Metall-KV: Heiße Luft statt heißer Herbst? Jetzt Tacheles reden und handeln!
Die heurigen KV-Verhandlungen sind eine einzige Frotzelei und Provokation! Doch im Falle einer heutigen Nichteinigung sind nur zahnlose 3-stündigen Warnstreiks ab kommendem Montag angekündigt. Auch das Ansinnen, mit aller Kraft noch in der heutigen Verhandlungsrunde (bzw. vor Wochenbeginn) eine Einigung zu erzielen, lassen einen faulen Kompromiss seitens der gewerkschaftlichen Chef-Verhandler nicht unwahrscheinlich erscheinen. Damit würde das gewerkschaftliche Zugpferd des österreichischen „Leit-“KV allerdings zugleich auch den anderweitigen in Lohn-Auseinandersetzungen stehenden Branchen in die Parade fahren. Als authentische Stimme der KollegInnen in den Betrieben formulierte denn auch ein Betriebsrat aus Amstetten: „Ich hoffe, dass wir schön langsam in den Kampfmodus kommen“ – „Der ganze Betrieb ist kampfbereit!“
Das „Angebot“ der Metallindustrie einer Lohnerhöhung von lächerlichen 4,1% auf die IST-Gehälter und keinerlei (!) Erhöhung der KV-Löhne, also der Mindestgehälter und Gehälter von ZeitarbeiterInnen, ist die reinste Verhöhnung. Nicht einmal für die einen die zurückliegende Inflation abzugelten, muss schon einen gewaltigen Aufschrei erzeugen, doch für die anderen eine Nulllohnrunde einzubringen in diesen Hochinflationszeiten hätte dazu führen müssen, dass die GewerkschaftsverhandlerInnen vom Tisch aufstehen und gehen. Denn eine NIcht-Erhöhung der Lohntabellen bedeutet nicht „nur“ heuer, sondern auch in allen zukünftigen Jahren einen massiven Verlust – für alle in der Branche, auch für jene mit IST-Überzahlung.
Die Inflation ist auf seit Generationen nicht mehr gekannte Rekordhöhen geklettert. Und die Teuerungswelle – von aktuell sogar 11% – wird noch weiter anziehen und anhalten.
Das „Angebot“ der Wirtschaftsvertreter dagegen liegt nicht nur deutlich unter der für die Verhandlung relevanten Inflationsrate von 6,3%, sondern für die führende Industriebranche sogar unter der Pensionserhöhung von mind. 5,8%.
Nicht anders steht es mit der albernen KV-Mathematik des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie (FMTI) einer Einrechnung der Antiteuerungsmaßnahmen der Regierung in die Lohn- und Gehaltsabschlüsse. Ein durchschaubarer Versuch eines billigen Coups, dessen Spieß sich gewerkschaftlich allerdings auch leicht umdrehen ließe: Wenn die Unternehmer die staatlichen Entlastungsmaßnahmen für Arbeitende (z.B. Klima- bzw. Teuerungsbonus, …) einzupreisen gedenken, dann wären natürlich umgekehrt auch die staatlichen Förderungen für Unternehmer (Kurzarbeit, COFAG, Härtefallfonds, Umsatzersatz, Energiekostenausgleich … – von den zahlreichen Überförderungen gar nicht zu reden) gegenzurechnen.
Demgegenüber halten wir vielmehr fest: Die Metall-Unternehmen haben das zurückliegende Jahr überwiegend satten Profit gemacht! Die Auftragsbücher in der Industrie sind voll. Und die Flaggschiffe von der Voestalpine über Schoeller Bleckmann bis zur Amag oder Andritz haben gar überschäumende Gewinne eingefahren. Ja, Österreichs börsennotierte Unternehmen schütteten jüngst gerade Rekorddividenden aus und werden auch heuer nahtlos an die Profite und rekordhohen Gewinnausschüttungen von 2021 anknüpfen.
Nur mit entsprechenden Druck wird sich allerdings etwas erreichen lassen. Die Abgeltung der Inflation, Reallohnerhöhungen und Sicherung unserer Kaufkraft ist heuer ist mehr denn je eine Frage des gewerkschaftlichen Kampfes, der Konfliktbereitschaft für unsere Arbeits- und Lebensinteressen und der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse.
Und der Metaller-Runde als österreichischem „Leit-“KV und der Schlagkraft der MetallerInnen als gewerkschaftlichem Zugpferd kommt dabei wie eingangs bereits angetippt eine nochmals ganz besondere Bedeutungund Verantwortung auch für alle anderen Branchen zu.
Die auf der gestrigen BR-Konferenz beschlossenen 3-stündigen Warnstreiks ab Montag werden dazu nicht ausreichen. Denn nicht nur die Blockadehaltung der Wirtschaftsvertreter ist heuer noch stärker einzementiert, sondern auch die Lohn- und Gehalts-Kluft ist mit der derzeitigen Hochinflationswelle nochmals deutlich breiter geworden. Die Friktionen und Verstopfungen in den globalen Wertschöpfungsketten haben wiederum auch den ansonsten auf Kante genähten Lieferverpflichtungen der vielfach „Just in Time“ produzierenden und gebundenen Industriebranche gegenwärtig etwas an bisheriger Schlagkraft genommen. Und damit dem Zittern davor, die Bänder und Maschinen könnten ernstlich stillstehen und die Lieferverpflichtungen nicht eingehalten werden.
In Zeiten wie diesen braucht es denn auch über die zum Ritual erstarrten bzw. als Säbelrasseln beinahe schon mit dazu gehörenden und aus Gewöhnung im stillen Konsens bereits im Vorfeld eingepreisten Kurz-Warnstreiks als gewerkschaftliche Verhandlungsmasse, einer tatsächlichen gewerkschaftlichen Konfliktbereitschaft und entsprechender Form des Arbeitskampfes.
Quelle: KOMintern