Statec erwartet für 2022 und 2023 deutlich höhere Inflation
In seiner neuen Prognose geht das Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien-Statec davon aus, dass die Inflation weiter ansteigen wird. Für 2022 wird eine Inflationsrate von 6,6 Prozent erwartet, für 2023 eine solche von 5,3 Prozent. Ausgehend von dieser Prognose wird für das 4. Trimester dieses Jahres der Erfall einer zweiten Indextranche angekündigt.
Die Gründe für die anhaltend hohe Inflation sieht das Statec darin, dass die Spannungen in den internationalen Lieferketten, verstärkt durch die Null-Covid-Strategie in China, fortbestehen, und der Krieg in der Ukraine zusätzliche Unsicherheiten schürt. Aufgezählt werden weiter die (vom Westen herbeigeführte) Gasknappheit in Europa, welche auch zu höheren Strompreisen führt, der Wertverlust des Euro gegenüber dem Dollar und die anhaltend hohen Preise für Rohöl, die deutlich langsamer zurückgehen als erwartet.
Da die höheren Energiepreise, mit denen die Mineralölkonzerne sich dumm und dämlich verdienen, an die Endverbraucher weitergegeben werden, hat das zur Folge, dass in diesem Bereich des Preisindex 72 Prozent der Produktunterklassen im Jahresvergleich um mehr als 2 Prozent teurer wurden, bei 43 Prozent der Produktunterklassen stiegen die Preise sogar um mehr als fünf Prozent.
Negativ wirkt sich da auch aus, dass die Erdölprodukte und zahlreiche andere Rohstoffe, Metalle und Lebensmittel in Dollar bezahlt werden und sie wegen der Abwertung des Euro noch teurer werden. Hinzu kommt der Druck auf die Produktionskosten durch den Wirtschaftskrieg der EU gegen Russland. Das führt praktisch automatisch zu höheren Endpreisen
Für Luxemburg erwartet das Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien laut seinem zentralen Szenario eine Inflation von 6,6 Prozent für dieses Jahr, gegenüber 5,8 Prozent in der Prognose von Mai 2022. Für 2023 lautet die Prognose 5,3 Prozent, also fast doppelt so viel wie die 2,8 Prozent der Mai-Prognose.
Gas- und Strompreise steigen
Das Statec geht inzwischen auch davon aus, dass der Gaspreis in Luxemburg im Verlauf des nächsten Herbstes und Winters um knapp 90 Prozent im Vergleich zum Sommer 2020 steigen könnte. Das wiederum würde Auswirken auf den Strompreis haben, der von Dezember 2022 auf Januar 2022 bis zu 35 Prozent teurer werden könnte.
Für die Lohnabhängigen und Rentner sind das alles andere als fröhliche Nachrichten, auch wenn infolge dieses Inflationsschubs damit gerechnet wird, dass bereits im vierten Quartal dieses Jahres eine zweite Indextranche erfallen wird. Eine weitere würde dann im zweiten Quartal 2023 ausgelöst. Während der Märchenstunde in der Tripartite hatte es noch geheißen, 2023 würde gar keine Indextranche erfallen.
Bekanntlich soll die Indextranche, die im Juni 2022 erfiel, ohne dass die Löhne um 2,5 Prozent an die Inflation angepasst wurden, erst im zweiten Quartal 2023 ausbezahlt werden, weil die Regierung und die Chamber – gegen den Willen des OGBL, der KPL und von weiteren politischen und sozialen Kräfte – den Index durch ein Gesetz manipulierten.
»Mit dem Verrücken von Indextranchen muss Schluss sein!«
Gestern teilte die Regierung mit, sie habe das Statec beauftragt, die neuen Prognosen bis zur ersten Septemberwoche zu aktualisieren. Anschließend will die Regierung dann eine Tripartite einberufen.
Noch bevor die neuesten Statec-Prognosen bekannt wurden, hatte der Präsident der CGFP-Gewerkschaft, Romain Wolff, am gestrigen Morgen auf RTL-Radio Lëtzebuerg gemeint, mit dem Verrücken von Indextranchen müsse nun Schluss sein, und das Ausfallen einer Indextranche komme erst recht nicht in Frage. Im März dieses Jahres hatte die CGFP noch zusammen mit dem LCGB dem von der Regierung und dem Patronat forcierten Indexklau zugestimmt.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek