Werkschließung versilbert
Gute Nachrichten für den Ford-Konzern: Wenn die Produktion des Modells „Focus“ in Saarlouis im Sommer 2025 eingestellt wird, bestehen beste Aussichten, die Schließung des Werks mit einem Verkauf des großen Geländes noch zu versilbern. Wie letzte Woche bekannt gegeben wurde, hat sich die saarländische Landesregierung eine Kaufoption für den Fall gesichert, dass sich bis 2025 kein Nachfolger gefunden hat, der das Gelände übernimmt.
Die „Saarbrücker Zeitung“ (SZ) berichtete, dass ein ausgehandelter „Kooperationsvertrag“ die „weitere Zusammenarbeit zwischen Ford und dem Saarland (regelt)“ und „Optionsrechte zum Erwerb der Grundstücke und Immobilien des Ford-Standortes Saarlouis“ beinhalte. Der Preis, den die saarländische Regierung für das Gelände zahlen würde, liegt bei maximal 95 Millionen Euro. Das Geld dafür soll aus dem Sondervermögen „Transformationsfonds für den Strukturwandel im Saarland“ kommen. Für Jürgen Barke, den saarländischen Wirtschaftsminister, ist die Kaufoption „ein wichtiger Schritt in der Vermarktung des Geländes“. Die „Vermarktung“ läuft aktuell nicht rund. Man sei nach wie vor in Gesprächen mit „sehr vielen interessierten Unternehmen“.
Etwas Handfestes vorzuweisen gibt es bislang nicht. Berichte, dass der chinesische Autobauer BYD Interesse haben soll, das Werk zu übernehmen, wurden zuletzt nicht bestätigt: Man wolle eher eigene Werke aufbauen und nicht die anderer übernehmen, erklärte eine Verantwortliche von BYD. Aus Sicht des IG-Metall-Bezirksleiters Jörg Köhlinger sei es das „beste Szenario“, wenn ein anderer Autoproduzent das Werk übernimmt und anstelle von Ford Autos in Saarlouis baut, wie er in einem Interview mit der SZ sagte. Es sei nicht das Ziel, „hinterher zwei Dutzend Currywurstbuden auf dem Gelände (zu) haben, das Tausende von Quadratmetern groß ist“. Ein „Sammelsurium unterschiedlicher Produkte“ entspreche nicht dem, was man unter „Absicherung des Industriestandorts“ verstehe. Die IG Metall habe demnach Interesse an einem „großen industriellen Investor“, um die „industriepolitischen Strukturen“ zu erhalten. Gleichzeitig sei man sich auch bei der Gewerkschaft im Klaren darüber, dass es zu einem „Worst-Case-Szenario“ kommen kann. In diesem würde kein Investor gefunden und es käme zu Massenentlassungen. Die Antwort der Gewerkschaft darauf wäre „massiver Widerstand“ und eine Sozialtarifauseinandersetzung, kündigte der Metaller an.
Ein hochrangiger Ford-Manager erklärte den „Kooperationsvertrag“ mit Kaufoption für das Land zu einem wichtigen Schritt für die „zukünftige und nachhaltige Nutzung des Standortes Saarlouis“. Das muss in den Ohren der Beschäftigten wie ein Hohn klingen. Denn „nachhaltig“ ist diese Abwicklung des Standorts Saarlouis nur für den Ford-Konzern, der nun sicher sein kann, das große Gelände nach Einstellung der Produktion auch wieder verkauft zu bekommen.
Quelle: Unsere Zeit