29. November 2024

Rettungseinsatz für 40 verschüttete indische Arbeiter zieht sich in die Länge

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Das Projekt, das vier hinduistische Pilgerstätten in Nordindien durch eine 889 Kilometer lange zweispurige Straße verbinden soll, ist in der Bevölkerung und bei Umweltexperten stark umstritten. Grabungen haben nun dazu geführt, dass etwa 40 Arbeiter in einem eingestürzten Autobahntunnel  verschüttet blieben.

Lucknow. In vollem Gange sind die Rettungsarbeiten im dramatischen Fall von 40 indischen Arbeitern, die in einem Autobahntunnel festsitzen, der vor einigen Tagen im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand eingestürzt ist. Bagger begannen am Dienstag mit schweren Maschinen zu bohren, um ein breites Stahlrohr zu befestigen, mit dessen Hilfe die Arbeiter aus dem Autobahntunnel im Himalaya geborgen werden können. Der viereinhalb Kilometer lange Tunnel, der auf einer Nationalstraße gebaut wurde, die Teil einer beliebten Hindu-Pilgerroute ist, stürzte am Sonntag gegen 5:30 Uhr morgens ein.

„Wir haben die eingeschlossenen Arbeiter mit Lebensmitteln, Wasser und Sauerstoff versorgt und stehen in ständigem Kontakt mit ihnen“, sagte Devendra Singh Patwal, ein Beamter des Katastrophenschutzes.

Die Region ist insgesamt anfällig für Erdrutsche, Erdbeben und Überschwemmungen, und der Vorfall folgt auf Ereignisse von Bodensenkungen, die Geologen, Anwohnerinnen und Anwohner und Beamte auf die rasche Bautätigkeit in den Bergen zurückführen.

Die Arbeiten an der Tunnelstrecke begannen 2018 und sollten ursprünglich bis Juli 2022 abgeschlossen werden, was sich nun auf Mai 2024 verzögert hat, so eine Erklärung der indischen Regierung.

Projekt steht unter Kritik

Die Char Dham Pilgerroute ist eines der ehrgeizigsten Projekte der Regierung von Premierminister Narendra Modi. Sie soll vier wichtige hinduistische Pilgerstätten in Nordindien durch eine 889 Kilometer lange zweispurige Straße verbinden. Diese wird für umgerechnet 1,5 Milliarden Dollar gebaut.

Einige Arbeiten wurden jedoch von den örtlichen Behörden gestoppt, nachdem Hunderte von Häusern entlang der Strecken, auch in Uttarakhand, durch Erdrutsche beschädigt worden waren. Das Projekt gilt zudem bei Umweltexpertinnen und ‑experten als umstritten. Denn die Auswirkungen des Projekts auf die Gebiete entlang der Route wurden vor Baubeginn nicht ordnungsgemäß geprüft, so ein Bericht eines vom Obersten Gerichtshof bestellten Expertenausschusses vom Juli 2020.

Als der Oberste Gerichtshof 2021 die Char-Dham-Straße genehmigte, erklärte er, breitere Straßen seien für die Verteidigung der indischen Grenzen von Vorteil. Er mahnte jedoch, dass die Regierung die Bedenken des Ausschusses berücksichtigen und eine konkrete Strategie zum Schutz der Umwelt ausarbeiten sollte. Der Leiter des Gremiums war im vergangenen Jahr zurückgetreten, weil er frustriert war, dass seine Empfehlungen nicht umgesetzt worden waren. Die Bundesregierung hat öffentlich erklärt, sie habe bei der Planung umweltfreundliche Techniken eingesetzt, um geologisch instabile Strecken sicherer zu machen.

Mehrere Tage lang Trümmer beseitigt

Die eingesetzten Bagger haben mehrere Tage lang Trümmer beseitigt, um einen Weg zu den Arbeitern zu bahnen, und warteten auf die Lieferung eines breiten Stahlrohrs, das in eine Öffnung der ausgehobenen Trümmer geschoben werden soll, um die Arbeiter sicher herauszuziehen. Ein Team von Geologen der Landesregierung und von Bildungseinrichtungen sei ebenfalls eingetroffen, um die Unfallursache zu ermitteln, fügte Patwal hinzu.

Im Tunnel befanden sich etwa 50 bis 60 Arbeiter, von denen etwa 10 bis 20 nach dem Ende ihrer Schicht wieder herauskamen, da sie sich näher am Ausgang befanden, während der Rest nach dem Einsturz eingeklemmt blieb. „Zunächst dachten wir, es handele sich um einen kleineren Einsturz und begannen, die Trümmer so gut es ging zu beseitigen“, so Rajeev Das, ein Arbeiter im Interview. „Doch bald wurde uns klar, dass es sich um eine schwierige Such- und Rettungsaktion handelte.“ Die Rettungsarbeiten dauern noch an.

Zustand der Arbeiter verschlechtert sich zunehmend

Behörden meldeten, dass am Mittwoch mehrere Arbeiter krank geworden seien, nachdem herabfallende Trümmer und technische Pannen die Arbeiten zu ihrer Befreiung weiter verzögerten. Die 40 Bauarbeiter, die meisten von ihnen Wanderarbeiter aus ganz Indien, haben bestätigt, dass sie über schmale Kanäle in den Trümmern mit Nahrung und Wasser versorgt wurden. Einige von ihnen seien jedoch besorgt, weil sie an Fieber und Körperschmerzen litten, sagte Abhishek Ruhela, ein Magistrat und oberster Regierungsbeamter in der Stadt Uttarkashi, in deren Nähe der Einsturz stattfand. Auch Medikamente seien durch die Rohre geschickt worden, sagte er.

„Lebensnotwendige Lebensmittel wie Kichererbsen und Mandeln werden über dieselben Kanäle verschickt“, sagte Ruhela. Angehörige und Freunde der eingeschlossenen Arbeiter haben sich vor dem Tunnel versammelt und wurden immer frustrierter und wütender.

Die Regierung des Bundesstaates hat sich mit der indischen Armee und mit ausländischen Experten beraten, um Vorschläge zu erhalten, die bei der Rettung helfen könnten. Beamte des Bundesstaates haben thailändische Expertinnen und Experten kontaktiert, die bei der Rettung einer Junioren-Fußballmannschaft geholfen haben, die 2018 in einem Höhlensystem in Nordthailand eingeschlossen war, sagte Gaurav Singh, Administrator der Landesregierung. Man hätte sich zudem an das Norwegische Geotechnische Institut gewandt, um mögliche Hilfe zu erhalten, sagte Singh.

Quelle: Reuters / APNews

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Quelle: Zeitung der Arbeit

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