Pflegeheim-Insolvenz nach millionenschwerer Gewinnausschüttung
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Klingt nach einer bodenlosen Frechheit: Ein privater Pflegeheimbetreiber im Burgenland genehmigt sich zunächst eine Gewinnausschüttung von 2,3 Millionen Euro, ein paar Wochen später meldet er wegen 230.000 Euro Schulden Insolvenz an.
Mattersburg/Eisenstadt. In Bad Sauerbrunn hat das privat betriebene Pflegeheim „Rosengarten“ Insolvenz angemeldet und sperrt zu. Betroffen sind 51 Seniorinnen und Senioren, die nun neue Unterkünfte benötigen, 26 Angestellte sowie 38 Gläubiger. Die finanziellen Außenstände der Betreibergesellschaft DGW belaufen sich auf 230.000 Euro, als Gründe werden gestiegene Energie- und Personalkosten angegeben.
In dieser Causa gibt es jedoch mehrere Auffälligkeiten, zunächst den banalen Vergleich: Es gibt 45 Altenwohn- und Pflegeheime im Burgenland, wovon 44 positiv bilanzieren – nur in Bad Sauerbrunn gibt es Probleme. Und diese kommen zudem recht plötzlich: Nicht nur, dass man im Vorjahr noch mit Gewinn abgeschlossen hat, erst im Oktober hat die DGW GmbH noch eine Gewinnausschüttung im Ausmaß von sage und schreibe 2,3 Millionen Euro durchgeführt.
Das bedeutet: Wenige Wochen vor der Insolvenzanmeldung wird rasch noch das Zehnfache der sodann plötzlich vorhandenen Schulden als Profitabschöpfung an die Gesellschafter des Unternehmens ausbezahlt. Es hat ganz offensichtlich den Anschein, dass sich hier jemand einen Millionenbetrag genehmigt hat, um das Pflegeheim danach, sobald die eigenen Schäfchen im Trockenen sind, in den Konkurs zu schicken.
Ungeachtet der Tatsache, dass sich die Staatsanwaltschaft Eisenstadt damit befassen wird und vorerst die Unschuldsvermutung gilt, erscheint der gesamte Vorgang allein moralisch schier unglaublich. Der Verdacht ist, dass man sich hier ungeniert und gänzlich rücksichtslos auf Kosten von Bewohnern, Angestellten und Steuerzahlern bereichert hat. Aber all dies – Insolvenz wie mutmaßliche Vergehen – werden vor Gericht behandelt werden.
Politisch ist indessen wieder einmal klar geworden, dass öffentliche Pflege- und Gesundheitseinrichtungen nicht in privatkapitalistische Hände gehören. Denn dort strebt man nur nach dem Maximalprofit, nicht nach dem Wohlergehen der betreuungs- und pflegebedürftigen Menschen.
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Quelle: Zeitung der Arbeit