21. November 2024

Stop G7 Elmau zur G7-Agrarminister:innenkonferenz

Übernommen von Stop G7 Elmau:

G7-Staaten betonen Wichtigkeit von nachhaltigen Ernährungssystemen und verhindern sie gleichzeitig

„Klimaschutz, Ernährungssicherung und Frieden – das muss unser neuer Dreiklang sein“, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir im Vorfeld der G7-Agrarminister:innenkonferenz. Auch beim Treffen der Finanzminister:innen ging es um Ernährungssicherheit. Wie sieht die konkrete Umsetzung aus?

Infolge der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine sind die Getreidepreise global stark gestiegen. Millionen von Menschen müssen deswegen Hunger leiden. Müssen? Das Getreide, das in den G7-Staaten für Agrosprit verwendet wird, übersteigt die Exporte aus der Ukraine und Russland bei weitem. Zusätzlich wird z. B. in Deutschland weit mehr als die Hälfte des Getreides verfüttert, wodurch enorme Flächen für die menschlicher Ernährung verloren gehen. Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung des „Hungerhurrikans“, wie UN-Generalsekretär Guterrez es nennt, sind also dringend erforderlich und werden doch von den G7-Staaten ignoriert.

Die Agrarminister:innen sehen nachhaltige Ernährungssysteme von grundlegender Bedeutung für die weltweite Ernährungssicherheit. Das ist erfreulich, gibt es doch überall auf der Welt Initiativen, die dies schon lange vorleben. Das gewünschte Zusammenspiel von Demokratie, Frieden, Klimaschutz, Ernährungssicherheit und Erhalt der Biodiversität heißt Ernährungssouveränität und besteht seit 25 Jahren.

Grundpfeiler hierfür bilden zum einen die Unabhängigkeit und zum anderen die Selbstbestimmung. Doch im Gegensatz dazu betreiben die G7 eine Politik der Ausrichtung auf internationale Agrarmärkte, obwohl nur 10-12 % der landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf den Weltmärkten gehandelt werden. Bei den Handelsabkommen werden neokoloniale Strukturen gefestigt, der chemischen Industrie Absatzmärkte für z. T. hier verbotene Pestizide geschaffen und der freie Zugang zu Saatgut wird eingegrenzt. Gewalt gegen bäuerliche und indigene Gruppen – die die Basis der Ernährungssouveränität sind – wird dabei toleriert.

„Es ist schön, dass die G7 endlich erkennen, dass wir nachhaltige Ernährungssysteme brauchen“, so Angela Müller von der Plattform Stop G7 Elmau. „Dumm ist nur, dass sie alles tun, um genau dies zu verhindern. Sie unterstützen mit ihren jeweiligen Politiken weiterhin die Interessen der Agrarkonzerne, statt die von Bäuer:innen, Verbraucher:innen und Natur. Gerade die deutsche Agrarwirtschaft ist hochgradig abhängig von Sojaimporten. Die damit verbundene Abholzung im Amazonas verstärkt nicht nur die globale Klima- und Biodiversitätskrise, sondern führt direkt zu Menschenrechtsverletzungen, bedroht indigene Völker und verursacht Dürren in der südlichen Kornkammer Brasiliens.“

Der IPCC sieht im Agrarbereich mit die größten Potentiale Emissionen einzusparen: Die Umwandlung natürlicher Ökosysteme zu reduzieren, Kohlenstoff  zu binden und Wälder wieder aufzuforsten, bringe mehr als Solar- und Windenergie zusammen. Doch keiner der G7-Staaten ist bereit dies anzupacken. Im Gegenteil: sie tolerieren in ihren Auslandsbeziehungen Repression gegen entsprechende Akteur:innen oder kriminalisieren sie gar selbst.

Wir fordern Ernährungssouveränität jetzt!

  • Systemwechsel in Agrar- und Ernährungspolitik: Agrarökologie statt Agrarindustrie
  • Ausbeutung von Mensch und Natur stoppen – Menschen vor Profitinteressen
  • Kein Landgrabbing – weder für Konzerne und Unternehmen noch für Umweltprojekte
  • Zugang zu Land, Saatgut und Wasser sowie faire Honorierung der bäuerlichen Arbeit
  • Schädliche Im- und Exporte stoppen
  • Verbot von  Spekulation mit Nahrungs- und Futtermitteln
  • Kurzfristig massive Aufstockung des World-Food-Programms der UN, um die akuten Hungerkrisen abzuwenden
  • Nachhaltige Ernährung mit weniger tierischen Produkten sowie ein Ausstieg aus der Förderung von Agrosprit
  • Klimagerechtigkeit ist Voraussetzung zur Lösung des Hungerproblems

Quelle: Stop G7 Elmau

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