„nd.Der Tag“ über die Zuspitzung des Konflikts im Kosovo
Kosovo hat alle Grenzübergänge zu Serbien geschlossen und schickt sich an, gegen die wieder einmal revoltierenden Serben im Norden des Landes vorzugehen. Deren heimatliches Hinterland wiederum massiert Truppen an der Grenze.
Das alles geschieht nicht nur parallel zum Krieg in der Ukraine, es ist Teil dieses Konflikts. Nicht von ungefähr weigert sich Belgrad – obwohl es wie Pristina in die Europäische Gemeinschaft strebt -, die antirussische Sanktionspolitik der EU zu übernehmen. Man sei nicht länger bereit, das alles hinzunehmen, polterte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bereits Mitte Dezember beim Außenministertreffen und deutete an, es gebe da einen – noch geheimen – Plan, um den ewigen Zwist zwischen Serbien und dem Kosovo zu beenden.
Mag sein, dass es diesen Plan tatsächlich gibt; gewirkt hat er jedenfalls noch nicht. Das hat er gemein mit vielen anderen Plänen, die seit der von der Nato vor 24 Jahren herbeigebombten und 2008 verkündeten Unabhängigkeit des Kosovo beschlossen wurden. Wirksamer dagegen scheinen derzeit Moskaus Pläne in der und für die Region zu sein. Ein Krieg zwischen Serbien und dem Kosovo gehört – man hofft es jedenfalls – nicht dazu. So weitreichend ist Belgrads Solidaritätsadresse an Moskau und Präsident Wladimir Putin vermutlich auch nicht. Russland reicht es, Spannungen anzuheizen und die Nato, die derzeit alle Kraft auf ihre Ukraine-Hilfe konzentriert, anderenorts zu beschäftigen.
Wenn man dazu noch Belgrad als eine Art U-Boot in den ohnehin nicht kurssicheren EU-Geleitzug einschleusen könnte, wäre aus Moskauer Sicht hinreichend bewiesen: Der Westen ist zwar ein Problembereiter in Europa, ein Problemlöser hingegen ist er nicht.