Beispiel dafür, was internationale Solidarität bedeutet: zu wissen, dass man, wo immer man hingeht, was immer man braucht, einen Genossen hat, auf den man zählen kann. Wir sind sicher, dass dieser Kongress ein Erfolg sein wird und er euch ermöglichen wird, Debatten, Analysen und Aktionslinien voranzubringen, um eure Organisation zu stärken. Aber vor allem sind wir uns sicher, dass dieser Kongress ein Schritt nach vorne sein wird, damit die deutsche Jugend als Ganzes die SDAJ als das Instrument zur Verteidigung ihrer Interessen sieht.

Ein Kongress ist ein wichtiger Meilenstein für unsere Organisationen mit einer starken Basis für den Kampf um soziale Transformation. Deshalb sind diese Veranstaltungen von großer Bedeutung, nicht nur für die Organisation selbst sondern für die antiimperialistische Jugend als Ganzes. Wir sind sicher, dass dieser Kongress euch und die Jugend auf der ganzen Welt, in unserem gemeinsamen Kampf gegen den Imperialismus und für eine Welt ohne jede Art von Ausbeutung und Unterdrückung voranbringt.

Wir erleben gerade eine der härtesten Ausprägungen des Systems, in dem wir leben. Die Wirtschafts- und Gesundheitskrise, die durch die COVID-19-Pandemie beschleunigt wurde, hat die imperialistischen Spannungen, Kriege, die Ausplünderung der natürlichen Ressourcen und die Ausbeutung nur verschärft. Seit dem Ausbruch der Pandemie war es klar, dass nicht einmal eine gesundheitliche Notlage die grundlegenden Prinzipien ändern würde, auf denen dieses imperialistischen System beruht.

Leider war das Drama von COVID-19 nicht das letzte, das unsere Generation erlebt.

Angesichts der Verschärfung der imperialistischen Spannungen, bei der die wichtigsten imperialistischen Kräfte an der Spitze der imperialistischen Pyramide (die USA, die Europäische Union und die NATO) sehen, wie andere Kräfte heranwachsen, nimmt auch die Aggressivität zu. In diesem Zusammenhang ist die Aufrechterhaltung ihrer Hegemonie und Weltherrschaft aufrechtzuerhalten und deshalb findet der Krieg in der Ukraine statt.

Es gibt eine Verschärfung der Gegensätze, die auf Einflusssphären, Marktanteilen, Rohstoffen, Energieplänen und Transportwegen beruht. Die Förderung des neofaschistischen Staatsstreichs von 2014 in der Ukraine ist ein Beispiel für diese Strategie. Die USA, die NATO und die EU arbeiten kontinuierlich an der Aufnahme der Ukraine als Mitglied in die NATO. Sie versuchen, die Ukraine vom russischen Einfluss zu distanzieren und den Staat als Marionette in der Strategie der Einkreisung Russlands zu benutzen.

Die grundsätzlichen Versuche der NATO, die Ukraine in den Kampf gegen Russland einzubeziehen, begünstigen einige andere Ursachen dieser Konfrontation, wie die Spannungen um die natürlichen Ressourcen, die Militärmanöver, die zur Eskalation der Spannungen beigetragen haben, und die bestehenden imperialistischen Interessen.

Man könnte sagen, dass der Weltbund der Demokratischen Jugend und die antiimperialistische Jugend weltweit unter dem Liebknecht-Syndrom leidet. Heute ist wieder der 2. Dezember des Jahres 1914 im Reichstag. Während es ein gemeinsames Vorgehen der herrschenden Klassen gibt, die Aufrüstung zu verstärken, den imperialistischen Krieg zu finanzieren, sich direkt oder indirekt an ihm zu beteiligen, versuchen wir, zum Frieden aufzurufen. Wie Liebknecht vor dem Reichstag sagte (weil man ihm das Wort verweigerte), „nur der Friede, der auf der internationalen Solidarität der Arbeiter und der Freiheit des Volkes beruht, kann ein dauerhafter Friede sein“.

Heute fühlen wir uns auch allein, wenn wir das Ende des imperialistischen Krieges und aller Aggressionen fordern, die bereits vor den letzten Ereignissen stattfanden. Aber wir sind nicht allein. Es gibt Tausende Karl Liebknechts weltweit, die das Ende des imperialistischen Krieges fordern und jede Eskalation der Spannungen ablehnen. Wir wehren uns gegen die angekündigten Sanktionen, weil es immer die Arbeiterklasse ist, die am härtesten unter den Folgen zu leiden hat. Wir rufen zu einer politischen und friedlichen Lösung auf, die sich auf die Interessen der Jugend und des Volkes stützt und den Willen des Volkes respektiert. Der Kampf der Völker und der Jugend ist notwendig, gegen den imperialistischen Krieg, die Monopole und die herrschenden Klassen, für die Stärkung des Klassenkampfes und des Kampfes gegen den Imperialismus.

Es ist an der Zeit, darauf hinzuweisen, dass die Jugend und die Menschen weltweit nichts aus dieser Situation zu gewinnen haben. Wir müssen die antiimperialistische Jugend weltweit ermutigen, gegen den Imperialismus zu kämpfen; für die Auflösung und sogar das Recht auf Austritt aus imperialistischen Bündnissen wie der EU und der NATO; und gegen den Beitrag der herrschenden Klassen ihrer Länder zu dieser Situation durch militärische Kollaboration, logistische Unterstützung, Bereitstellung von Stützpunkten und politische und wirtschaftliche Unterstützung. Der Kampf gegen den Krieg und für das Ende des Imperialismus, dem letzten Stadium des Kapitalismus, ist unsere Hauptaufgabe. Wir müssen weiterhin für einen dauerhaften Frieden und eine Gesellschaft frei von Ausbeutung und jeglicher Unterdrückung kämpfen.

Aber trotz aller Offensiven der herrschenden Klassen haben wir die besten Beispiele für die Selbstorganisation des Volkes erlebt, die uns Vertrauen in das Potenzial der Jugend und der Völker der Welt gegeben haben.

Genossinnen und Genossen, wir sind uns bewusst, dass dies keine leichten Zeiten sind, um zu kämpfen. Lassen Sie mich an die Kameraden Mikhail und Aleksander Kononovich denken.

Unsere Genossen des Leninistischen Kommunistischen Jugendverbandes der Ukraine. Derzeit werden sie vom neofaschistischen Regime der Ukraine inhaftiert und gefoltert. Dies ist ein neuer Schritt der ukrainischen Regierung in ihrer Strategie der politischen Verfolgung. Aus diesem Grund bekräftigen wir, dass das Leiden der Genossen Kononowitsch in der Verantwortung der ukrainischen Regierung und der imperialistischen NATO, den USA und der Europäischen Union liegen, die dieses verbrecherische Regime unterstützen. Freiheit für Mikhail und Aleksander Kononovich!

Wie wir an vielen Orten der Welt gesehen haben, sind es auch hier die Stärke und die Solidarität der antiimperialistischen Jugend! Nur wenige Stunden nach der Verhaftung war die Antwort massiv! Proteste vor den ukrainischen Botschaften, Kampagnen für ihre Freiheit, Botschaften mit der Forderung nach ihrer sofortigen Freilassung, und so weiter. Diese Solidarität ist für sie entscheidend, um zu spüren, dass sie nicht allein sind.

Natürlich ist es nicht einfach, in diesen Zeiten zu kämpfen. Aber in jedem Funken des Kampfes, der entzündet wird, steckt Hoffnung, dass er derjenige sein wird, der schließlich alles entzündet. Wie der spanische Dichter Miguel Hernández sagte: „Es gibt einen Sonnenstrahl im Kampf, der immer den Schatten besiegt“. Wir hoffen, dass dieser Kongress der SDAJ ein weiterer Sonnenstrahl sein wird, der den Schatten über den deutschen jungen Arbeitern besiegt.

Nochmals unsere besten Wünsche für die nächsten Tage, in denen ihr diskutieren, analysieren und die besten Entscheidungen für euren Kampf treffen werdet. Nach dem Kongress der SDAJ bin ich sicher, dass die deutsche Jugend, aber auch die gesamte antiimperialistische Jugend dem Aufbau einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung näher sein wird.

Das ist die Welt, von der wir geträumt und für die wir gekämpft haben.
Lang lebe die SDAJ!
Lang lebe der Weltbund der Demokratischen Jugenden! Hoch die internationale Solidarität!

Übersetzung: SDAJ

Quelle: Unsere Zeit

Opposition