4. Dezember 2024

Rede des Ersten Sekretärs der Partei und Präsidenten der Republik Kuba, Miguel Díaz-Canel Bermúdez, vor der vom IX. Gipfeltreffen der Amerikas ausgeschlossenen Zivilgesellschaft

Compañeras, compañeros,

Lassen Sie mich mit Worten beginnen, die mehr als ein Jahrhundert alt sind

„Wenn ein starkes Volk einem anderen den Kampf ansagen will, erzwingt es das Bündnis und den Dienst derer, die es brauchen. Das erste, was ein Volk tut, um ein anderes zu beherrschen, ist, es von den anderen Völkern zu trennen.“

José Martí schrieb dies vor 130 Jahren, nachdem er an der Währungskonferenz, einer nicht uneigennützigen Veranstaltung teilgenommen hatte, zu der die boomenden Vereinigten Staaten die zu jener Zeit noch jungen Republiken Unseres Amerikas eingeladen hatten.

Martí, der von der Regierung Uruguays, dessen Generalkonsul in New York er seit 1887 war, akkreditiert worden war, wurde damals aufgrund unerklärlicher Verzögerungen und lügenhafter Ausreden des Außenministeriums fast ausgeschlossen.

Diese Konferenz scheiterte, und es heißt, der Kubaner habe entscheidend dazu beigetragen. Später schrieb er eine tiefgründige und vernichtende Analyse, die von seinem Gewissen diktiert wurde, über die Gefahren, denen unser Amerika ausgesetzt wäre, wenn es die Währungsunion annehmen würde.

Ohne Umschweife, ohne jegliche Beschönigung, beschrieb Martí in diesen Zeilen die Unfähigkeit der Vereinigten Staaten, ihre südlichen Nachbarn zu verstehen. Ich zitiere:

„Sie glauben an die unbestreitbare Überlegenheit der `“angelsächsischen Rasse“ gegenüber der lateinamerikanischen Rasse“. Sie glauben an die Nichtswürdigkeit der schwarzen Rasse, die sie gestern versklavt haben und heute verachten, und der indianischen Rasse, die sie ausrotten. Sie glauben, dass die Völker Spanisch-Amerikas hauptsächlich aus Indianern und Schwarzen bestehen.

Solange die Vereinigten Staaten nicht mehr über Hispano-Amerika wissen und es mehr respektieren – wozu sie nur kommen könnten, wenn sie sich über unsere Elemente und Ressourcen im Klaren wären – wie können die Vereinigten Staaten dann Hispano-Amerika zu einer aufrichtigen und für Hispano-Amerika nützlichen Union einladen? Kommt die politische und wirtschaftliche Union mit den Vereinigten Staaten Hispano-Amerika zupass?“. Ende des Zitats.

Martís Fragen enthalten in sich selbst die Antworten.

Photo: Estudio Revolución

Es gibt nur wenige Texte, die sich visionärer mit der Politik der Vereinigten Staaten gegenüber unseren amerikanischen Ländern befassen, einer Politik, die durch den ungezügelten Ehrgeiz des Imperiums in der Zeit erstarrt ist und sich weigert, auf die Stimmen zu hören, die sich ihr nicht unterwerfen.

Jeder, der daran zweifelt, sollte diese Worte dem ausgrenzenden Konzept des IX. Gipfels der Amerikas gegenüberstellen und er wird sehen, wie absolut gültig sie sind.

Das philosophische Dogma, das diesen unersättlichen Ehrgeiz stets begleitete, ist die des so genannten „Manifest Destiny“, eine tief verwurzelte Überzeugung rassistischer und suprematistischer Natur, auf deren konzeptionelle Aussage die Monroe-Doktrin zurückgeht.

Ohne eine dieser beiden Vorstellungen aufzugeben, berief die US-Regierung den IX. Amerikagipfel in Los Angeles ein, mit diskriminierender Beteiligung und unzureichender regionaler Vertretung.

Im Falle Kubas richtete sich der Ausschluss nicht nur gegen die Regierung, sondern auch gegen Vertreter der Zivilgesellschaft und soziale Akteure, einschließlich unserer jungen Menschen. Die Vereinigten Staaten geben sich nicht länger damit zufrieden, zu bestimmen, wer und wie die kubanische Regierung sein soll. Sie will nun definieren, wer die Vertreter der Zivilgesellschaft sind und welche gesellschaftlichen Akteure legitim sind und welche nicht.

Lassen Sie mich noch einmal auf die Geschichte zurückkommen, aus der man immer so viel lernen kann:

Photo: Cubaminrex

Zwischen Januar und Februar 1928 war Kuba Gastgeber der Sechsten Panamerikanischen Konferenz, einer der Vorläufer der OAS und der heutigen Amerikagipfeltreffen. Der damalige Präsident der Insel, war Gerardo Machado, ein Satrap der in trauriger Erinnerung geblieben ist und der 1933 durch einen Volksaufstand gestürzt werden sollte.

Kein seriöser Historiker kann die Tatsache ignorieren, dass „die Wahl Kubas als Tagungsort für diese Konferenz eine Reaktion auf die unterwürfige Haltung der Insel gegenüber den Vereinigten Staaten war. Wir waren ein Yankee-Protektorat, also kamen die Einladungen nicht einmal aus Havanna. Sie wurden vom kubanischen Geschäftsträger in Washington weitergegeben.

Trotz dieser Unterwerfung, die Machado und seine Mannschaft bereitwillig durch Kniefälle kundtaten, kam der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Calvin Coolidge, auf einem Kriegsschiff an, und auf Fotos von damals ist er in Begleitung seiner Frau zu sehen, nicht neben seinem kubanischen Amtskollegen, sondern einige Meter vor diesem.

Der Befehl der Herren des „Hinterhofs“ an die kubanischen Entscheidungsträger lautete, jede unbequeme Diskussion zu vermeiden. Die kurz zuvor erfolgten Interventionen in Haiti und Nicaragua hatten die Atmosphäre aufgeheizt, und Diskussionen mussten vermieden werden, um für die imperialen Ohren kein Missbehagen zu erzeugen.

Es heißt, dass Machado auf einer früheren Reise in die Vereinigten Staaten, um den Sitz der Konferenz zu behalten, Coolidge versprochen hatte, jede Frage oder Beschwerde zu vermeiden und den Amerikanern die unterwürfigste Unterstützung zu bieten.

Es oblag dem kubanischen Botschafter in Washington, dem mächtigen Besucher die verwerfliche Ehre zu erweisen, eine Lobrede auf die Intervention zu halten, die auch heute noch eine Beleidigung darstellt:

„Wir können nicht in den allgemeinen Chor der Nicht-Intervention einstimmen“, sagte er, „denn das Wort ‚Intervention‘ war in meinem Land ein Wort des Ruhmes, ein Wort der Ehre, ein Wort des Triumphes, ein Wort der Freiheit und der Unabhängigkeit.“

Eine Regierung wie diejenige, die Coolidge empfing, würden die Organisatoren des Amerika-Gipfels 2022 gerne eingeladen, so wie sie es vor 94 Jahren mit dem Gerardo Machado taten, der unbestritten ein Diktator war und fünf Jahre später durch die Revolution von ’33 gestürzt wurde.

Aber das war das Kuba, das mit der Revolution von 1959 für immer von der Landkarte der politischen Unterordnung verschwand.

Ich verweise auf die historische Rede des Armeegenerals und Führers der kubanischen Revolution auf dem Gipfel der Amerikas in Panama 2015. Nach all der Redezeit, die uns bei früheren Gipfeltreffen genommen wurde, hat Raúl die Grundsätze festgelegt, die eine fruchtbarere Beziehung zwischen den beiden Amerikas gewährleisten sollen.

Ich zitiere: „Die hemisphärischen Beziehungen müssen sich meiner Meinung nach tiefgreifend ändern, insbesondere im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich, so dass sie sich auf der Grundlage des Völkerrechts und der Ausübung der Selbstbestimmung und der souveränen Gleichheit auf die Entwicklung von für beide Seiten vorteilhaften Beziehungen und die Zusammenarbeit konzentrieren, um den Interessen aller unserer Nationen und ihren erklärten Zielen zu dienen“. Zitat Ende.

Kuba hat sich verändert, Unser Amerika hat sich verändert, aber das Imperium hat sich nicht verändert.

Photo: Cubaminrex

Die Revolutionäre Regierung hat sich bereits klar zum ausgrenzenden und diskriminierenden Charakter der Veranstaltung geäußert, die vom 8. bis 10. Juni in Los Angeles stattfinden wird.

Die Ablehnung, die diese opportunistische Selektivität bei den meisten Regierungen der Region hervorgerufen hat, ist bekannt, ebenso wie die klare und entschlossene Position, die mehrere von ihnen eingenommen haben, und die bemerkenswerte Abwesenheit von der Veranstaltung als Ablehnung der Ausgrenzung.

Auch in der Geschichte gibt es Präzedenzfälle für diese Konfrontationen zwischen einer einmischenden Politik und einer souveränen Politik.

Als die US-Regierung 1994 das erste Gipfeltreffen dieser Art einberief und Kuba ausschloss, fasste der Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz das Wesen der imperialen Arroganz in einem Satz zusammen: „Was für eine Feigheit, welche Mittelmäßigkeit und politisches Elend ein solcher Ausschluss wirklich widerspiegelt!“, sagte Fidel.

In der Euphorie des vermeintlichen Endes des Kalten Krieges versuchte die damalige US-Regierung, unsere wertvollsten Symbole zu benutzen, um die Völker Unseres Amerikas wieder in ein inzwischen vergessenes Rekolonisierungsprojekt zu locken: die FTAA, auf spanisch ALCA.

Und sie wagte es, den Amerikagipfel als „den verwirklichten Traum von Simón Bolívar“ zu bezeichnen. „Es hätte nur noch gefehlt, ihn auch noch als „die Verwirklichung der Träume von Marti“ zu bezeichnen, antwortete Fidel bei einer historischen Veranstaltung in der Aula Magna der Universität von Havanna, wo er zum ersten Mal mit dem jungen und bereits beeindruckenden bolivarischen Politiker Hugo Chávez zusammentraf.

Kaum 11 Jahre später, in einem weiteren historischen Akt, der den Gipfel der Völker über den der Staatsoberhäupter erhob, würde Hugo Chávez in Mar del Plata mit seinem berühmten Ausruf: „ALCA, ALCA, al Carajo…” (Zum Teufel mit ALCA) dem Projekt der Rekolonisierung unseres Amerikas seine Grabinschrift geben. Die Träume von Bolívar und Martí gingen in Erfüllung.

Gegen dieses Lateinamerika, das die Dinge beim Namen nennt und nicht um Erlaubnis bittet, seine souveränen Rechte auszuüben, wurde die Liste der Ausgeschlossenen aufgestellt.

Es ist uns eine Ehre, diese Liste neben den Staatsoberhäuptern von Venezuela und Nicaragua und neben Ihnen, den echten Vertretern unseres Volkes, anzuführen. Wir fühlen uns auch geehrt durch die tapfere Solidarität von Andrés Manuel López Obrador, Lucho Arce, Xiomara Castro, den Staats- und Regierungschefs der Karibik, die die Ausschlüsse nachdrücklich abgelehnt haben, und anderen, die dies sicherlich im Laufe des Gipfels selbst tun werden.

In wenigen Stunden werden wir wissen, was in Los Angeles über den Eröffnungspomp und das Foto des gastgebenden Präsidenten mit den Anwesenden hinaus erreicht oder vorgeschlagen werden wird. Die innenpolitische Publicity in den Vereinigten Staaten wird nicht darüber hinwegtäuschen können, dass die Regierung kein wirkliches Interesse daran hat, die schwerwiegendsten und unmittelbarsten Probleme der Völker Lateinamerikas und der Karibik anzugehen.

Offizielle Dokumente und Reden von US-Politikern und Regierungsbeamten der letzten Jahre können eingesehen werden. Die spärlichen Verweise auf unseren Teil der Welt spiegeln einen tiefen Mangel an Verständnis für die aktuellen Realitäten einer Region mit eigener Identität wider, deren Völker sich nach Gerechtigkeit sehnen, unter Unterentwicklung und wachsender Ungleichheit leiden und den fortgesetzten Raub ihrer natürlichen Reichtümer und die zunehmende Ausbeutung ihrer Arbeiter nicht länger hinnehmen.

Photo: Cubaminrex

Sie dulden auch nicht, dass die Vereinigten Staaten Druck ausüben und sich einmischen, um souveräne Regierungen zu einer Politik zu zwingen, die großen transnationalen Unternehmen zugute kommt, um Gehorsam zu erzwingen und zu bestrafen, wenn dieser nicht erreicht wird. Sie lehnen die Rolle der von den Vereinigten Staaten geschaffenen Institutionen wie der OAS und der übrigen Instrumente der hemisphärischen Vorherrschaft ab.

Keiner der oben genannten Punkte steht auf der Tagesordnung für die Sitzung in Los Angeles.

Die Frage der Migrationsbewegungen in der Region steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung und vor allem der Unterentwicklung. Sie steht in engem Zusammenhang mit dem globalen kapitalistischen Modell und dem Vormarsch des Neoliberalismus, dessen Wirtschaftspolitik zu mehr Marginalisierung, sozialer Instabilität, Arbeitslosigkeit, fehlender Gesundheitsversorgung, unbezahlbaren und unzureichenden Bildungssystemen und Rissen im sozialen Gefüge von Gemeinschaften führt.

Wachsende Teile der Bevölkerung werden weiterhin die Befriedigung ihrer Bedürfnisse und ihre Träume von Wohlstand auf die fortgeschrittenen Volkswirtschaften des Nordens suchen. Die derzeitige Realität bestätigt die alte Vorstellung, dass die Unterentwicklung im Norden schneller voranschreiten wird, wenn die Entwicklung nicht sofort beginnt, in den Süden abzuziehen.

Repressive Formeln, wie sie in dem von den USA auferlegten Sitzungsdokument angestrebt werden, sind keine Lösung. Sie mildern zwar vorübergehend die unkontrollierten Migrationsströme, lösen aber nicht die Vielzahl der Ursachen und Bedingungen, die irreguläre Migration auslösen.

Im Falle Kubas verfolgt die US-Regierung seit vier Jahren eine Politik, die zur irregulären Migration ermutigt. In der Regel gewährt sie denjenigen, die irregulär an ihren Grenzen ankommen, die Einreise, privilegiert sie mit der Möglichkeit der Erlangung eines dauerhaften Aufenthalts nach gesetzlichen Bestimmungen, die nur für Kubaner gelten, verschließt die legalen Kanäle für die Auswanderung und betreibt eine Politik des Wirtschaftskriegs, die darauf abzielt, den Lebensstandard der Bevölkerung zu senken. Dies ist sozusagen das perfekte Rezept zur Förderung der irregulären Migration.

Es ist jedoch nicht vorgesehen, dass diese Fragen in diesen Tagen auf dem Gipfeltreffen eingehend erörtert werden, und natürlich ist auch kein wirksames Ergebnis für ein Problem zu erwarten, das unsere Gesellschaften und die hemisphärischen Beziehungen weiterhin belasten wird.

Ebenso wenig gibt es eine produktive Diskussion über den Technologietransfer, ohne den ein Entwicklungsschub für die Region kaum zu erwarten ist.

Die Verbesserung der Konnektivität und des Internetzugangs in allen Gemeinden ist positiv. Wenn sich diese Bemühungen jedoch auf die Förderung von Absatzmärkten für kommerzielle Werbung und die Ausrichtung und Stimulierung des unaufhörlichen Konsums beschränken, ist ihr Nutzen für Lateinamerika und die Karibik gleich Null. Die Gewinner werden natürlich die großen kommerziellen Unternehmen sein.

Wenn er darauf abzielt, technologische Plattformen zu schaffen, die dazu beitragen, Gemeinschaften, insbesondere junge Menschen, mit Ideen zu versorgen, die in den ideologischen Labors der USA entwickelt wurden, um Verhaltensweisen und Weltanschauungen zu fördern, die zu politischer Apathie und sozialer Entfremdung, zu Egoismus, Rassismus, Narzissmus und Aggressivität anregen, ist das Ergebnis äußerst gefährlich. Er ist auch dann gefährlich, wenn er dazu dient, Lügen, Banalitäten, unehrliche Politik, Verleumdung und Rufmord zu fördern.

Wenn ein größerer Einfluss und eine stärkere Kontrolle über unsere Gesellschaften angestrebt wird, indem die technologischen Informationsplattformen in wenigen Händen monopolisiert werden, ist das offensichtliche Ziel die Konsolidierung der hegemonialen und imperialistischen Vorherrschaft mit neuen Methoden.

Eines der am häufigsten wiederholten Klischees der US-Sprecher bei der Werbung für den Gipfel in diesen Tagen ist die angebliche Verteidigung der Demokratie, die sie irreführenderweise mit der Förderung des Kapitalismus gleichsetzen, als ob es sich um ein und dasselbe handeln würde, während es in Wirklichkeit gegensätzliche Konzepte sind.

Weder die frühere und jüngste Geschichte der Vereinigten Staaten noch ihr gegenwärtiges Verhalten in der Hemisphäre deuten darauf hin, dass Demokratie oder die Achtung der Menschenrechte echte Prioritäten ihrer regionalen Außenpolitik sind. Wenn sie dies sagen, handeln sie unehrlich und sie wissen es.

Nimmt man nur die letzten 50 Jahre als Maßstab, so ist die absolute Verstrickung und Kollusion der Vereinigten Staaten mit den blutigsten und repressivsten Regimen, die dieser Kontinent je gesehen hat, mit denjenigen, die am schamlosesten Mord, Verschwindenlassen, Massaker, Folter und außergerichtliche Hinrichtungen praktiziert haben, berüchtigt.

Es ist ein Fehler und ein inakzeptabler Akt der Verachtung, anzunehmen, dass unsere Völker kein Gedächtnis haben.

Aber was noch wichtiger ist: Der US-Regierung fehlt die moralische Autorität, von Demokratie zu sprechen, wenn sie nicht in der Lage ist, diese auf ihrem eigenen Territorium und für ihre eigenen Bürger zu verteidigen oder zu fördern.

Es ist unredlich, von der Verteidigung demokratischer Grundsätze zu sprechen, wenn das politische System der USA nach den jüngsten Bundesgesetzen die unbegrenzte Finanzierung von Wahlkampagnen und der Amtsführung von Politikern erlaubt, erlaubt sie zu kaufen oder was auf dasselbe hinausläuft:die Regierenden zu kaufen.

Es ist unaufrichtig, die Demokratie in der Region zu predigen, wenn in vielen US-Bundesstaaten die Gesetzgebung zunimmt, die das Wahlrecht und die Möglichkeit, es auszuüben, einschränkt, insbesondere wenn der Wähler ein geringes Einkommen hat, einer der so genannten ethnischen Minderheiten angehört oder in Vierteln lebt, die als marginalisiert gelten.

Es ist schwierig, sich für die Menschenrechte im Namen einer Regierung einzusetzen, die nicht in der Lage ist, das Recht auf grundlegende Gesundheitsdienste im reichsten und mächtigsten Land der Welt zu gewährleisten, die nicht über die politischen und rechtlichen Instrumente verfügt und auch nicht vorhat, diese zu schaffen, um den wahllosen Verkauf von Kriegswaffen an die Bevölkerung zu verhindern, was immer mehr unschuldige Menschenleben kostet, darunter auch Kinder, für die der Schulbesuch zur Gefahr wird.

Die Förderung von Demokratie und Menschenrechten ist eine bloße Schimäre in einem politischen System, in dem die Interessen der Hersteller und Vermarkter von Kriegswaffen Vorrang vor dem Leben von Kindern, dem Recht auf Gesundheit und dem Recht auf Bildung haben.

Es ist unredlich, die Menschenrechte hochzuhalten, wenn diese Regierung es zulässt, dass der Rassismus, die Intoleranz und die Vorherrschaft der Weißen zunehmen, und wenn Misshandlungen von Menschen afrikanischer Abstammung durch Polizei und Justiz die Norm bleiben.

Es ist auch nicht die Norm, wenn die Inhaftierung oder Inhaftierung von Kindern und Jugendlichen ein unannehmbar hohes Niveau erreicht. Nach Angaben der American Civil Liberties Association sind an jedem beliebigen Tag des Jahres mindestens 60.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Gefängnissen oder Jugendstrafanstalten eingesperrt oder inhaftiert.

Nach Angaben der Prison Policy Initiative haben viele von ihnen nicht einmal eine Straftat begangen, und Tausende von ihnen bleiben wegen nicht strafbarer Handlungen hinter Gittern. Die Vereinigten Staaten sind das einzige Land in der Hemisphäre, in dem Kinder unter 18 Jahren zu lebenslänglicher Haft ohne Bewährung verurteilt werden können.

Mit dieser beklagenswerten Bilanz wagt es die US-Regierung zu behaupten, dass die Kriterien für die Einladung und den Ausschluss von Ländern der Hemisphäre vom Gipfeltreffen die Standards von Demokratie und Menschenrechten waren. Der Vorwand ist eine Beleidigung für die Intelligenz und den gesunden Menschenverstand der anderen.

Aufgrund des geplanten Konzepts und der vorbereiteten Dokumente ist bereits bekannt, dass auf dem Treffen nichts über die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit in der Region, über die Marginalisierung, sogar innerhalb der Vereinigten Staaten selbst, diskutiert oder beschlossen werden wird. Es ist bekannt, dass das wachsende Problem der Verrechtlichung der Politik zur Sabotage des Volkswillens und der mit Unterstützung der ärmsten Bevölkerungsschichten gewählten Regierungen ebenso wenig zur Sprache kommen wird wie die Bemühungen der großen transnationalen Unternehmen, die Regierungen der Region zu korrumpieren.

Die Gründe, warum sowohl die Vereinigten Staaten als auch Lateinamerika zu den Gebieten gehören, die am meisten von COVID -19 betroffen sind, sollen hier nicht näher erläutert werden.

In keinem der vom State Department vorgelegten Dokumente wurde vorgeschlagen, konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung des Rassismus, zur Förderung der Rechte von Frauen und Kindern und zur Verbesserung der unsicheren Lage von Migranten zu ergreifen.

Das Problem des fortschreitenden Klimawandels und der Naturkatastrophen, die so viele Länder der Region bedrohen, wird ohne praktische Maßnahmen bleiben. Terrorismus, einschließlich Staatsterrorismus, und die Manipulation des Themas zu politischen Zwecken stehen nicht auf der Tagesordnung. Der Anspruch Argentiniens auf die Malvinen wird nicht bestätigt, ebenso wenig wie das Recht Puerto Ricos auf Unabhängigkeit.

In den zu billigenden Dokumenten wird sich nicht gegen einseitige wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen und deren Einsatz gegen Länder in der Region als politisches Druckmittel ausgesprochen.

Darin wird auch nicht die einmütige und von der internationalen Gemeinschaft nahezu uneingeschränkt unterstützte Forderung der Region nach einem Ende der kriminellen Wirtschaftsblockade ratifiziert, unter der das kubanische Volk seit 63 Jahren leidet.

Die Stimme Kubas und die Solidarität mit Kuba können jedoch nicht zum Schweigen gebracht werden. Wir wissen, dass die Ablehnung der Wirtschaftsblockade dort Gehör finden wird und dass sich die US-Regierung darüber im Klaren ist, dass diese Meinung von einem Ende der Hemisphäre bis zum anderen geteilt wird.

Schon seit Monaten ist klar, dass die Gelegenheit, die Anwesenheit der führenden Politiker der Region in Los Angeles zu nutzen, um viele der Probleme, die auf unseren Gesellschaften lasten, wirklich zu erörtern, verpasst wird. Es hätte auch anders sein können.

Die US-Regierung mit ihrer enormen wirtschaftlichen und technologischen Macht, mit ihrem großen Einfluss, hätte einen bedeutsamen Beitrag in dieser Richtung leisten können. Das erforderte natürlich ein gewisses Maß an Demut, Selbstkritik und Anerkennung der Narben, die unsere Geschichte kennzeichnen, ein Mindestmaß an Solidarität und weniger Egoismus sowie die ehrliche Erkenntnis, dass sich die Zeiten geändert haben.

Interamerikanische Kommunikation und Interaktion sind notwendig. Es muss Räume für den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen uns, die wir südlich des Rio Bravo leben, und den Nationen im Norden geben. Aber es muss mit Respekt geschehen. El Benemérito de las Américas, Benito Juárez, drückte dies 1867 mit einer brillanten Synthese aus und ich zitiere: „Zwischen Individuen, wie zwischen Nationen, ist die Achtung der Rechte anderer der Frieden“. Ende des Zitats.

Wir Lateinamerikaner und Bewohner der Karibik betrachten uns nicht als Hinterhof oder Vorgarten von irgendjemandem. Das ist eine Vorstellung, die uns beleidigt und die wir ablehnen. Mit der Gründung der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) bekräftigen die Länder unserer Region unser uneingeschränktes Engagement für die Verteidigung der Souveränität, der Unabhängigkeit und der Selbstbestimmung.

Bei der Förderung der notwendigen regionalen Einheit und Integration haben wir uns verpflichtet, die Vielfalt unter uns zu respektieren. In dieser Region gibt es große und kleine Länder, solche, die reich an natürlichen Ressourcen sind, und solche, die sie nicht haben, solche, die Kohlenwasserstoffe oder elektrische Energie exportieren, und solche, die sie importieren, große Nahrungsmittelproduzenten und solche, die auf Außenhandel angewiesen sind, um ihren Bedarf zu decken. Darüber hinaus gibt es die kleinen Inselstaaten, die bei der Gestaltung ihrer internationalen Wirtschaftsbeziehungen eine bevorzugte und differenzierte Behandlung verdienen.

In einigen Fällen gibt es tiefgreifende ideologische Unterschiede, aber das hat die Entwicklung von Beziehungen und sogar die Zusammenarbeit nicht verhindert, sowohl zur Lösung ernster politischer Konflikte als auch zur Lösung tiefgreifender sozialer Probleme und zur Bereitstellung von Dienstleistungen für die bedürftigsten Bevölkerungsgruppen. Im Jahr 2014 haben wir uns in Havanna einstimmig zur Erklärung Lateinamerikas und der Karibik als Zone des Friedens verpflichtet.

Mit dieser großen, reichen und komplexen Region könnten die Vereinigten Staaten zusammenarbeiten und ihre Kräfte bündeln, um die großen Herausforderungen der heutigen Welt zu bewältigen. Aber es muss unter absoluter Achtung der souveränen Gleichheit geschehen.

Die Zeiten haben sich geändert, und Unser Amerika akzeptiert nicht die Durchsetzung imperialistischer Interessen, ebenso wenig wie es akzeptiert, dass es für Konflikte der USA mit denjenigen benutzt wird, die diese als strategische Rivalen in anderen Teilen der Welt ansieht.

Unser Volk hat allen Grund, sich zu fragen: Warum schenken wir einer Veranstaltung unsere Aufmerksamkeit, die auf wenig aussagekräftige Ergebnisse abzielt, bei der viele Teilnehmer abwesend sind und von der die Vereinigten Staaten beschlossen haben, mehrere Länder der Region von vornherein auszuschließen?

Das Problem ist, dass wir einen weiteren, wenn auch gescheiterten Versuch, die Monroe-Doktrin neu aufzulegen, nicht ignorieren können, noch können wir es versäumen, die Farce anzuprangern, die Länder der Region wieder einmal zu einem neokolonialen Spektakel aufzurufen. Die Vereinigten Staaten haben die Macht, die Anwesenheit Kubas in Los Angeles zu verhindern, aber sie haben weder die Macht, unsere Stimme zum Schweigen zu bringen, noch die Wahrheit zum Schweigen zu bringen.

Unser Volk war sich dieser Probleme bewusst. E ist so gut informiert wie nur wenige andere und kennt die aktuelle Situation in der Hemisphäre. Es nimmt an der Außenpolitik teil und ist der Garant der nationalen Souveränität und Unabhängigkeit gegenüber den hegemonialen Ambitionen der USA. Es fühlt sich auch der internationalen Solidarität verpflichtet und es hat sich das Recht erworben, über die Entwicklungen in der Region auf dem Laufenden zu bleiben.

Am 8., 9. und 10. Juni wird in Los Angeles auch ein Gipfel der Völker stattfinden. Die Informationen, die uns erreichen, deuten darauf hin, dass es sich um ein echtes Szenario der Debatte und der Konfrontation von Ideen handeln wird, mit einer breit gefächerten Agenda und im Einklang mit den dringendsten Anliegen der gesamten Region, unter Beteiligung von sozialen Organisationen, Gewerkschaften, Jugendgruppen, Gemeindeverbänden und Menschen mit einem ausgeprägten sozialen Gewissen im Allgemeinen.

Alles deutet darauf hin, dass das eigentliche transzendentale politische Ereignis dort stattfinden wird, und wir bedauern, dass wir nicht in der Lage sind, persönlich in nennenswerter Weise daran teilzunehmen. Wir wissen, dass der Beitrag der Kubaner ein wichtiger Beitrag gewesen wäre, und es wäre auch eine Erfahrung für Sie, die Probleme und Ansätze der Tausenden von sehr unterschiedlichen Teilnehmern zu hören, die an dem Forum teilnehmen werden.

In einer Zeit wie der jetzigen ist es für die Völker Lateinamerikas und der Karibik ratsam, sich auf José Martí zu besinnen. Sein zeitloser Essay mit dem Titel „Unser Amerika“ ist von erstaunlicher Aktualität. Darin verkörperte der Apostel Lehren für alle Zeiten. Martí sagte dort:

„…die dringende Pflicht unseres Amerikas ist, sich so zeigen, wie es ist es, eins in Seele und Absicht, ein schneller Sieger über eine erstickende Vergangenheit, befleckt nur mit dem Blut an unseren Händen, gedüngt im Kampf mit den Ruinen und dem, das aus den Adern fließt, in die unsere Herren uns gestochen haben. Die Verachtung des furchterregenden Nachbarn, der es nicht kennt, ist die größte Gefahr unseres Amerikas. und es drängt, dass der Nachbar es kennt, bald kennt, weil der Tag des Besuchs nahe ist, damit er es nicht verachtet“.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Cubaminrex – Präsidentschaft von Kuba)

Quelle: Granma Internacional

Kuba