22. Dezember 2024

Warnstreiks im Handel am ersten Adventsamstag

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Am ersten Adventsamstag kommt es in ganz Österreich zu Warnstreiks im Handel. Das Angebot der Konzerne von sechs Prozent führte zum Abbruch der Verhandlungen, nachdem die Gewerkschaften 9,4 Prozent fordern. Die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) solidarisiert sich mit den Streikenden.

Wien/Innsbruck. Nach der vierten Verhandlungsrunde kommt es aktuell zu Warnstreiks im Handel. An ersten Adventsamstag war der bisher größte Warnstreik durch die Gewerkschaften angekündigt. 300 Geschäfte blieben bundesweit am Samstag geschlossen. Die Gewerkschaften fordern 9,4 Prozent und liegen damit 0,2 Prozentpunkte über der von ihr ausgegebenen Inflationsrate von 9,2 Prozent – die Unternehmerseite will diese nicht erfüllen.

Vorwürfe gegen Streikende seitens der Konzernvertreter

Die Gewerkschaft hält unter Verschluss, welche Geschäfte bestreikt werden, damit die Unternehmen im Vorfeld keinen Druck auf die Beschäftigten ausüben können. Die Konzernvertreter im Handel versuchen die Streiks zu diffamieren, indem sie einerseits behaupten, dass es eine Krise im Handel gäbe und die Forderungen nicht erfüllbar wären – auch der Ton der Gewerkschaften wird in diesem Zusammenhang kritisiert. Andererseits werfen sie den Streikenden vor, die Gewinne von Amazon zu erhöhen.

Das Angebot der Konzerne von sechs Prozent ist nichtsdestotrotz eine Frechheit. Der Streik ist berechtigt, die hohen Umsätze von Amazon hängen auch gewiss nicht mit dem historisch ersten Warnstreik im Handel zusammen. Amazon-Chef Jeff Bezos war bereits vorher unter den TOP‑3 der reichsten Menschen der Welt. Die Preismargen im Handel sind Berechnungen des Momentum Institutes zufolge 2022 sogar gestiegen und die Umsätze zeigen sich stabil.

Teuerung spürbar – es braucht Gehaltssteigerungen

Die Beschäftigten im Handel hingegen wissen ganz genau, wo sie die Teuerung spüren, und sie wissen es sogar besser als andere, nachdem sie die höheren Preisschilder vielfach aufhängen müssen und hier aufgrund der schieren Menge der Preiserhöhungen kaum hinterher kommen. Sie fordern zurecht einen Abschluss oberhalb der rollierenden Inflation. Viele arbeiten im Handel aufgrund von Sorgeverantwortung in Teilzeit und die Einkommen in der nach wie vor feminisierten Branche sind generell zu gering.

Die Gewerkschaften haben für die fünfte Verhandlungsrunde einen Terminvorschlag an die Konzerne für kommende Woche übermittelt. Diese stellen sich jedoch aktuell stur, haben auf diesen Vorschlag (noch) nicht reagiert und betonen, man müsse nicht jede Woche über dasselbe sprechen.

Partei der Arbeit solidarisiert sich mit Streikenden

In Innsbruck wurden H&M, DM, Peek & Cloppenburg sowie der Interspar im Sillpark bestreikt. Die zuständige Gewerkschaft GPA organisierte eine Solidaritätskundgebung vor dem Einkaufszentrum, an dem sich auch die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) beteiligte, um sich mit den streikenden Kolleginnen und Kollegen zu solidarisieren. Tobia Carfora von der PdA in Tirol hielt nach der Kundgebung fest, dass die Warnstreiks ein wichtiger erster Schritt seien. Er sagte in diesem Zusammenhang: „Es ist erfreulich, dass das erste Mal im Handel gestreikt wird. Wir sprechen den Beschäftigten unsere volle Solidarität aus. Nun bleibt zu hoffen, dass die Gewerkschaft an ihrer Forderung festhält.“ Carfora hält weiter fest: “ An der regen Beteiligung zeichnet sich ab, dass die Unzufriedenheit der Beschäftigten hoch ist.“ Hieran müsse man in den aktuellen Auseinandersetzungen anknüpfen und die Kolleginnen und Kollegen ernstnehmen, so Carfora abschließend.

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Quelle: Zeitung der Arbeit

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