Hurrikan „Ian“ fegt über Westkuba
Vor wenigen Stunden hat das Auge des Sturms Kuba wieder verlassen. Rund 50.000 Menschen mussten gestern in der westlichen Provinz Pinar del Río vor Hurrikan „Ian“ in Sicherheit gebracht werden, verschiedene Warnstufen gelten bis in die Provinz Cienfuegos östlich der Hauptstadt Havanna. Bislang sind keine Todesfälle zu beklagen, doch die Spur der Verwüstung des Kategorie-3-Sturms ist bereits jetzt vielerorts sichtbar. Es handelt es sich um den ersten schweren Hurrikan, der Kuba seit „Irma“ im Jahr 2017 heimsucht.
„Pinar del Río, eine verwüstete Stadt“: Unter diesem Titel berichtete der Liveticker des Nachrichtenportals „Cubadebate“ zuletzt über die Schäden in der am stärksten betroffenen Provinz gleichen Namens. Mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern fegte der Sturm durch die Region, nachdem Ian dort am frühen Dienstagmorgen auf Land getroffen ist. Das Ergebnis: abgedeckte Dächer, entwurzelte Bäume, Überschwemmungen und zerstörte Felder. Noch immer sind weite Teile des Westens ohne Strom, darunter auch die Hauptstadt. Am Nachmittag traf Präsident Miguel Díaz-Canel in Pinar del Río ein.
Ein großes Tabaklager, in dem ein Teil des wichtigen Anbauprodukts der Provinz lagerte, wurde komplett zerstört. Wie lokale Medien berichten, ist möglicherweise auch ein massiver Scheinwerferturm in einem Baseballstadium der ähnlich stark verwüsteten Nachbarprovinz Artemisa eingestürzt.
Auch auf der Insel der Jugend hat Ian gewütet. Dort sind in den vergangenen 24 Stunden mit 108 Millimetern neue Niederschlagsrekorde erreicht worden. Mit Windgeschwindigkeiten von über 150 km/h hat Ian hier kurz vor seiner Ankunft auf der Hauptinsel eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Derzeit machen sich die Randbereiche des Hurrikans in Havanna bemerkbar, von wo Berichte über umgeknickte Verkehrsschilder und entwurzelte Bäume eintreffen. Der Hauptstadtflughafen „José Martí“ wird seinen Betrieb indes nicht vor Mittwoch wieder aufnehmen, Passagiere mit gecancelten Flügen wurden in staatlichen Hotels untergebracht.
Reparaturbrigaden aus anderen Provinzen machen sich zur Stunde bereit, den Pinareños, in Artemisa und auf der Insel der Jugend bei der Wiederherstellung der Stromversorgung zu helfen. Wie der Telefonversorger ETECSA meldet, sind in Pinar und Artemisa die meisten Mobilfunkmasten beschädigt und ohne Strom. Doch vor morgen früh, wenn auch die letzten Ausläufer in Richtung Florida weitergezogen sind, dürften die Aufräumarbeiten nicht beginnen. Erst dann wird das genaue Ausmaß der Schäden feststellbar sein.
Erste Bilder aus Pinar del Río (Quelle: Cubadebate, Zusammenstellung aus Lokalmedien):