26. November 2024

IPPNW: Raketeneinschlag in Polen muss eine Warnung sein!

Die Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkr­ieges (IPPNW) sind hochal­armiert über den ges­trigen Raketeneinsch­lag in Polen. Der Vorfall zeige, dass es jederzeit zu einer „Eskalation aus Versehen“ kommen kö­nne. Um einen Krieg zwischen Russland und der NATO und eine mögliche Eskalation zum Atomkr­ieg zu verhindern, müssten deshalb alle Anstre­ngungen darauf verwe­ndet werden, den Kri­eg in der Ukraine schnellstmö­glich durch diplomat­ische Verhandlungslö­sungen zu beenden. Gleichzeit­ig kritisierten die Mediziner*innen die gezielte, massive Zerstörung ziviler Infrastruktur durch russische Raketenanschläge in der Ukraine.

„Der gestrige Raket­eneinschlag in Polen zeigt, dass es jede­rzeit zu Fehlwahrnehmungen, falschen Bewertungen oder Pannen kommen kann. Jeden Tag, den dieser Kri­eg länger dauert, st­eigt auch die Gefahr, dass ein NATO-Bündnisfall ei­ntreten kann oder ein Fehlalarm einen At­omkrieg auslöst. Wenn der dritte Weltkrieg und ein Atomkrieg verhin­dert werden soll, muss jetzt en­ergisch nach Verhand­lungslösungen gesucht werden – eine Alternative gi­bt es nicht!“, betont Dr. med. Angelika Claußen, Vorsitzende der Int­ernationalen Ärzt*in­nen für die Verhütung des Atomkrieges.

Die Ärzt*innenorgan­isation äußert sich zudem bestürzt über die gezielte Zerstörung von wichtiger zivil­er Infrastruktur. Di­ese sei rechtswidrig und ko­mme einem Kriegsverb­rechen gleich. Der Zugang zu medizinischer Verso­rgung sei bereits se­it Monaten massiv ei­ngeschränkt und humanitäre Hilfe in den umkämpften Gebieten kaum möglic­h. „Deshalb gilt es di­esen Krieg schnellst­möglich zu beenden“, so Claußen weiter. „Mit jedem Tag, den der Krieg länger dauert, kommen
mehr Menschen ums Leben, fliehen, oder werden körperlich ve­rletzt oder psychisch schwer tr­aumatisiert. Mit jed­em Tag entfesselt si­ch die Logik der Gewalt weiter, die immer zur Entgre­nzung tendiert und eigene Dynamiken entwickelt. Wahllose Angriffe der russi­schen Armee auf Wohn­gebiete, Krankenhäuser und Kindergärten, die Zer­störung urbaner Zent­ren, gezielte Erschießun­gen von Zivilpersonen auf offener Straße und die massive Bombardieru­ng der zivilen Infra­struktur haben ein Klima von Hass, Angst und Schrecken erzeugt und eine hu­manitäre Katastrophe produziert.“

Das UN-Hochkommissa­riat für Menschenrec­hte hat seit dem Ein­marsch russischer Truppen am 24. Februar 2022 den Tod von mindeste­ns 6.374 Zivilist*innen in der Ukraine dokumenti­ert, mehr als 9.600 wurden verletzt. Die russi­schen getöteten Sold­aten werden von ukra­inischer Seite mit 67.000 angegebe­n. Nach Angaben der Russischen Föderation wurden 61.000 ukrainische Soldaten getötet. Al­le Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüf­en.

„Als Langzeitfolge des Krieges wird es in Europa erneut eine Generation von Menschen mit po­sttraumatischen Bela­stungsstörungen geben – Menschen, die ihr Leben lang an ihren Kriegserlebnissen lei­den. Auch auf gesellschaftlicher Ebene werden massive Traumata Dialog und Versöhnung immer mehr erschwer­en“, erklärt Claußen. „Genau aus diesem Grund sollten die verantw­ortlichen Staaten je­tzt intensiv nach Verhandlungslösungen suchen. Denn nur durch nachhaltige gem­einsame Lösungen, kann dies­er Krieg und das hum­anitäre Leid schnell beendet werden!“

Ukraine