Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst: ver.di fordert von der Politik Präventionsmaßnahmen
„Es ist äußerst erschreckend, wenn rund ein Viertel aller befragten Beschäftigten schon mindestens einmal im Dienst Gewalt erleben mussten. Noch alarmierender ist es, wenn durchschnittlich 70 Prozent der Betroffenen die Übergriffe gar nicht erst melden“, betont die stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Christine Behle. Hintergrund ist eine Studie zum Thema Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes durch das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV). Behle wies darauf hin, dass es daher nicht verwunderlich sei, wenn sich 40 Prozent der Befragten bei ihrer Arbeit nicht (immer) sicher fühlten.
ver.di befasse sich seit vielen Jahren mit dem Problem der Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Die jetzt vorgelegten Ergebnisse der Studie bestätigen dabei die Erfahrungen vieler Beschäftigter. Es sei leider bereits seit Langem klar, dass die Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst, beispielsweise gegen Feuerwehrleute und Rettungskräfte, Beschäftigte in der Justiz, in der Sozial- und Arbeitsverwaltung, bei Ordnungs-und Bürgerämtern, aber auch in anderen Bereichen der Verwaltung kein Randphänomen sei.
Behle bezeichnete es des Weiteren als ausgesprochen problematisch, dass 25 Prozent der Behörden – im Kommunalbereich sogar 39 Prozent – Gewalt gegen Beschäftigte nicht dokumentieren würden und forderte möglichst einfache und niedrigschwellige Meldesysteme. Wenn gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilungen bei Behörden nur wenig verbreitet seien, erkläre dies, warum sich Beschäftigte beim Thema Gewalt von übergeordneten Ebenen nicht genug unterstützt fühlten.
„Wir brauchen endlich effektive Präventionsmaßnahmen, die in ein Gesamtkonzept eingebettet und auf spezifische Risiken einzelner Arbeitsplätze abgestimmt sind. Die Studie belegt, dass bereits existierende Präventionsmaßnahmen sowohl von Behördenleitungen als auch von den Beschäftigten positiv bewertet werden“, erklärt die ver.di-Vize.
Die repräsentative bundesweite Befragung von Behördenleitungen und Beschäftigen erfolgte auf Initiative des DGB und im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI). Die Untersuchung nimmt verschiedene Beschäftigungsbereiche (u.a. Feuerwehr und Rettungskräfte; Justiz; Sozial- und Arbeitsverwaltung; Ordnungsamt und Bürgeramt) und Verwaltungsebenen (Bund, Länder, Kommunen) in den Fokus und ermöglicht erstmals eine umfassendere Einschätzung des Problems der Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst.