BRD: Lufthansa muss verhandeln
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Nicht nur die Deutsche Bahn wird bestreikt. Auch die Fluggesellschaften stehen zunehmend unter Druck durch die Angestellten und die Gewerkschaften, die Lohnanpassungen angesichts der zunehmenden Inflation fordern.
Berlin. Die Gewerkschaft Verdi will die Tarifverhandlungen mit der Lufthansa fortsetzen und erklärte dabei, dass Streiks eine Option seien, um den Druck auf den Konzern zu erhöhen. Mehrere Gewerkschaften und Tochterunternehmen von Lufthansa führen zurzeit Verhandlungen durch. Streiks hätten in dieser Branche eine besonders hohe Schlagkraft.
12,5 prozentige Lohnerhöhung gefordert
Verdi fordert für die rund 25.000 Beschäftigten der Lufthansa AG, der Lufthansa Technik und der Lufthansa Cargo eine Lohnerhöhung von 12,5 Prozent oder mindestens 500 Euro mehr pro Monat über einen Zeitraum von zwölf Monaten sowie eine Einmalzahlung von 3.000 Euro zum Inflationsausgleich. Die Gewerkschaft hat die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die hohe Arbeitsbelastung aufgrund des Personalmangels als Hauptargumente für eine Lohnerhöhung angeführt.
„Zum aktuellen Zeitpunkt kann ich Streiks nicht ausschließen“, sagte der Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.
Solche Streiks hätten erhebliche Auswirkungen auf den Flugbetrieb der Lufthansa: Im Juli 2022, während der letzten Tarifrunde, führte ein eintägiger Streik des Bodenpersonals zur Streichung von fast 1.000 Flügen und brachte den Flugverkehr an den Drehkreuzen Frankfurt und München nahezu zum Erliegen.
UFO fordert 15 Prozent
Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) fordert seit Beginn der Verhandlungen im November 2023 zudem 15 Prozent mehr Lohn über einen Zeitraum von 18 Monaten, eine Einmalzahlung von 3.000 Euro zum Inflationsausgleich und höhere Zulagen.
Die Friedenspflicht – während derer Arbeitskampfmaßnahmen der 19.000 Flugbegleiter der Lufthansa illegal wären – endete Ende Dezember. Streiks seien daher möglich, würden aber nicht vorbereitet, sagte der UFO-Verhandlungsführer und Leiter der Tarifpolitik Harry Jäger.
„Die Gespräche laufen, aber wir sind noch weit von einer Einigung entfernt“, sagte Jäger.
Der letzte große Streik bei UFO Ende 2019 führte zu 1.500 Flugausfällen, von denen rund 200.000 Passagiere betroffen waren.
Discover Airlines handelt ersten Kollektivvertrag aus
Bei der Lufthansa-Freizeittochter Discover Airlines wird erstmals über Kollektivverträge verhandelt. Vor zwei Wochen erklärte die Vereinigung Cockpit (VC) die Verhandlungen für gescheitert und rief das Cockpitpersonal zu einer Urabstimmung auf, die noch bis Dienstag läuft. Größter Streitpunkt ist aus Sicht der VC eine sozialpartnerschaftliche Charta, die von der Lufthansa kurz vor Abschluss der Verhandlungen als Forderung präsentiert wurde. Die Charta soll nach Ansicht der Lufthansa verbindliche Regeln für eine möglichst friedliche Konfliktlösung enthalten. Nach Ansicht der VC schränkt die Charta jedoch das Streikrecht ein.
Eurowings verteidigt automatische Anpassung an die Inflationsrate
Die Lufthansa-Tochter verhandelt sowohl mit VC als auch mit Verdi über höhere Löhne für das Cockpit- und Kabinenpersonal. Eine Inflationsklausel, die das Gehalt der Pilotinnen und Piloten automatisch an die Inflationsrate anpasst, gehört zu den umstrittensten Punkten. In Zeiten hoher Inflation will die Lufthansa die Klausel abschaffen, während die VC sie beibehalten will. Um die Gehaltsanpassung zu schützen, hat die Gewerkschaft jedoch von Streiks abgesehen.
Lufthansa Cityline fordert 15 Prozent
Bei der kleinen Zubringerfluggesellschaft der Lufthansa laufen Kollektivverhandlungen mit VC und UFO. Die UFO fordert unter anderem eine Lohnerhöhung von 15 Prozent über einen Zeitraum von 18 Monaten sowie eine Einmalzahlung von bis zu 3.000 Euro zum Inflationsausgleich. Nach Angaben der Pilotinnen und Piloten verlaufen die Gespräche schleppend. Auch für das Kabinenpersonal soll keine Einigung in Sicht sein.
Quelle: Reuters
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