In Erinnerung an Elisabeth Rizy
Ein Nachruf von Otto Bruckner und Tibor Zenker
Vor einigen Tagen erfuhren wir vom Tod von Elisabeth Rizy. Ein sehr ausführlicher, berührender und persönlich gehaltener Nachruf ihres engen Weggefährten Willi Weinert ist bereits seitens der Zeitung der Arbeit veröffentlicht worden (Lisl Rizy 1947–2022). Wir wollen hiermit noch einige Gedanken und Erinnerungen teilen, die wir mit Lisl verbinden.
Elisabeth Rizy wurde als Tochter von Berta und Otto Brichacek im Jahr 1947 geboren. Beide Elternteile waren bereits in der ersten Republik aktive Kommunisten, auch im Untergrund gegen den Austrofaschismus – und nahmen eine führende Rolle in der politischen Organisation der österreichischen Emigrantinnen und Emigranten in England ein. Nach dem Krieg war ihr Vater Vorsitzender der Freien Österreichischen Jugend (FÖJ) und gehörte auch dem Zentralkomitee der KPÖ an. Ihre Mutter Berta engagierte sich vor allem in der kommunistischen Gewerkschafts- und Frauenpolitik.
Bereits in sehr jungen Jahren war Lisl in der kommunistischen Bewegung aktiv. Ihr Studium der Soziologie und Erziehungswissenschaften schloss sie erfolgreich ab und war lange Zeit Mitarbeiterin des österreichischen Bundesverlages und dort auch als Betriebsrätin tätig. Die „Medienkoffer“, ein für die damalige Zeit multimediales Werkzeug für den Unterricht an den Schulen zu einzelnen Themenschwerpunkten, entstanden unter ihrer führenden Mitwirkung. Ihre politische Heimat blieb stets die KPÖ.
In den Wirren, die auf die Konterrevolution in den sozialistischen Ländern Europas folgten, verweigerte sich Lisl Rizy dem Zeitgeist der linken Beliebigkeit. In einer Zeit, in der die Apologeten des kapitalistischen Ausbeutersystems im Siegestaumel waren und vom „Ende der Geschichte“ sprachen, trat sie für eine Neuformierung der Kommunistischen Partei als Klassenpartei des Proletariats ein.
Sie betätigte sich organisatorisch und praktisch in der Organisation der Solidarität mit Genossinnen und Genossen, die von der BRD-Siegerjustiz verfolgt wurden.
Sie war maßgebliche Mitbegründerin und Herausgeberin der „neuen Volksstimme“ (nVs), die von 1992 bis 2010 monatlich erschien und lange Zeit die einzige Publikationsmöglichkeit für marxistisch-leninistische Positionen in Österreich bot.
International wirkte Lisl als Netzwerkerin für eine Verständigung der marxistisch-leninistischen Kräfte und legte damit gemeinsam mit Genossinnen und Genossen aus anderen Ländern den Grundstein für einen regelmäßigen politischen Dialog.
Als der Kampf innerhalb der KPÖ rund um die Jahrtausendwende eskalierte, weil ein kleiner Kreis um den Parteivorsitzenden Walter Baier die Partei immer mehr in Richtung einer linken Beliebigkeit drängte, war Genossin Rizy eine der exponiertesten Vertreterinnen des parteiinternen Widerstandes gegen diesen Kurs. Die bundesweite Sammlung der klassenorientierten Kräfte innerhalb der Partei in der „Kommunistischen Initiative zur Erneuerung der KPÖ“ fand unter ihrer maßgeblichen Beteiligung statt. Nachdem die KPÖ-Führung mit fragwürdigen Mitteln und unter Missachtung von Parteitagsbeschlüssen ihre Positionen behalten konnte, wurde an Lisl Rizy wie auch an einigen anderen ein Exempel statuiert und sie aus der KPÖ ausgeschlossen.
Die Erkenntnis, dass es innerhalb der Parteistrukturen außerhalb der Steiermark keinen Sinn mehr hatte, den Kampf in der KPÖ weiterzuführen, führte zur Gründung der „Kommunistischen Initiative“ (KI) als eigenständiger Struktur außerhalb der KPÖ im Jahr 2005. Lisl Rizy gehörte zu den Gründungsmitgliedern der KI und scheute auch nicht die Auseinandersetzung mit Kräften, die das als „Verrat“ diffamieren wollten. Viele Jahre gehörte sie dem Vorstand der KI an und hatte großen Anteil an der politisch-ideologischen und organisatorischen Weiterentwicklung der Organisation.
Als die Sammlung der marxistisch-leninistischen Kräfte in der KI als abgeschlossen erschien, begannen die Vorbereitungen zur Gründung einer neuen und eigenständigen Partei der Arbeiterklasse in Österreich. Den Schritt der Gründung der Partei der Arbeit (PdA) im Jahr 2013 ging Lisl nicht mit. Über die Jahre zeigte sie sich der Partei jedoch solidarisch verbunden und unterstützte sie auch hin und wieder. Sehr positiv wurde von ihr die Gründung der „Zeitung der Arbeit“ aufgenommen, deren Aufbau sie auch mit Spenden förderte.
Wir waren nicht immer einer Meinung, und an einer Weggabelung trennten sich die Wege mehr oder weniger. Das ändert jedoch nichts daran, dass Dr. Elisabeth Rizy als großartige Kommunistin, glühende Internationalistin und unerschrockene, streitbare Frau immer in unserer Erinnerung bleiben wird.
Quelle: Partei der Arbeit