Dutzende Tote bei Protesten im Tschad
Zuletzt verlängerte der tschadische Präsident General Mahamat Deby am 1. Oktober die eigentlich vereinbarte Übergangsphase von 18 Monaten zur Bildung einer neuen Regierung um 24 Monate. Die Entscheidung führte zu Unmut innerhalb der Opposition und der Bevölkerung. Es folgten Proteste in der Hauptstadt N’Djamena und drei weiteren Städten, an denen sich tausende Menschen beteiligten. Der Ministerpräsident des Tschads, Saleh Kebzabo, sprach auf einer Pressekonferenz von einem bewaffneten Aufstand, der von den Sicherheitskräften niedergeschlagen werden musste. Dabei wurden Dutzende Menschen getötet und etliche weitere verletzt. Über die genaue Anzahl der Toten besteht aktuell noch Unklarheit. Einige Medien schreiben bereits von mindestens 100 Todesfällen.
Nachdem Idriss Deby, der über 30 Jahre das Präsidentenamt ausfüllte, im April 2021 auf dem Schlachtfeld getötet wurde, als er Truppen an der Front besuchte, kam es im Tschad zu einer politischen Krise. Das Militär setzte seinen Sohn Mahamat Deby als Interimspräsidenten ein. Die Übergangsphase bis zur Durchführung von Wahlen und der Bildung einer neuen Regierung war für 18 Monate angesetzt und hätte dementsprechend diesen Oktober enden müssen. Deby verlängerte sie erneut um zwei Jahre, am 10. Oktober wurde er vereidigt und er ernannte erneut eine Übergangsregierung.
Die ehemalige Kolonialmacht des Tschads, Frankreich, verurteilte die gewaltvolle Niederschlagung der Proteste und den Einsatz tödlicher Waffen gegen Demonstrantinnen und Demonstranten in einer Presseaussendung. „Frankreich beteiligt sich in keiner Weise an den Ereignissen, die ausschließlich in der innenpolitischen Domäne des Tschad liegen“, erklärte das französische Außenministerium.
Im Mai dieses Jahres kam es zu Protesten gegen den französischen Imperialismus im Tschad, im Zuge derer auch Geschäfte mit französischer Beteiligung zerstört wurden. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Proteste niederzuschlagen. Dem französischen Staat wurde und wird vorgeworfen, die Militärregierung unter Interimspräsident Mahamat Deby zu stützen, wodurch die Bildung einer zivilen Regierung verunmöglicht werde.
Quellen: ORF/Al Jazeera/Euronews
Quelle: Zeitung der Arbeit