22. Dezember 2024

Ehem. Militärberater Merkels gegen die apokalyptischen Reiter in Washington, Brüssel und Berlin

Während die politischen Eliten im Westen schon die Schreibtisch-Feldherren und -Feldwebelinnen geben und in eine kaum mehr überbietbare Russophobie verfallen sind, sowie in Putin den „neuen Hitler“ (Hillary Clinton) ausgemacht haben, melden sich gegen den grassierenden Kriegswahn zunehmend auch unvermutete und als „Putin-Versteher“ gänzlich unverdächtige Stimmen zu Wort. Nach dem medial unbeachtet gebliebenen ehemaligen Generalinspekteur der deutschen Bundeswehr Harald Kujat und dem von den Gazetten ebenfalls weitgehend übergangenen ehemaligen EU-Kommissar Günter Verheugen, nun der langjährige militärische Berater Angela Merkels, Brigadegeneral a.D. Erich Vad, der nicht zuletzt auch Parallelen zum mit „Saddams Massenvernichtungswaffen“, Morde an „Brutkastenbabys“ oder „mobilen ABC-Waffensystemen“ erlogenen und große Teile der Weltöffentlichkeit in Kriegshysterie versetzten Irak-Krieg zieht.

„Alle meine heutigen Erklärungen [Anm. zu angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen] sind durch Quellen, solide Quellen, gedeckt. Dies sind nicht Behauptungen. Wir geben Ihnen Fakten und Schlussfolgerungen auf der Basis solider geheimdienstlicher Erkenntnisse“, so US-Außenminister Colin Powell am denkwürdigen 5. Februar 2003 vor extra aufgestellten Bildschirmen vor dem UN-Sicherheitsrat – diesen ungeniert wie noch nie jemand zuvor belügend. Washingtons Poodle, wie man Großbritanniens Premier Tony Blair damals auch nannte, assistierte in London mit vermeintlichen Erkenntnissen britischer Geheimdienstdossier über angeblich mobile Labors zur Herstellung biologischer und chemischer Waffen. Und auch der „neue Hitler“, der „irakische Hitler“ Saddam Hussein war schon ausgemacht. Das Ganze erwies sich, ebenso wie die angeblichen bestialischen Morde an „Brutkastenbabys“, binnen kurzem als einziges Lügengebräu des Pentagons, des States Department und des SIS (besser bekannt als MI6) sowie dem politischen Führungspersonals in Washington und London.

Trotz dieser famosen Täuschung der Weltöffentlichkeit kein UN-Mandat für ihren Kriegszug erhaltend, mandatierte sich die US-geführte „Koalition der Freiwilligen“ schließlich selbst zu ihrem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf den Irak und bombte das Land in einen in Schutt und Asche gelegten „failed state“. Bereits das zehnjährige mörderische Sanktionsregime vor dem Krieg hatte zwischen einer und eineinhalb Millionen IrakerInnen das Leben gekostet. Der Krieg forderte dann weitere Hundertausende Tote.

Hunderttausende Kriegstote, Hundertausende tote Zivilisten. Ein- bis eineinhalb Millionen Opfer des verhängten mörderischen Sanktionsregimes. Verletzte, Geschändete, Gefolterte … Gesühnt wurde diese allerdings bis heute nicht, auch wenn die Befehlshaber in Washington, London und anderen Metropolen allesamt bekannt sind. Niemand kam nach Den Haag oder wurde zur Rechenschaft für den Blutrausch und die Kriegsverbrechen gezogen. Keinerlei Konten wurden eingefroren, auch wenn das US-Kabinett geradezu ein politisch geschäftsführender Ausschuss der Öl-Multis oder US-Oligarchen war. Das gesamte Personal hatte quasi einen Stallgeruch aus der Öl-Branche war vorrangig neokonservativ und/oder Teil der Religiöse Rechten. Irgendwelche wirtschaftlichen Reaktionen, geschweige denn die Länder auch nur als Paria zu erklären, stand ebenfalls nicht einmal zur Debatte. Es war ja ein westlicher Kriegsgang und ein westliches Gemetzel – inklusive massiver Kriegsbeteiligung der Ukraine an der Seite der USA. Auch musste sich kein Künstler und keine Künstlerin, kein Sportler und keine Sportlerin erklären wie sie’s mit dem völkerrechtswidrigen Waffengang und Kriegsverbrechen halten. Im Gegenteil, als der sozialkritische Regisseur Michael Moore die Hollywood-Preisverleihung nutzte um als Kriegsgegner das Wort zu ergreifen, wurde dieses im Anschluss mit einem Piep überlegt und für die Oscar-Verleihungen danach eine kurze Zeitverzögerung in der „Live-Übertragung“ eingeführt um solchen Widerborstigkeiten für Frieden und Präsidentenkritik künftig einen Riegel in der Ausstrahlung vorzuschieben.

Joe Biden, der heutige selbsternannte Chefankläger gegen „Völkermord“ wiederum, war seinerzeit einer der mächtigsten und einflussreichsten Verbündeten für den Irakkrieg seitens der Demokraten. Der Militäranalyst Daniel L. Davis etwa schreibt dazu: „Biden hat als Ausschussvorsitzender im US-Senat eine entscheidende Rolle gespielt. Er war sehr einflussreich und erfolgreich darin, die Leute zu überzeugen, diesen Krieg im Irak zu führen. Er war sehr bestimmt, ein Hardliner.“ Ansonsten zeichnete er sich 2003 insbesondere noch dadurch aus, dass er als einer von nur neun Senatoren das Begräbnis des prägenden, militanten Rassisten Senator Strom Thurmond besuchte, um ihn als „tapferen Mann“ zu ehren.

In den für die öffentliche Meinung entscheidenden zwei Wochen vor Kriegsbeginn liefen in den USA die Fernsehsender heiß und gab es gab es sage und schreibe 393 Interviews zur Kriegsfrage. In lediglich 3en dieser fast 400 Sendungen kamen auch Kriegsgegner zu Wort. Die mediale Kriegspropagandamaschine lief auf Hochtouren. Nicht unähnlich heute. Und das Sprichwort, dass das erste Opfer des Krieges die Wahrheit ist, feierte regelechte Urstände – wenngleich man präzisierend sagen müsste, dass die Wahrheit bereits ein Opfer der vorbereitenden Kriegspropaganda war. Eine Studie des Center for Public Integrity wies allein 8 US-Spitzenpolitikern nahezu unfassbare 935 öffentliche Lügen in nur zwei Jahren vor dem Waffengang nach. Darunter US-Präsident George Bush jun., sein damaliger Außenminister Colin Powell, Vize-Präsident Dick Cheney, die ehemalige nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice sowie Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.

Die erstunken und erlogenen Kriegsgründe der US-geführten „Koalition der Willigen“, das aus wilden kriegsideologischen Bestimmungsstücken gestrickte Narrativ des Waffengangs und seine propagandistische Vorbereitung, sollte Nachdenklichen noch heute eine deutliche Warnung vor der rund um die Uhr auf uns einprasselnden westlichen Kriegsberichterstattung sein.

Einem gesottenen Militär wie Brigadegeneral a.D. Erich Vad ist das natürlich bekannt. Insofern verwundert es wiederum nicht, dass er sich trotz des Dauerfeuers des täglichen Kriegsgetrommels einen nüchterneren Blick und Verstand bewahrt hat.

Und so warnt der einst oberste Militärberater Deutschlands denn auch davor, dem russischen Präsidenten Waldimir Putin „das Menschsein abzusprechen und ihn zum krankhaften Despoten abzustempeln, mit dem man nicht mehr reden könne“, sowie vor der allenthalben aufgebrandeten „Kriegsrhetorik“.  So völkerrechtswidrig und furchtbar der Ukraine-Krieg für Vad ist, so stehe dieser doch in einer Kette vergleichbarer Kriege jüngeren Datums. „Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan – so neu ist das alles nicht“, erklärt Vad. Und konstatiert: Auch die viel zu vielen toten Zivilisten und die Massaker, die sich jetzt im Ukraine-Krieg ereigneten, seien leider nicht außergewöhnlich.

„Im Krieg werden Unschuldige getötet. So ist der Krieg. Das ist leider systemimmanent.“ So empathie- und mitleidslos dies auf den ersten Blick klingt, erinnert Vad die entschlossenen Kreuzzügler gegen Moskau und mediale Öffentlichkeit an den Irakkrieg. In diesem Krieg und während der darauffolgenden Besetzung des Landes, so der ehemalige Generalinspekteur des NATO-Staats Deutschland, sind Hunderttausende von Zivilisten getötet worden. „Damit verglichen, fällt Putin nicht aus dem Rahmen. Hier muss man die Kirche im Dorf lassen – so erschütternd die Bilder auch sind.“

Und wenn es zum Beispiel heiße, die Russen hätten eine Geburtsklinik unter Feuer genommen, Vad weiter, dann schwinge dabei mit, dass dies absichtlich geschehen sei. „Es ist aber sicher nicht Putins Absicht gewesen – warum sollte er das tun? Er wird dafür weltweit an den Pranger gestellt. So schrecklich das ist, aber das und die Inkaufnahme tausender toter Zivilisten hatten wir im Irak, in Libyen, in Afghanistan genauso.“ Die seitens Militärs sogenannten Kollateralschäden in der Ukraine seien bisher sogar weitaus geringer als etwa im Irak oder in Afghanistan.

Der ehemalige Militärberater Kanzlerin Merkels und NATO-General ist natürlich schon quasi von Haus aus weit davon entfernt den Waffengang Moskaus und das humanitäre Leid in der Ukraine durch seine Komparatistik zu rechtfertigen. Aber er hat sich im Unterschied zu den Kriegspropagandisten diverser Couleurs einen nüchternen Kopf und ein historisches Gedächtnis bewahrt.

Entsprechend klar spricht sich der Sicherheitsexperte und Militäranalyst denn auch gegen die Lieferung schwerer Waffen aus. Selbst wenn Wolodymyr Selenskyj einen schon beinahe wahnwitzigen Hang an den Tag legt, sogar einen großen heißen Krieg zu befeuern und einen atomaren Supergau in Kauf zu nehmen. Der Westen ist ohnedies schon nicht nur wirtschaftliche Kriegspartei. Die Lieferung schwerer Waffen gegen Russland seien, so Vads Mahnung, jedoch potenziell ein „Weg in den Dritten Weltkrieg.“

„Wenn wir den Dritten Weltkrieg nicht wollen, müssen wir früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik raus und Verhandlungen aufnehmen“, das Resümee des Brigadegenerals a.D. gegen die apokalyptischen Reiter des Westens.

Quelle: KOMintern

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