30. November 2024

„Absurde Verbote können unsere Dankbarkeit nicht beeinträchtigen“

Am 9. Mai, dem Tag des Sieges über den Faschismus, versammelten sich – wie bereits in einigen Jahren zuvor – hunderte Menschen am Brandenburger Tor, um im „Unsterblichen Regiment“ mit den Fotos ihrer gefallenen Verwandten, an den heldenhaften Einsatz der Roten Armee zu erinnern. In diesem Jahr waren sie besonderer Schikane durch die Berliner Polizei ausgesetzt. UZ sprach mit Yana Zaugarova, einer der Organisatorinnen.

UZ: Sie führen in Berlin zum Tag des Sieges ein Unsterbliches Regiment durch, seit wann erinnern Sie am Brandenburger Tor an die gefallen Rotarmisten?

Yana Zaugarova: Das Unsterbliche Regiment ist eine öffentliche, gemeinnützige, unpolitische, nicht-staatliche Bürgerinitiative. Diese Organisation wurde im Jahr 2012 in der Stadt Tomsk, gegründet, seit 2015 sind wir in Berlin unterwegs und seit 2016 treffen wir uns am Brandenburger Tor.

UZ: Wer sind die Teilnehmer des Unsterblichen Regiments?

Yana Zaugarova: Am 9. Mai jedes Jahres versammeln wir die Menschen aller Nationalitäten mit Portraits ihrer Angehörigen (Rotarmisten, Heimatfrontarbeiter, Partisanen, Gefangener der Nazi-Lagern, Blockadedulder, Widerstandskämpfer), die am Zweiten Weltkrieg teilnahmen, um großen Respekt und Dankbarkeit für diejenigen zu zeigen, die ihr Leben gaben.

Unser Hauptziel ist es, die Welt an die multinationale Armee, den Sieger des Krieges gegen den Faschismus, zu erinnern. Wir möchten, dass die Soldaten des Sieges an diesem Tag mit uns durch die Straßen des friedlichen Berlins gehen. Wir müssen sowohl in unseren Familien als auch in der Gesellschaft die historische Erinnerung an diejenigen unserer Verwandten und Freunde bewahren, die unserem Planeten Frieden gebracht haben. Ihre Leistung ist unsterblich, während wir in der Kolonne des Unsterblichen Regiments marschieren.

An unserer Veranstaltung nehmen nicht nur Berliner teil, es gibt auch viele Teilnehmer aus anderen deutschen Städten und europäischen Ländern.

UZ: Vergangenes Jahr waren ja bereits ukrainische, russische und sowjetische Fahnen verboten, konnten Sie dort noch das Unsterbliche Regiment ohne Störungen durch die Polizei durchführen?

Yana Zaugarova: Ja, bereits letztes Jahr gab es während unserer Veranstaltung viele Einschränkungen, die mit Sicherheitsmaßnahmen erklärt wurden. Natürlich löste das Verbot von Flaggen, insbesondere der Flaggen der ehemaligen UdSSR, dem Staat, dem Europa die Befreiung vom Nationalsozialismus verdankt, Missverständnisse und Empörung aus, aber im Großen und Ganzen waren wir wie in den Vorjahren mit der Arbeit der Polizei zufrieden. Auch von der Seite der Polizei gab es zu keiner Zeit Beschwerden.

UZ: Gab es in diesem Jahr eine Steigerung der Repressionen?

Yana Zaugarova: Grundsätzlich waren wir auf die gleichen Einschränkungen wie im letzten Jahr vorbereitet. Allerdings sorgte das einseitige Symbolverbot im Vorfeld für eine provokante Stimmung. Doch das Unverschämteste in diesem Jahr war das Verbot der Polizei, direkt an der Gedenkstätte eine Schweigeminute abzuhalten, wie sie es alle Jahre, auch letztes Jahr erlaubt war. Wir müssten die Schweigeminute direkt auf der Straße in der Nähe des Ehrenmals schnell organisieren. Es war verboten, sich dem Denkmal in einer Kolonne des Unsterblichen Regiments zu nähern, und die Menschen wurden in kleinen Gruppen durch Polizeilinie durchgelassen. All dies ist meiner Meinung nach absolut inakzeptabel und unfair gegenüber Menschen, die an diesem Tag mit den hellsten Gefühlen gekommen sind, um das Andenken ihrer Vorfahren zu ehren..

UZ: Wie waren die Reaktionen der Teilnehmer des Unsterblichen Regiments auf die Repressalien und Schikanen der Polizei?

Yana Zaugarova: Natürlich waren all diese Aktionen der Polizei beleidigend und für die Menschen unverständlich, worüber die Teilnehmer auch ohne Zögern sprachen. Sie zeigten aber auch Verständlich dafür, dass die Polizei nur ihre Anweisungen befolgt.

UZ: Werden Sie sich durch die Repressionen davon abhalten lassen im kommenden Jahr wieder ein Unsterbliches Regiment durchzuführen?

Yana Zaugarova: Absurde Verbote können unsere Liebe und Dankbarkeit gegenüber allen 128 Nationalitäten des sowjetischen Volkes, die den Faschismus besiegt haben, nicht beeinträchtigen, ganz im Gegenteil.

Wir danken Ihrer Partei dafür, dass sie der gegenwärtigen schwierigen Situation der Feierlichkeiten vom 8. bis 9. Mai in Berlin nicht gleichgültig gegenübersteht und dass sie die historischen Symbole des Sieges der UdSSR in diesem schrecklichen Krieg hochhält.

Wir hoffen auch, dass diese Meinung von anderen Parteien und allen vernünftigen Einwohnern Deutschlands geteilt wird, denn es geht nicht nur um Erinnerung und Symbole, sondern vor allem um die Geschichte, die es zu kennen gilt.

Quelle: Unsere Zeit

UZ - Unsere Zeit