Stellungnahme des russischen Botschafters in Deutschland Sergej Netschajew zum für den 8./9. Mai in Berlin erlassenen Verbot von Symbolen des Tages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg
Entschieden ablehnend stehen wir der Entscheidung der Berliner Behörden gegenüber, am 8. und 9. Mai an den wichtigsten sowjetischen Ehrenmalen russische Flaggen zu verbieten und Symbole zu untersagen, die mit dem Tag des Sieges und der Befreiung Deutschlands und Europas vom Nazismus unzertrennlich verbunden sind. Unter das Verbot fallen somit u. A. Siegesfahnen, Flaggen der Sowjetunion, Sankt-Georg-Bänder, Teile historischer Militäruniformen und sogar Lieder aus den Kriegsjahren. Diesen Beschluss halten wir für unmoralisch und nicht vertretbar. Wir fordern, dieses Verbot komplett zurückzunehmen.
Es sei daran erinnert, dass die Sowjetunion für den friedlichen Himmel mit dem Leben von 27 Millionen ihrer Bürger gezahlt hat, die in Hitlers Vernichtungskrieg auf den Schlachtfeldern fielen, in unerträglicher Zwangsarbeit, an Hunger und Krankheiten starben sowie erschossen, verbrannt und zu Tode gequält wurden.
Aktuell erleben wir, dass in europäischen Ländern Nazis und ihre Helfershelfer als Nationalhelden gefeiert werden. Der Heldenmut der Roten Armee wird diskreditiert. Sowjetische Soldatenfriedhöfe werden geschändet. Ehrenmale werden zerstört und abgerissen. Die Geschichte wird der gegenwärtigen politischen Konjunktur zuliebe verdreht. Es wird versucht, Opfer und Henker, Sieger und Besiegte gleichzusetzen. Das kann man unmöglich hinnehmen. Der Nazismus darf keine einzige Chance aufs Wiederaufleben bekommen auch nicht in Form von Russophobie.
Alle nicht gleichgültigen Menschen in Deutschland, einschließlich von Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges und hier lebenden russischen Landsleuten, müssen die Möglichkeit haben, würdevoll und im Sinne seit Jahren bestehender Traditionen der gefallenen Rotarmisten und der Opfer des Nazismus zu gedenken, ihnen Respekt und Dankbarkeit zu zollen.