Kuba und China eröffnen erste gemeinsame Onlineshops
Auf Kuba wird schon länger an der Öffnung des Groß- und Einzelhandels gearbeitet, um die prekäre Versorgungslage von Konsumenten und Industrie zu verbessern. Einen wichtiger Partner hierfür sieht die Insel in der Volksrepublik China (Cuba heute berichtete). Jetzt ist Bewegung in die Sache gekommen. Wie kubanische Medien berichten, haben vergangene Woche zwei neue Onlineshops eröffnet, von denen sich einer zu nichts weniger als einer Art „kubanischem Amazon“ für Gewerbekunden entwickeln soll.
Dofimall heißt das neue Flagschiff des kubanischen Onlinehandels, das von der kubanisch-chinesischen Industrieplattform Picla in Zusammenarbeit mit der staatlichen Softwarefirma Desoft entwickelt wurde. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt „die größte digitale Lieferkette der Insel“ zu werden und bringt sich damit in Konkurrenz zu etablierten Onlineshops wie Supermarket23 und Katapulk. Letzterer wird seit 2021 vom US-kubanischen Unternehmer Hugo Cancio betrieben, der inzwischen seine eigene Lebensmittelmarke in Kuba verkaufen darf. Zum Start hat Dofimall bereits einiges im Sortiment: Kinderspielzeug, Lebensmittel, Textilien, Haushaltsgeräte bis hin zu Traktoren, Mähdreschern, Kühl-LKW und Industrieausrüstung – das Angebot ist mit dem von Katapulk vergleichbar, nur, dass statt US-amerikanischer vor allem chinesische Marken im Sortiment sind. Der günstigste chinesische PKW (Modell: JACS2 SUV) ist bei Dofimall für 17.500 US-Dollar gelistet, der aktuell günstigste Wagen bei Katapulk (Kia Picanto Morning) wird dort mit 21.750 US-Dollar aufgeführt. Im Unterschied zu Katapulk richtet sich Dofimall jedoch primär an gewerbliche Kunden wie KMU und Staatsunternehmen, die Bezahlung erfolgt wie in allen kubanischen Onlineshops über internationale Kreditkarten.
Technologiedirekter und Hauptentwickler Dai Xiaodan hob gegenüber der Parteizeitung „Granma“ die Bedeutung des geschlossenen Kreislaufs von Dofimall hervor, „der von der Logistik über die kubanischen elektronischen Zahlungsplattformen bis hin zur Zollabfertigung reicht“. Damit soll „eine Kostensenkung der Produkte und eine drastische Reduzierung der Lieferzeiten“ erreicht werden. Laut eigenen Angaben hat Dofimall rund 80 Prozent der täglich auf Kuba gehandelten Produkte im Angebot, „davon mehr als 1000 Produkte von starker Nachfrage, die von Unternehmen in Kuba häufig gekauft werden“, erklärt der Anbieter auf seiner Website. Um die Nachfrage rasch bedienen zu können, betreibt Dofimall mehrere Lagerhäuser auf der Insel und arbeitet mit 100 Lieferanten zusammen.
Mit GD Mart hat in Kooperation mit der staatlichen Handelskette Tiendas Caribe zuletzt ein weiterer kubanisch-chinesischer Onlineshop eröffnet. Als chinesischer Partner ist die Guangdong Stationery & Sporting Goods Imp & Exp Corp an Bord. GD Mart vertreibt ein kleineres Sortiment, das vor allem aus Haushaltsgeräten wie Klimaanlagen, Waschmaschinen, Fernsehern und kleineren Transportmitteln wie Elektrorollern nud E-Rikschas besteht. Die Abholung der Waren erfolgt in Havannas zentraler Straße Infanta, wo GD Mart eine kleine Filiale mit Schaufenster betreibt. Neben Produkten der chinesischen Haushaltswarenmarke Konka sollen künftig auch Samsung und LG „zu konkurrenzfähigen Preisen“ den Weg ins Sortiment finden.
Quelle: Cuba heute