3. Dezember 2024

Zum 80. Geburtstag von Hannes Wader

Von Otto Bruckner, stellvertretender Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA)

Sein Freund und Liedermacherkollege Reinhard Mey erzählte einmal, wie sie sich, Mey und Hannes Wader, in einem klapprigen alten VW-Bus auf die Reise machten, um ihre Musik nach ganz Deutschland und noch weiter zu tragen. Damals kannte sie noch keiner, später wurden sie beide zu Stars.

Der am 23. Juni 1942 als Sohn eines Landarbeiters und einer Putzfrau in einer Gemeinde bei Bielefeld geborene Hans Eckard „Hannes“ Wader lernte ursprünglich den Beruf des Dekorateurs, der ihm aber auf die Nerven ging. Er studierte Grafik in Bielefeld, dann zog es ihn in die geteilte Stadt Berlin, genauer nach Westberlin, wo er das Studium nach ein paar Semestern schmiss und zum Berufsmusiker wurde.

Schnell begann Wader, in der bereits lebendigen Liedermacherszene West-Berlins Fuß zu fassen. Er stand jeden Abend auf bis zu fünf Bühnen. In der Folgezeit tourte Wader mit Reinhard Mey durch Kneipen und Clubs. Da ihr Repertoire noch recht klein war, übersetzten sie einige Lieder ins Französische und trugen sie zweimal vor, um den Abend füllen zu können.

In den 1970er- und 1980er-Jahren prägten Waders Lieder viele Generationen von Kommunistinnen und Kommunisten, Sozialistinnen und Sozialisten, Antifaschisten und Friedenskämpfer. Er sang nicht nur seine eigenen Songs, sondern auch altbekannte. Das reichte von alten Volksliedern über Studentenlieder aus der Zeit der bürgerlichen Revolution bis zu Liedern aus dem spanischen Bürgerkrieg, Widerstandslieder aus den KZs der Nazis und Lieder der Arbeiterbewegung.

Viele lernten mit seinen Liedern die Texte und haben sie nie wieder vergessen. Aber auch seine weniger als politisch eingestuften Lieder wie „Heute hier, morgen dort“, oder die Entstaubung und Neuinterpretation alter plattdeutscher Volkslieder sind fest in die fortschrittliche Musikgeschichte eingebrannt. Große Bekanntheit erlangte auch seine Übersetzung und musikalische Interpretation eines Gedichtes des türkischen Schriftstellers und Kommunisten Nazim Hikmet: „Leben einzeln und frei/wie ein Baum/und dabei/brüderlich wie ein Wald – diese Sehnsucht ist alt./Sie gibt uns Halt/in unserem Kampf/gegen die Dummheit, den Hass, die Gewalt.“

Als Sympathisant der RAF verdächtigt, weil sich Gudrun Ennslin unter falscher Identität als Untermieterin bei ihm einquartiert hatte, war er dann sogar kurzzeitig inhaftiert und wurde noch lange als vermeintlicher Staatsfeind observiert.

Waders Welt waren inzwischen längst die großen Bühnen: Festivals wie das UZ-Pressefest der DKP, Friedenskundgebungen mit mehreren hunderttausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern, aber auch Auftritte im anderen, im sozialistischen Deutschland, der DDR, unter anderem am Festival des politischen Liedes. In der DDR-Jugendorganisation FDJ war er mit seinem Schaffen ebenso populär, wie bei jungen Kommunisten in der BRD, in Österreich und anderen Ländern.

Wader, der 1977 der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) beigetreten war, trat nach der Konterrevolution in der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Ländern in Europa wieder aus der Partei aus. Das ruhmlose Ende der Sowjetunion setzte dem Liedermacher schwer zu, er ist aber seinen sozialistischen und humanistischen Überzeugungen weiterhin treu geblieben, wenngleich sich viele vermeintliche Gewissheiten auflösten. Er brachte auch nach 1991 weitere Texte und Lieder heraus, politische, nachdenkliche und auch volkstümliche.

Gemeinsame Auftritte mit Konstantin Wecker, Reinhard Mey und anderen – auch internationalen – Künstlern folgten, inzwischen hat er sich vom Bühnenleben verabschiedet, arbeitet aber rastlos weiter.

Sein politischer Weg ist kein geradliniger, aber er ist gekennzeichnet von der Suche nach der richtigen, der besten, der revolutionären Sache und Gesinnung. Die Lektüre des Kommunistischen Manifests führte ihn nach eigener Aussage in die Kommunistische Partei. Er wird diesen Text sicher auch bis heute nicht vergessen haben.

Hannes Wader, der norddeutschen knorrigen Eiche unter den deutschsprachigen Liedermachern sei zu seinem 80. Geburtstag auf das Herzlichste zu gratulieren. „Trotz alledem und alledem“ wünschen wir Hannes noch viele Jahre Schaffenskraft, Gesundheit und Zuversicht.

 

Quelle: Zeitung der Arbeit

Kultur