23. November 2024

Rede am 07. Mai 2022 in Bergedorf zum Gedenken an die Befreiung von Krieg und Faschismus

Übernommen von DKP Hamburg:

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrte Gäste,

Genossinnen und Genossen!

Als Deutsche Kommunistische Partei (DKP) in Hamburg und insbesondere hier in Bergedorf fordern wir seit langem, diesen Gedenkort umzubenennen in “Sowjetischer Ehrenfriedhof”. Wir fordern insbesondere die Bezirksversammlung Bergedorf und die Hamburger Bürgerschaft auf, durch die Umbenennung sich der historischen Wahrheit zu stellen:

Es waren nicht nur „die Russen“, die in der Roten Armee kämpften. Es waren alle Menschen der sozialistischen Sowjetunion, dieses multiethnischen sozialistischen Landes. Es gehört zur historischen Wahrheit, dass eben das Zusammenleben der Völker in der Sowjetunion Grundlage für den Sieg über den Faschismus war.

An diesem Wochenende! Am 8. und 9. Mai, den Tagen der Befreiung und des Sieges über Krieg und Faschismus soll in Berlin, an Ehrenmalen, die an die gefallenen Rotarmisten, Sowjetbürger erinnern das Zeigen der Flagge der Sowjetunion, das Zeigen sowjetischer Militärflaggen verboten sein. Das ist eine Schändung dieser Tage, eine Schändung der Gefallenen, eine Schändung der Befreiung von Krieg und Faschismus.

Die Rote Armee, die Menschen der Sowjetunion haben Berlin befreit. Ihr Andenken wird in den Schmutz gezogen.
Das Zeigen der Symbole der Roten Armee und der Sowjetunion wird als „Billigung eines Angriffskriegs“ denunziert. Welch eine Perversion. Niemals wurde in der Bundesrepublik Deutschland jemand wegen der Billigung der Angriffskriege der NATO, der USA belangt. Niemand wurde wegen der Beteiligung Deutschlands am Angriffskrieg gegen Jugoslawien bestraft.

Der jetzige Versuch ist geschichtslos, reaktionär und ein Skandal, denn würde es die Sowjetunion und die Rote Armee noch geben, gäbe es den Krieg in der Ukraine nicht.

Wir Kommunistinnen und Kommunisten werden uns die Symbole der Sowjetunion und der Roten Armee nicht verbieten lassen. Wir fordern alle fortschrittlichen Menschen auf, diesen reaktionären Angriff zurückzuweisen!

Liebe Anwesende,

wir gedenken hier auf diesem Friedhof der 652 sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Zeitraum von Oktober 1941 bis Mai 1942 im KZ Neuengamme gestorben sind. Sie haben gekämpft, um ihre Heimat und Europa vom Faschismus zu befreien.

Hier im deutschen Konzentrationslager wurden sie gefoltert, erschlagen, starben qualvoll an Hunger, Erschöpfung und Krankheit oder wurden als erkrankte Menschen mittels Giftspritzen ermordet.

Die hier ruhenden sowjetischen Kriegsgefangenen kamen in einem Transport von 1000 Häftlingen aus dem großen Kriegsgefangenenlager in der Lüneburger Heide bei Fallingbostel.

Ohne Unterkunft und ohne regelmäßige Verpflegung waren die Gefangenen dem Untergang preisgegeben. Am 16. Oktober 1941 trafen sie im KZ Neuengamme ein: halb verhungert, entkräftet und mangelhaft bekleidet. Hunger, Kälte und schwerste körperliche Arbeiten in den Ton-Gruben und an der Dove-Elbe führten zum schnellen körperlichen Verfall. Lungentuberkulose breitete sich aus und im Winter kam es zu einer Flecktyphusepidemie, die zahlreiche Opfer forderte. Ende Januar 1942 begannen die SS-Ärzte und -Pfleger damit, schwerkranke Häftlinge mittels Injektionen direkt in das Herz zu ermorden.

Die nur 348 Überlebenden des Transportes vom 16. Oktober wurden im Mai 1942 in das KZ Sachsenhausen verbracht. Ihr weiteres Schicksal ist seitdem ungeklärt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrte Gäste,

Genossinnen und Genossen!

Der Sieg über den deutschen Faschismus vor 77 Jahren bedeutete vor allem für die Arbeiterklassen aller vom deutschen Imperialismus besetzten Länder Befreiung. Alle beteiligten Armeen retteten damals die Welt vor der bis dahin verbrecherischsten Ausgeburt des Imperialismus, aber allein die Rote Armee eröffnete den Völkern der durch sie befreiten Länder die Tore auch zur sozialen Befreiung.

Wir gedenken der hier liegenden Opfer auch stellvertretend für alle Opfer des Faschismus. Ihr Leiden und ihr Tod sind und bleiben uns Verpflichtung, uns für ihre Anerkennung und ihr Andenken einzusetzen.

Der deutsche Faschismus war verantwortlich für den II. Weltkrieg mit mehr als 55 Millionen Toten. Teil des Krieges war die Massenvernichtung von Menschen, die sich im Herrschaftsbereich der Deutschen befanden.

Sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens wurden ermordet, die Hälfte von ihnen in Gaskammern. Die Vernichtung der europäischen Juden stand dabei im Zusammenhang mit den Euthanasiemaßnamen gegen körperlich und geistig Behinderte, der Vernichtung der Sinti und Roma, der Ausrottung der sowjetischen Kriegsgefangenen, den Ausrottungsmaßnahmen gegen die slawische Zivilbevölkerung Osteuropas, der Vernichtung politischer Gegner und von allen Personen, die als „kriminell“ oder „asozial“ eingestuft wurden und die nicht in die Normen deutscher Faschisten passten.

Über 30 Millionen Sowjetbürger sollten nach den Plänen der Nazis (dem „Generalplan Ost“) durch Mord und Hunger und Vertreibung sterben, die übrigen „Untermenschen“ als Sklaven deutschen Siedlern dienen. Am Ende hinterließ der deutsche Faschismus in der Sowjetunion 27 Millionen Tote. Die Rote Armee, in der ungezählte Kommunisten kämpften, zahlte den höchsten Preis aller Armeen der Antihitlerkoalition. Mit diesem Krieg sollte nicht nur die Idee des Sozialismus beseitigt werden, das Ziel war, den Arbeiterklassen der eroberten Länder das Rückgrat für immer zu brechen.

Liebe Anwesenden,

jetzt, im Jahr 2022 in Deutschland, werden Gedenkstätten für Sowjetsoldaten in der Bundesrepublik beschmiert, wird das Zeigen sowjetischer Fahnen verboten, werden Manifestationen zum „Tag der Befreiung” und zum „Tag des Sieges” in Frage gestellt, wird der Abriss von sowjetischen Mahnmalen offen diskutiert, darf der ukrainische Botschafter Melnyk in deutschen Medien fast täglich seiner faschistischen Gesinnung freien Lauf lassen.

Kapital, bürgerliche Politik und Faschisten haben ihre Niederlagen nicht vergessen, so wie Kommunisten und alle, denen die Nazipest widerwärtig ist, den Sieg über den Faschismus nicht vergessen.

Unsere Haltung bleibt: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Der aktuelle Krieg in der Ukraine muss so schnell wie möglich enden, aber er kann nur enden durch ein System kollektiver Sicherheit, dass die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands, der Ukraine und der beiden Volksrepubliken beinhaltet, d.h. auch, die Ukraine muss die Neutralität festschreiben und darf nicht Mitglied der NATO oder der EU werden. Und aus diesem Krieg muss die Konsequenz gezogen werden, dass die NATO-Osterweiterung zurückgedrängt werden muss.

Diese Konfrontationspolitik muss endlich ein Ende haben!

Die NATO muss raus aus Osteuropa und der Bundesrepublik!

Deutschland raus aus der NATO, Frieden mit Russland und China!

Abrüsten statt aufrüsten!

Heute am 7. Mai – im Gedenken an die hier ruhenden Menschen und die Millionen Toten des 2. Weltkrieges möchte ich mit einem bekannten kurzen Gedicht von Johannes R. Becher schließen, dass ich in tiefster Überzeugung teile:

Wer hat vollbracht all die Taten, /Die uns befreit von der Fron? /Es waren die Sowjetsoldaten, /Die Helden der Sowjetunion. /Dank euch, Ihr Sowjetsoldaten, /Euch Helden der Sowjetunion!“

Quelle: DKP Hamburg

Deutsche GeschichteHamburg