Die Zöllner kommen zum Pressefest
Zum Abschluss dann „Alles auf Anfang“. So heißt das zwölfte Album der Band Die Zöllner. Es soll im November erscheinen. Einen Vorgeschmack darauf gibt es beim 21. UZ-Pressefest: Die Soul-Funk-Bigband wird das Fest mit ihrem Auftritt auf der Hauptbühne am Sonntag beschließen.
Die Zöllner feiern in diesem Jahr gleich zwei große Jubiläen: Seit 35 Jahren steht die Band gemeinsam auf der Bühne und Frontmann und Namensgeber Dirk Zöllner wurde am 13. Juni 60 Jahre alt. Klassische Anlässe für Rück- und Ausblicke. Der Auftritt der Zöllner wird beides bieten. Natürlich spielen die Berliner die größten Hits ihrer Karriere – aber auch bislang unveröffentlichte Songs ihres kommenden Albums.
Die Band-Gründer Dirk Zöllner und André Gensicke kommen mit ihrer Bigband und versprechen einen „wunderbar soulig-funkigen Stil“. Mit eben diesem Stil startete die Band Ende der 1980er Jahre in der DDR durch. Im November 1987 fand das Duo Zöllner/Gensicke zusammen. Mit den Songs „Viel zu weit“ und „Käfer auf dem Blatt“, beide vom Rundfunk der DDR produziert, eroberten sie die Charts. Das erregte landesweit Aufmerksamkeit und öffnete Türen. Das Duo wurde zum Festival Beat Apartheid auf der Radrennbahn in Berlin-Weißensee eingeladen. Der Headliner hieß James Brown. Zöllner und Gensicke nutzten ihre Chance und stellten gleich eine Bigband für ihre Bühnenpremiere zusammen. 1989 wurden sie zur letzten besten Newcomer-Band der DDR gekürt.
Als die Zukunft Geschichte geworden war, probierten die Zöllner ihr Glück zunächst in Westdeutschland. Nach zwei Jahren im Raum Köln und einem ersten Plattenvertrag beim süddeutschen Label Musicolor kehren sie 1993 zurück in die ostdeutsche Heimat und zum VEB-Amiga-Nachfolger Deutsche Schallplatten. Heute sind sie fest etabliert in der Musikszene Ostdeutschlands, vor allem ihrer legendären Konzerte wegen.
Abgehoben sind sie nie. Sie wissen, wie ihr Publikum tickt und was die Menschen bewegt, die zu ihren Konzerten kommen. Namensgeber Dirk Zöllner erzählte der Wochenzeitung „Zeit“ Anfang Juli, wie viele Fans der Band über deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine denken: „Vielen klappt die Kinnlade runter. Die Waffenlieferungen, die Panzer, das ist unvorstellbar!“ Der vierfache Vater und Großvater eines Enkels ist Pazifist. Sein Herz schlage für Deserteure, für russische und ukrainische Kriegsverweigerer. Zöllner spricht besser Russisch als Englisch. Er gehört zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefs von Anfang Mai an die Bundesregierung und den Bundespräsidenten, der sich gegen antirussische Hetze und den Abbruch von Brücken in der kulturellen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland ausspricht.
Die Zöllner, Sonntag, 28. August, 16 Uhr auf der Hauptbühne des UZ-Pressefests in Berlin auf dem Rosa-Luxemburg-Platz – umsonst und draußen.
Quelle: Unsere Zeit