21. November 2024

Die Kultur der Barbarei und Gewalt fordern 2022 neue Opfer

Drei 14Jährige und ein 15Jähriger schossen am 22. November in South Carolina einem Mann in den Rücken. Das Motiv für die Tat? Der Mann hatte sie bestraft, weil sie Instagram zu viel genutzt hatten, und ihnen die Computer weggenommen.

In Arizona wurde ein achtjähriges Mädchen, das auf dem Rücksitz des Autos seines Vaters saß, während der Fahrt ermordet.

Die Polizei von Massachusetts fahndet nach einem Mann, der im Verdacht steht, ein Ehepaar nach einem Streit über einen bellenden Hund brutal getötet zu haben.

Dies sind nicht die Schlagzeilen eines der vielen Filme, in denen Gewalt verherrlicht wird. Wir befinden uns nicht in Nachbarschaft der „Heldentaten“ von Alex und seinen Drogensüchtigen, die in Stanley Kubricks Film A Clockwork Orange „die schöne Ultra-Gewalt ausüben, die uns vor Lachen umbringt“.

Es ist die nackte Realität eines Landes, das seit seiner Gründung die Kultur der Grausamkeit, der Barbarei und des Todes als grundlegenden Bestandteil seiner Bildung als Nation verinnerlicht hat.

Im zu Ende gehenden Jahr hat ein Bericht des „Gun Violence Archive“ festgestellt, dass die Vereinigten Staaten in diesem Jahr erneut die Zahl von 600 Schießereien überschritten haben, mit – bislang – 645, wobei der Monat Juli mit 89 der verheerendste war.

Jeden Tag werden mehr als 110 US-Amerikaner durch Schusswaffen getötet und über 200 verletzt. Bei durchschnittlich mehr als 40.000 Tötungen pro Jahr ist zu beachten, dass Massenerschießungen nur einen kleinen Teil davon ausmachen.

Der Schrecken, als ein Bewaffneter 2017 bei einem Musikfestival in Las Vegas mehr als tausend Kugeln in eine Menschenmenge feuerte, 60 Menschen tötete und Hunderte verletzte, ist noch immer in Erinnerung.

Der tödlichste Vorfall in diesem Zeitraum ereignete sich am 24. Mai an der Robb Elementary School in Uvalde, Texas, wo 21 Menschen, darunter 19 Kinder, umgebracht wurden. Dieses Ereignis ist nur mit der Tragödie an der Sandy Hook Elementary School in Connecticut im Jahr 2012 vergleichbar, der 20 Kinder und sechs Erwachsene zum Opfer fielen.

Mehr als drei Millionen Kinder sind dieser Art von Gewalt ausgesetzt. Jedes Jahr werden durchschnittlich 3.500 durch Schusswaffen getötet und 15.000 verletzt, so die Daten der US-Organisation „Everytown“, wie RTVE (Radiotelevisión Española) berichtet.

In den USA hat sich seit 2013 alle drei bis vier Tage ein Vorfall mit Schusswaffen an einer Schule ereignet, so die gleiche Quelle.

Eine erschütternde Statistik besagt, dass im Jahr 2019 1.800 Frauen ermordet wurden, und obwohl noch keine diesjährigen Zahlen veröffentlicht wurden, wird geschätzt, dass diese Ziffer im Jahr 2022 weit übertroffen wird, wie aus einem Bericht des Violence Policy Center (VPC) hervorgeht.

Ein Merkmal, das diese Ereignisse von anderen ähnlichen Ereignissen in der Welt unterscheidet, ist, dass sie nicht in einem Kriegsgebiet, in der Nähe von Kasernen oder Militärstützpunkten stattfinden, sondern in Schulen, Freizeitzentren, an religiösen Stätten, auf einem öffentlichen Platz, an einem beliebigen Tag, der ruhig und friedlich erscheint.

Die andere Seite der Gewalt

Eine kürzlich durchgeführte Analyse ergab, dass die Zahl der Obdachlosen in den USA bei mehr als 580.000 liegt. Die Zahl der Gäste in den Notunterkünften hat sich derweil verdreifacht, wie Fox News berichtete.

Tausende von Menschen in den Vereinigten Staaten können sich keine Wohnung leisten. Kälte, Hunger und Krankheiten machen den Obdachlosen zu schaffen, während ein stiller Killer immer mehr Opfer fordert.

Während die sehr Reichen immer reicher werden, leben 140 Millionen Menschen (von 330 Millionen Einwohnern) unterhalb des offiziellen Existenzminimums.

Der jährliche Bericht von Human Rights Watch stellt fest, dass missbräuchliche Strukturen der Inhaftierung, der Durchsetzung der Einwanderungsbestimmungen und der sozialen Kontrolle, die viele rassische und ethnische Minderheiten betreffen, sowie das Wohlstandsgefälle zwischen Schwarzen und Weißen fortbestehen und die wirtschaftliche Ungleichheit allgemein zunimmt.

Der Gini-Index, der das Ausmaß der Ungleichheit in einer Gesellschaft misst, erreichte in den Vereinigten Staaten nach Angaben der Weltbank im Jahr 2022 41,5.

Die Verbreitung von tödlichen und psychisch gefährlichen Drogen wie Fentanyl und Methamphetamin trägt zum Anstieg der Kriminalität bei, und nichts ist beängstigender als eine bewaffnete Person, die unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln handelt.

Andererseits weiß niemand genau, wie viele Menschenleben jedes Jahr in Polizeigewahrsam verloren gehen oder wie viele Migranten an der Grenze durch „Jäger“ von Illegalen getötet werden. Darüber wird nicht gesprochen, und wenn, dann nur sotto voce.

Der Fall von Vanessa Guillén, einer US-Soldatin mexikanischer Herkunft, die am 22. April 2020 auf einem Stützpunkt in Fort Hood (Texas) verschwand, offenbarte die Realität von körperlichem und sexuellem Missbrauch, Mord, Selbstmord und Schikanen in den US-Streitkräften.

Einem Bericht der „National Coalition Against Domestic Violence“ (NCADV), einer Organisation gegen häusliche Gewalt mit Sitz in Colorado, zufolge ist jede fünfte US-amerikanische Frau mindestens einmal im Leben sexuell missbraucht worden.

Laut AA Mundo gehören die USA zu den zehn Ländern, in denen Frauen am stärksten von sexuellen Übergriffen bedroht sind. Dort geschehen im Durchschnitt drei Frauenmorde pro Tag.

Aufzeichnungen des in Washington ansässigen National Rape, Abuse and Incest Network (Nationales Netzwerk, das sich mit Vergewaltigung, Missbrauch und Inzest auseinandersetzt) zeigen, dass es im Durchschnitt 433.600 Vergewaltigungsfälle pro Jahr im Land gibt.

Der schlecht gelaunte Revolverheld, der alles mit dem Schießeisen löst, der rücksichtslose, Indianer mordende, frauenfeindliche, individualistische Held, der vernichtende Rambo, der Rächer, der die Gerechtigkeit selbst in die Hand nimmt, ist aus der Fiktion in das Leben übergegangen und hat seine Wiedergeburt in Attentätern gefunden, die in Schulen, in Einkaufszentren, inmitten von Städten und Ortschaften schießen.

Die Verherrlichung von Rassismus und Hass in einer entfremdeten und dysfunktionalen Gesellschaft, in der Unsicherheit vorherrscht, ergibt explosive Zutaten, insbesondere, wenn jeder eine Waffe besitzen darf.

Im Kontext:

Die größten Massaker in Schulen, Instituren und Universitäten der USA

  • 8. Mai 2018: Ein Jugendlicher von 17 Jahren tötet 10 Menschen in einer Einrichtung in Santa Fe, Texas
  • 14. Februar 2018: Eine Schießerei in der Sekundarschule Marjory Stoneman Douglas in der Stadt Parkland im Südosten Floridas fordert 17 Tote.
  • 14. Dezember 2012: Nachdem er zunächst seine Mutter erschossen hat, tötet Adam Lanza 26 Personen in Newtown, Connecticut, einschließlich 20 Kinder von 6 und 7 Jahren in der Primarschule Sandy Hook
  • 2. April 2012: Sieben Tote und drei Verletzte durch Schüsse in der Privatuniversität von Oikos, östlich von Oakland, Kalifornien
  • 14. Februar 2008: Sieben Tote und 15 Verletzte, nachdem ein Student im Konferenzsaal der Universität von Nord-Illinois das Feuer eröffnet hat.
  • 16. April 2007: Seung Hui Cho, ein Student aus Südkorea, tötet 32 Mitstudenten an der Universität von Virginia mit zwei semiautomatischen Schusswaffen.
  • 20. April 1999: Zwei Schüler töten 13 Personen und verwunden 23 weitere in der Columbine-Schule von Littleton, Colorado.

Quelle: RTVE

Quelle: Granma Internacional

GranmaUSA