19. Dezember 2024

Seit 75 Jahren: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN)

Auf einer Konferenz vom 15.-17. März 1947 in Frankfurt/Main wurde die deutsche „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) gegründet. Überlebenden der Konzentrationslager und Haftstätten, Rückkehrer aus dem Exil und Frauen und Männer aus dem antifaschistischen Widerstand schlossen sich zuerst in örtlichen und regionalen Gruppen zusammen. Ihre gemeinsame Überzeugung war wie im Schwur von Buchenwald: „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln, Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit!“ Das waren die Wurzeln der VVN.
Ihre internationale Anerkennung erfuhr die VVN, als sie Ende 1947 als erste deutsche Organisation nach dem Ende des Krieges gleichberechtigt in einer internationalen Struktur aufgenommen wurde, in der FIAPP (Fédération internationale des anciens prisioniers politiques). Kalter Krieg und Ost-West-Spaltung, die zur Gründung zweier deutscher Staaten führten, hatten natürlich Auswirkungen auf die Arbeit dieser antifaschistischen Vereinigung. In der BRD gab es Spaltungsversuche und staatliche Repressalien gegen ehemalige Verfolgte. So wurde das gesamtdeutsche Büro 1951 durch die Adenauer-Regierung geschlossen, VVN-Mitglieder per „Blitzgesetz“ aus dem öffentlichen Dienst entlassen und Landesvereinigungen in verschiedenen Bundesländern verboten. Ein Grund dafür war der Kampf der VVN in der BRD gegen Remilitarisierung und Renazifizierung, gegen faschistische Traditionstreffen und NSDAP-Mitglieder als Minister der Adenauer-Regierung.

Die VVN gehörte zu den Gründungsmitgliedern der FIR im Sommer 1951 und seit damals waren – bis heute – Mitglieder der VVN und des 1953 in der DDR gegründeten „Komitees der antifaschistischen Widerstandskämpfer“ in den Leitungsgremien der FIR vertreten. Diese antifaschistische Kampfgemeinschaft war für die VVN auch eine „Lebensversicherung“, als die Regierung der BRD Anfang der 1960er Jahre versuchte, die VVN zu verbieten. Die FIR und ihre Mitgliedsverbände organisierten internationale Solidaritätsaktionen und Stellungnahmen von bekannten Persönlichkeiten für die VVN. Es war auch diese Solidarität, die dazu beitrug, dass der Prozess platzte.

In den folgenden Jahrzehnten waren VVN und FIR in zahlreichen politischen Aktionen eng verbunden. Die Begleitung des Frankfurter Auschwitz-Prozesses und weiterer Verfahren gegen Naziverbrecher, die internationalen Demonstrationen in Köln und Straßburg für die Auflösung der SS-Verbände, die Aktionen gegen Berufsverbote in der BRD, zahlreiche Konferenzen zur Geschichts- und Erinnerungsarbeit oder die internationale Konferenz der FIR zum Thema Faschismus und Neofaschismus in Frankfurt/Main Ende der 1980er Jahre. Eine wichtige Grundlage für die Aktionsfähigkeit der Organisation war 1971 die Erweiterung der VVN zum „Bund der Antifaschisten“ für nachgeborene Generationen.

Die Jahre 1989/90 waren ein massiver Einschnitt für die Organisation. Die VVN-BdA hat es aber auf ehrenamtlicher Basis geschafft, sich mitgliedermäßig zu stabilisieren und politisch handlungs- und kampagnenfähig zu bleiben. Als gesamtdeutsche Organisation ist sie heute mit Kreisvereinigungen und Basisorganisationen in allen Teilen des Landes präsent. Sichtbare Erfolge konnte sie in der „noNPD-Kampagne“ erzielen, als 175.000 Menschen ihre Forderung nach Verbot der neofaschistischen NPD unterstützten. In der Kampagne „Aufstehen gegen Rassismus“ tritt sie dem Vormarsch der AfD erfolgreich entgegen. Selbst politische Angriffe der Finanzverwaltung durch den Entzug der „Gemeinnützigkeit“ konnte sie erfolgreich zurückweisen. In einer neuen Petition fordert die VVN-BdA: „Der 8. Mai muss Feiertag werden!“

Anfang der 2000er Jahre übernahm die VVN-BdA mit der Einrichtung des FIR-Büros in Berlin besondere Verantwortung für die Arbeit der internationalen Dachorganisation. Wie bedeutend diese Unterstützung ist, zeigen zwei erfolgreiche Kongresse in Berlin und andere internationale Tagungen in der BRD.

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände erleben die VVN-BdA als kämpferischen Teil der internationalen antifaschistischen Bewegung und wünschen weiterhin viel Erfolg.

AntifaVVN-BdA