»Absurde Einmischung der USA«
Der Präsident der italienischen Region Kalabrien, Roberto Occhiuto von der Berlusconi-Partei Forza Italia, hat am vorigen Wochenende auf dem Flughafen Lamezia Terme 120 kubanische Ärzte begrüßt. Laut Auskunft der lateinamerikanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina unterstützen sie 51 Kolleginnen und Kollegen, die seit Ende des vergangenen Jahres die Gesundheitsversorgung in Süditalien aufrechterhalten.
Ohne kubanische Hilfe müßten dort zahllose Krankenhäuser schließen. Obwohl vor Ort um die 2.500 Ärzte fehlen, versuchen die USA weiterhin, den Einsatz kubanischer Mediziner zu unterbinden; in Kalabrien stößt das auf Unverständnis und Kritik.
»In den vergangenen Monaten haben Ihre Kollegen, die bereits im Dezember gekommen sind, einen wichtigen Beitrag für unsere Region geleistet, indem sie die Krankenhäuser offengehalten und den Patienten geholfen haben. Wir sind sicher, daß auch Sie sich hier sehr gut integrieren, erfolgreiche Arbeit leisten und gute Erfahrungen machen werden«, begrüßte Occhiuto die neue Gruppe.
Der rechte Politiker wies darauf hin, daß bei den kubanischen Medizinern, die »zu den besten der Welt gehören«, Spezialisten aus den Fachgebieten der Notfallmedizin, der Orthopädie und der Kardiologie sind. Einige sollen laut Bericht der Tageszeitung »Il Quotidiano del Sud« in diesen Tagen ihre Arbeit in den Gesundheitszentren von Catanzaro, Cosenza, Crotone, Reggio Calabria und Vibo Valentia aufnehmen, andere besuchen vorerst Italienisch-Intensivkurse an der Universität von Kalabrien. »Als Kalabrese danke ich Ihnen für Ihren Einsatz und Ihren Opfergeist«, sagte Rektor Nicola Leone, der ebenfalls zur Begrüßung am Flughafen anwesend war.
Die 171 in Kalabrien tätigen Medizinerinnen und Mediziner gehören einem Kontingent von rund 500 kubanischen Fachärzten an, die in den Krankenhäusern der Region arbeiten werden. Grundlage dafür ist ein bilaterales Abkommen, das im August des vergangenen Jahres zwischen Roberto Occhiuto und Vertretern der kubanischen Regierung unterzeichnet wurde. Über diesen Vertrag hinaus haben der italienische Gesundheitsminister Orazio Schillaci und sein kubanischer Amtskollege José Ángel Portal am 23. Mai 2023 eine weitere Vereinbarung über die transnationale Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheit und medizinischer Wissenschaft getroffen.
Bei der 76. Weltgesundheitsversammlung in Genf hob Schillaci die Leistungen Kubas in der Gesundheitsversorgung sowie der wissenschaftlichen und biopharmazeutischen Forschung hervor. Außerdem dankte er den kubanischen Mitarbeitern der Brigade »Henry Reeve« für ihre Hilfe im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie in den Regionen Lombardei und Piemont im Jahr 2020.
Der Einsatz kubanischer Mediziner bewahrt die Bevölkerung vieler Gemeinden Kalabriens vor einer Notsituation. Laut Giuseppe Fontana, Bürgermeister der an der Südostküste gelegenen 12.000-Einwohner-Gemeinde Locri, habe eine »belastende und äußerst heikle Situation in der Krankenversorgung« behoben werden können.
Während die Kommunalpolitiker vieler anderer Gemeinden Roberto Occhiuto für seine Initiative danken, versuchen die USA weiterhin, den Einsatz kubanischer Ärzte in Italien zu unterbinden. Am 24. März berichtete die Tageszeitung »Il Quotidiano del Sud«, daß Occhiuto und der für Gesundheit zuständige Regionalrat Carlo Guccione »in die USA-Botschaft vorgeladen« worden seien. Dort wurden sie darum »gebeten«, einen »detaillierten Bericht über die Art der mit den Ärzten vereinbarten Verträge und die Zahlungen an die einzelnen Mediziner« zu geben. Gegenüber dem italienischen Gesundheitsministerium habe die USA-Botschaft den »Verdacht« geäußert, daß die Blockade der USA gegen Kuba im Zuge der Zusammenarbeit unterlaufen werden solle und die Zahlungen eine »Finanzierungsquelle für die sozialistische Republik« sein könnten.
»Was soll ich tun? Die Krankenhäuser schließen?«, beschrieb Occhiuto das Dilemma. »Sie haben versucht, uns mit Polemik und bürokratischen Hürden auszubremsen, aber wir werden uns nicht aufhalten lassen«, konterte er gegenüber der »absurden Einmischung der USA«.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek