KV-Verhandlungen Handel abgeschlossen
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel wurden kurz vor Ende des Jahres abgeschlossen. Nach einer weiteren Verhandlungsrunde am 27. Dezember haben sich die Gewerkschaft GPA und die Unternehmervertreter auf einen neuen Kollektivvertrag geeinigt. Dieser gilt ab 1. Jänner 2024.
Wien. Nachdem es den ganzen Dezember hindurch zu Warnstreiks im Handel kam, haben sich Gewerkschaft und Wirtschaftskammer auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 430.000 Angestellten im Handel geeinigt.
Die Gehälter steigen um durchschnittlich 8,4 Prozent. Für die Mehrheit der Beschäftigten in der niedrigsten Stufe, also bis zum dritten Dienstjahr, steigen die Gehälter zumindest um die Höhe der rollierenden Inflation. Für alle anderen fallen die Erhöhungen stufenweise geringer aus. Problematisch ist, dass Ungelernte, die lediglich Hilfsarbeiten ausüben, Reinigungskräfte, Parkplätzwächterinnen und ‑wächter sowie Regalbetreuerinnen und ‑betreuer lediglich um 8,5 Prozent steigen. Damit trifft eine Erhöhung unterhalb der Inflation auch genau jene, die ohnehin die niedrigsten Gehälter im Handel erhalten.
Zusammenführen von Lohnkämpfen um jeden Preis vermeiden
Dass der Abschluss ausgerechnet jetzt und mit diesem Ergebnis kommt, ist wenig überraschend. Es zeigt sich ein Muster, das sich bereits den ganzen Herbst bei den Lohn- und Gehaltsverhandlungen zeigt. Die Unternehmervertreter weigern sich so lange einem Abschluss zuzustimmen, bis die nächste Gruppe von Beschäftigten mit einem Arbeitskampf droht. Der Abschluss der Metaller kam just in dem Moment als die Streikdrohung im Handel im Raum stand und entsprechende Vorbereitungen seitens der Gewerkschaft getroffen wurden. Auch dieses Mal kommt der Lohnabschluss kurz nachdem die Gewerkschaft vida, die die Arbeiterinnen und Arbeiter im Handel vertritt, eine Streikfreigabe vonseiten des ÖGBs beantragt hat.
Gewerkschaftsführung und Betriebsräte scheinen in ihrer Mehrheit allerdings an einer Zusammenführung der Kämpfe nicht interessiert zu sein. Auch das hat sich im Herbst gezeigt und zeigt sich nun wieder. Ende November wäre es möglich gewesen, die Arbeitskämpfe der Metaller mit jenen der Beschäftigten im Sozialbereich und im Handel zu verbinden. Dadurch wäre eine weit größere Schlagkraft der Streiks möglich gewesen und die Unternehmen weit stärker unter Druck geraten. Höhere Abschlüsse wäre dadurch durchaus realistischer geworden. Das wurde jedoch durch den vorschnellen Abschluss im Sozialbereich weit unter der eigenen Forderung und den knapp darauffolgenden Abschluss der Metaller verhindert. Die Angestellten im Handel mussten so unter schwierigen Bedingungen im Dezember allein einen Arbeitskampf führen. Ein durchschlagender Erfolg konnte nicht erzielt werden, ein Lohnabschluss oberhalb der Inflationsrate konnte erneut nicht erreicht werden. Erschwerend kommt hinzu, dass man jetzt die Möglichkeit gehabt hätte, den Arbeitskampf im Handel auszuweiten und mit dem der Arbeiterinnen und Arbeiter im Handel zu verbinden. Die Chance wurde vertan, stattdessen wird versucht, das Erreichte als Erfolg zu verkaufen. Den Arbeiterinnen und Arbeitern im Handel wird es wohl ähnlich ergehen.
Faktisch bleibt die sozialdemokratische Gewerkschaftsführung und die Mehrheit der Betriebsräte darum bemüht, die Packelei mit der Wirtschaftskammer zu erhalten, die sie als Sozialpartnerschaft bezeichnen. Eine echte Verbesserung für die Angestellten, Arbeiterinnen und Arbeiter kann es damit nicht geben. Ihre Vorstellung ist, dass beide Seiten da und dort nachgeben müssen. Besser wird dadurch nichts, für die Lohnabhängigen wird es am Ende des Tages aber immer schlechter.
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Quelle: Zeitung der Arbeit