Es lebe der 1. Mai, Kampftag der Arbeiterbewegung!
Auch wenn der 1. Mai hierzulande ein Feiertag ist, an dem vieles stattfindet, das in keinem Zusammenhang mit seiner ursprünglichen Bedeutung steht, ändert das nichts daran, dass der 1. Mai der internationale Kampf- und Feiertag der Arbeiterbewegung bleibt. In vielen Ländern, zum Beispiel in unserem Nachbarland Frankreich, finden Demonstrationen statt, in denen sich die mutigen sozialen und politischen Kämpfe widerspiegeln, welche die Lohnabhängigen führen.
An diesem Tag ist es wichtig, an jene zu erinnern, die bereits vor Jahrzehnten unerschrocken für die gerechte Sache der Arbeiter auf die Straße gingen und sich auch durch Maßregelungen seitens des Kapitals und Polizeigewalt durch den kapitalistischen Staat nicht davon abhalten ließen, für soziale Verbesserungen und gegen Ausbeutung aufzustehen.
Aus politischen Gründen unerwähnt bleibt heute weitgehend, dass die Arbeiter am 1. Mai nicht nur für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Kaufkraft demonstrierten, sondern auch ein Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und damit die Überwindung der kapitalistischen Ausbeuterordnung und die Schaffung einer sozial gerechten Gesellschaftsordnung forderten. Eine Gesellschaftsordnung, in der nicht die kapitalistischen Geldsäcke und ihre politischen Diener den Ton angeben, sondern die Lohnabhängigen selbst über die Wirtschaft und den Staat bestimmen. Das hat bis heute nichts an Aktualität verloren.
Damit die Schaffenden den Kampf für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und Demokratie in der Wirtschaft und im Staat unter halbwegs annehmbaren Bedingungen führen können, braucht es Frieden. Anders rückt der Kampf für sozialen Fortschritt in den Hintergrund, und die Lohnabhängigen und ihre Familien werden gezwungen in vielerlei Hinsicht für Kriege zu bezahlen, der nicht in ihrem Interesse ist.
Selbst zu diesem Zeitpunkt, da unser Land vom Krieg verschont bleibt, werden die arbeitenden Menschen hierzulande mit explodierenden Preisen für Energie und für Lebensmittel zur Kasse gebeten. Sie zahlen für die Wirtschaftskriege des Westens gegen Russland und China und für den Krieg in der Ukraine.
Unter diesen Umständen ist es sehr bedauerlich, dass die Gewerkschaften sich nicht an die Spitze des Friedenskampfes stellen, um von der Regierung Initiativen im Sinne des Friedens zu fordern, statt dass mit Waffenlieferungen Öl ins Feuer gegossen wird.
Während einerseits auch Luxemburg Rekordausgaben für die Aufrüstung der Armee und der NATO tätigt, jammert die gleiche Regierung darüber, es sei kein Geld da, um eine allgemeine Steuerreform vorzunehmen und die Lohnabhängigen und insbesondere die Bezieher von kleinen und mittleren Einkommen zu entlasten, was dazu beiträgt, dass der Kaufkraftverlust noch größer wird und die Ungleichheiten wachsen. Zeitgleich verstärkt das Patronat die Angriffe auf die Löhne und die sozialen Errungenschaften und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen kollektivvertragliche Verbesserungen.
Das sind Bedingungen, die deutlich machen, dass mehr denn je starke Gewerkschaften gebraucht werden, die sich in ihrem Kampf nicht von Kapital und Regierung durch »Sozialpartnerschaft« und falsche Versprechen aller Art beirren lassen, sondern die sozialen und gesellschaftlichen Interessen der arbeitenden Menschen mit starken Aktionen konsequent verteidigen.
Es lebe die Solidarität, es lebe der 1. Mai, Kampftag der Arbeiterbewegung!
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek