Kurzlebige Waffenruhe im Jemen
Lange dauerte die vereinbarte Waffenruhe zwischen den Huthis im Jemen und dem saudi-arabischen Kriegsbündnis nicht. Schon von Anfang an auf nur zwei Monate beschränkt, dauerte die Waffenruhe in Wahrheit nur wenige Stunden.
Die jemenitische, Huthi-nahe Nachrichtenagentur Saba berichtete noch am Samstag, d.h. an dem Tag, an dem die Waffenruhe hätte beginnen sollen, von mehreren Angriffen auf Stellungen im Jemen. Inzwischen hätte das saudi-arabische Kriegsbündnis rund 34 Mal gegen die Vereinbarungen verstoßen. Umgekehrt berichtete auch der saudische Fernsehsender Al-Hadath, dass nur zehn Stunden nach Beginn der Feuerpause sechs Ziele in der strategisch wichtigen Provinz Marib von Huthi-Rebellen angegriffen worden seien. Kurzum: Beide Konfliktparteien warfen sich wenige Stunden nach Ausrufung der Feuerpause einen Bruch der zuvor festgesetzten Vereinbarungen vor.
Eine überfällige Pause von der Gewalt und humanitärem Leid
Die für zwei Monate festgesetzte Waffenruhe, die gleichzeitig mit dem Beginn des Ramadans eintrat, wurde von der UNO stark begrüßt. Der Erfolg würde jedoch „von der Bereitschaft der Konfliktparteien abhängen, die Waffenruhe einzuhalten und die geplanten humanitären Maßnahmen umzusetzen,“ so von UNO-Sondergesandten Hans Grundberg vorsichtig formuliert. Die Vereinbarungen sahen u.a. eine sofortige Aussetzung aller Militäroffensiven zu Land, zu Wasser und in der Luft vor. Das österreichische Außenministerium teilte am Freitagabend über Twitter mit, dass die Waffenruhe dem Jemen „eine überfällige Pause von der Gewalt und humanitärem Leid“ verschaffen würde. Die „Gewalt“ und das „humanitäre Leid“, von dem hierzulande wenig gesprochen wird, da aus dem Jemen wirtschaftlich weniger zu holen ist als aus der Ukraine, umfasst 377.000 Opfer des Krieges und eine approximative Gesamtzahl von 13 Millionen Jemenitinnen und Jemeniten auf der Straße und am Rande des Hungertods, mehr als 20 Millionen Menschen (d.h. rund 80 Prozent der Gesamtbevölkerung im Jemen) sind auf die eine oder andere Weise auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Es ist ein Krieg, der seit 2015 zwischen den Staaten auf der arabischen Halbinsel wütet und der im Westen als vergessen gilt. Die saudi-arabische Koalition, bestehend aus Ägypten, Bahrain, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Sudan, Senegal und Saudi-Arabien selbst, wird außerdem von den USA, Frankreich, Großbritannien, der BRD und auch Österreich durch Waffen- und Rüstungsexporte unterstützt. Der Iran steht im Verdacht, für die schiitischen Huthi-Rebellen militärische Ausrüstung bereitzustellen. Viele Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen schätzen die Lage der Menschen im Jemen als die zurzeit größte humanitäre Krise weltweit ein.
Quelle: Der Standard/Der Standard
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