23. Dezember 2024

FIR: Der 8./9. Mai 1945 bleibt Tag der Befreiung/Tag des Sieges

In Zeiten militärischer Konfrontation ist die Erinnerung an den 8./9.Mai 1945, den Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg in Europa, komplizierter.

Die Losung „Befreiung vom Faschismus“ war 1945 für alle klar. Auch heute warnen wir deutlich vor dem Einfluss neofaschistischer Kräfte in vielen Ländern Europas. Gleichzeitig sagen wir eindeutig, der Angriff auf die Ukraine vom Februar 2022 war kein Schritt zur „Entnazifizierung“, der das russische Vorgehen rechtfertigen könnte.

Die Losung „Befreiung vom Krieg“ war 1945 Realität für alle Menschen in Europa – selbst für die deutschen Täter, die keine Angst mehr vor Luftangriffen haben mussten. Heute jedoch leben wieder viele tausend Zivilisten in der Furcht vor Krieg und Zerstörung. Und Europa steht mit Blick auf die militärische Eskalation vor der realen Gefahr, dass sich der regionale Stellvertreterkrieg zu einem neuen Weltkrieg entwickelt, bei dem selbst die Atommächte als Kriegsparteien beteiligt sind.

Daher lautet unsere Botschaft an diesem Tag: Beendigung aller Kampfhandlungen sofort! Abzug der ausländischen Truppen aus der Ukraine! Krieg ist keine Lösung! Rückkehr zur Diplomatie und Verhandlungen!

Wer aber meint, mit Blick auf den Krieg die Erinnerung an den Tag der Befreiung / den Tag des Sieges verdrängen zu können, dem widersprechen wir in aller Klarheit.

Dieses Datum markiert für uns und alle Mitgliedsverbände der FIR auch weiterhin den Sieg der Völker über das menschenverachtende Regime des Hitler-Faschismus,
– das politische Gegner und Andersdenkende ausgrenzte, verfolgte und inhaftiert,
– das Menschen allein aus einer konstruierten Rassezugehörigkeit als Juden, als Sinti und Roma, deren Ausrottung vorbereitet wurde, als Slawen, deren Versklavung vorgesehen war, millionenfach ermordete,
– das Europa und selbst Länder und Völker in anderen Teilen der Welt mit Krieg, Okkupation und Vernichtung überzog, mit dem Ziel der imperialen Hegemonie und der Zerschlagung der Sowjetunion.

Anlässlich dieses Tages gedenken und erinnern wir an die Millionen Opfer der faschistischen Herrschaft in den Konzentrations- und Vernichtungslagern und als Folgen des faschistischen Expansionismus unter den Soldaten und den Zivilisten. Gerade heute betonen wir, dass unter den ca. 55 Millionen Opfern des 2. Weltkriegs 27 Millionen Sowjetbürger waren.

Wir danken allen Kräften der Anti-Hitler-Koalition, insbesondere den Angehörigen der alliierten Streitkräfte, die diese Bedrohung auch militärisch zerschlugen.

Die Hauptlast trug die sowjetische Armee. Die alliierten Armeen befreiten mit der Unterstützung und dem direkten Einsatz der Partisanen die verschiedenen besetzten Länder und des damaligen Deutschen Reiches. Es war die Rote Armee, die am 27. Januar das Vernichtungslager Auschwitz befreite. Das werden wir niemals vergessen!

Wir danken den Partisanen und dem Widerstand in allen vom Faschismus okkupierten Ländern, bei denen die Kommunisten in den ersten Reihen standen, die ihr Leben einsetzten für die Freiheit ihrer Heimat. Zu ihnen gehörten auch deutsche Antifaschisten, die konspirativ im faschistischen Deutschland oder vom Exil aus in den Reihen der Partisanen und der alliierten Streitkräften für die Befreiung ihres eigenen Landes kämpften.

Wir danken allen Frauen und Männern, die – unter Einsatz ihrer Freiheit, Gesundheit und ihres Lebens – diesen Sieg ermöglicht haben.

Daher widersprechen wir in aller Deutlichkeit politischen Bestrebungen der Geschichtsrevision durch die Schändung oder gar Beseitigung von Mahnmalen für die Befreiung und die Befreier, wie wir sie in den vergangenen Wochen in verschiedenen europäischen Ländern erleben mussten. Besonders schmachvoll sind die mehrfachen Schändungen der Gedenkstätte im Treptower Park (Berlin), die allen Soldaten der sowjetischen Streitkräfte, ob aus Belarus, Georgien, Kasachstan, Russland oder der Ukraine gewidmet ist. Wer dieses Mahnmal schändet, der beleidigt alle Kämpfer für die Befreiung. Und wir widersprechen genauso klar, allen nationalistischen Ansätzen, Kollaborateure der faschistischen Okkupanten als „Freiheitskämpfer“ zu ehren.

Für die FIR und ihre Mitgliedsverbände bleibt das Vermächtnis der Überlebenden, das sie im „Schwur von Buchenwald“ und anderen Erklärungen nach der Befreiung formuliert haben: „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln, Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit“, nicht nur ein historisches Dokument, sondern eine dauerhafte politische Verpflichtung für heute und morgen.

Im Gedenken an den 8./9. Mai 1945 richtet die FIR einen dringenden Appell an alle europäischen Länder: Angesichts der aktuellen, sehr ernsten internationalen Krise ist die Wiederaufnahme von Verhandlungen und die Initiierung von Vereinbarungen für ein neues kollektives Sicherheitssystem (Helsinki 2), erforderlich, um die Herausforderungen der Umwelt und der nachhaltigen Entwicklung, von denen wir alle abhängig sind, zu bewältigen.

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