Neujahrsgruß der FARC-EP, Zweites Marquetalia
IIn einem Neujahrsgruß der Nationalen Leitung der FARC-EP, Zweites Marquetalia, vom 18. Dezember 2023 an das kolumbianische Volk erläutert die Guerilla ihre Wünsche für das kommende Jahr und geht davon aus, dass dieses ein entscheidendes Jahr wird. Zudem gibt es die Aufforderung, dass sich die Bevölkerung organisieren muss, um für Veränderungen zu kämpfen.
Da es in der letzten Zeit erstaunlicherweise ruhig um diese Fraktion der FARC-EP geworden ist, im Gegensatz zum Zentralen Generalstab der FARC-EP, derzeit mit der politisch-militärischen Oberhand innerhalb der beiden Fraktionen der FARC-EP, haben wir uns entschieden, dieses Kommuniqué in fast seiner Gänze zu dokumentarischen Zwecken zu übersetzen.
Zuletzt erinnerte die FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter der Führung von Iván Márquez, an die gefallenen Kommandierenden aus ihren Reihen, Oscar Montero alias El Paisa sowie Édinson Romaña. Zudem dokumentierte man eine politisch-militärische Offensive in verschiedenen Regionen des Landes, wobei nur die Auseinandersetzungen mit den Strukturen des Zentralen Generalstabs in Caquetá sowie Angriffe auf Mautstationen in Meta eine Erwähnung in der Presse fanden.
Kommuniqué:
„An die armen Menschen in Kolumbien, an die Frauen und Männer, die mit ihrer täglichen Arbeit versuchen, die Bedingungen für ein würdiges Leben zu schaffen, an die einfache Bauernschaft, an die Völker und ethnischen Gemeinschaften, die mit ihrer täglichen Arbeit versuchen, ihre Lebensräume in Gebiete des Friedens zu verwandeln; an die Kämpferinnen und Kämpfer für edle und humanistische Anliegen, an unsere klandestinen Strukturen, an die Guerilla-Einheiten, die zu den Waffen greifen, um ihr Recht auf Rebellion auszuüben, unsere besten Wünsche für ein frohes Weihnachtsfest und ein neues Jahr, in dem die Ziele des integralen Friedens mit sozialer Gerechtigkeit und wahrer Demokratie gedeihen werden.
Das zu Ende gehende Jahr hat bestätigt, dass die Machthaber sich jedem Reformversuch widersetzen, die das System der Privilegien beeinträchtigen würde, das es ihnen ermöglicht hat, auf skandalöse Weise Reichtum anzuhäufen und eine Wahldemokratie als Fassade aufzuerlegen, die die soziale Kontrolle und die Reproduktion der bestehenden Ordnung gewährleisten soll, die im Wesentlichen kriminell und korrupt ist. Dies zeigt der heftige Widerstand gegen die begrenzten Reformvorschläge der Regierung von Präsident Gustavo Petro, der von Parteien, Technokraten, ehemaligen Präsidenten, Wirtschaftsgruppen, Unternehmensverbänden und Teilen der Streitkräfte inszeniert und von den Massenmedien im Dienste des Establishments bis zum Überdruss verstärkt wird.
(…)
Im Kontext des Fortbestehens krimineller Strukturen staatlicher und parastaatlicher Gewalt bleibt die Perspektive einer politischen Lösung und des Aufbaus von Frieden eine unaufschiebbare Aufgabe, für die es unter anderem notwendig ist, reduktionistische Sichtweisen der Kontinuität des Konflikts als bloßes Abdriften illegaler Ökonomien zu überwinden. Unsere bewaffnete Rebellenorganisation bringt erneut ihre Bereitschaft zum Ausdruck, sich den Stimmen anzuschließen, die vor allem in den von der Gewalt betroffenen Gebieten, aber auch in der gesamten nationalen Geographie nach politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen rufen und die es uns ermöglichen, in einem integralen Frieden, mit sozialer Gerechtigkeit und wahrer Demokratie zu leben.
2024 wird ein entscheidendes Jahr sein, um den Verlauf des politischen Prozesses zu bestimmen. Wir sind uns der Strategien der herrschenden Klassen sicher, die aufgrund des vermeintlichen Scheiterns des fortschrittlichen Projekts danach streben, ihre reaktionäre Politik in Zukunft zu vertiefen; wir sind uns der Grenzen, Schwächen und Möglichkeiten der derzeitigen Regierung bewusst; die Absichten der kolumbianischen Rechten sind uns nicht gleichgültig. Wir werden uns für die Stärkung des demokratischen und revolutionären Inhalts des Kampfes und der sozialen Mobilisierung einsetzen, für die Bildung eines Volksblocks, der sich auf die Einheit und den Wiederaufbau des revolutionären Projekts stützt und auf die Bildung einer Bewegung der Bewegungen ausgerichtet ist, mit einer politischen Führung, einem Programm und einem kollektiven Repertoire an politischen Aktionen.
Unser Wille und unsere Entschlossenheit, für das neue Kolumbien zu kämpfen, sind ungebrochen.“
Quelle: Widerstand in Kolumbien