21. Dezember 2024

Im Jubeljahr in Algier

Im 60. Jahr ihrer Unabhängigkeit vom französischen Kolonialismus hat Außenminister Jean Asselborn der Demokratischen Volksrepublik Algerien einen Arbeitsbesuch abgestattet. Am Denkmal für die Märtyrer in Algier legte er einen Blumenkranz im Gedenken an die Hunderttausenden Toten des achtjährigen Befreiungskampfes, der dem nordafrikanischen Land nach 132 Jahren Kolonialherrschaft am 5. Juli 1962 die langersehnte Unabhängigkeit brachte, nieder. Die Feierlichkeiten zum Gedenken an den so schwer und unter unermeßlichen Opfern errungenen Sieg über die Kolonialmacht Frankreich sollen noch bis zum 5. Juli nächsten Jahres fortdauern.

Am Vortag eines dreitägigen Besuchs des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Algerien kam Asselborn am Mittwoch in Algier zunächst mit Staatschef Adelmadjid Tebboune zusammen, um dem algerischen Volk angesichts der neuerlichen verheerenden Waldbrände die Solidarität Luxemburgs zu versichern. Insbesondere der Nordosten des Landes war vergangene Woche Schauplatz gewaltiger Waldbrände, bei denen mindestens 38 Menschen getötet und über zehn Prozent des Naturschutzgebiets El Kala zerstört wurden. Das Biosphärenreservat ist unter anderem das letzte Schutzgebiet für den Berberhirsch und beherbergt jedes Jahr mehr als 60.000 Zugvögel, die dort überwintern.

Anschließend, heißt es in einer am Donnerstagmorgen verbreiteten Pressemitteilung des Außenministeriums, habe Ressortchef Asselborn mit seinem algerischen Amtskollegen Ramtane Lamamra ein Luftfahrtabkommen unterzeichnet, das zu einer direkten Flugverbindung zwischen Algier und dem Findel führen soll. Wenige Erfolgsaussichten haben indes Asselborns Bemühungen, seine Gegenüber davon zu überzeugen, daß die weltweite Nahrungsmittelkrise allein auf »Rußlands militärische Aggression gegen die Ukraine«, und nicht etwa auf den Wirtschaftskrieg des Westens gegen Rußland zurückzuführen ist. Vielmehr hatte Staatspräsident Tebboune Ende Juli im Fernsehen erklärt, man habe Interesse, dem BRICS-Bündnis beizutreten. Das vor elf Jahren von Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika ins Leben gerufene Staatenbündnis sei vor allem »als Alternative zu den traditionellen Machtzentren« von Interesse, hatte Tebboune betont. Bereits Ende Juni hatte er an einem virtuellen Treffen der BRICS teilgenommen. In den vergangenen Monaten hatten sich die BRICS-Staaten geweigert, sich den westlichen Sanktionen gegen Rußland anzuschließen, und sich als Gegenpol zu den von den USA dominierten G7 herauskristallisiert.

Da Algerien eine der wichtigsten Volkswirtschaften Afrikas und vor allem der größte Erdgasexporteur des Kontinents ist, kam Asselborn auch mit Energieminister Mohamed Arkab zusammen, der seit vorigem Jahr auch für den Bergbau zuständig ist. Er habe sich dafür bedankt, heißt es in der Mitteilung seines Ministeriums, daß Algerien »seinen europäischen Partnern« angesichts der »Energieerpressung Rußlands« mit mehr Gas beliefere.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

AlgerienZLV