Kommunistische Liste: „Die Arbeit ist der Ursprung jeden Reichtums“
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Anlässlich der Arbeiterkammerwahlen in Tirol, die von 29. Jänner bis 8. Februar 2024 stattfinden, haben wir uns mit dem Spitzenkandidaten der Kommunistischen Liste (Liste 6 – KL), Tobia Carfora, getroffen. Dabei haben wir uns mit ihm über die Kandidatur und zentrale politische Anliegen unterhalten. Die Kandidatur wird von der Partei der Arbeit (PdA) unterstützt. In gekürzter Form erscheint das Interview auch in der neuesten Print-Ausgabe der ZdA.
Du bist Spitzenkandidat der Kommunistischen Liste bei der AK Wahl in Tirol 2024. Kannst du dich und die Liste kurz vorstellen?
TC: Gerne. Ich heiße Tobia Carfora, bin 32 Jahre alt und arbeite in Innsbruck in Vollzeit als Kundenbetreuer. Ich komme ursprünglich aus Südtirol, nämlich aus dem Pustertal. Auf der Uni Innsbruck habe ich Slawistik und Philosophie studiert und schon während meines Studiums war ich in der Gewerkschaft und bei den kommunistischen Studierenden aktiv. Diese Zeit war sehr wichtig für meine persönliche und politische Entwicklung.
Unsere Liste besteht aus Arbeiterinnen, Arbeitern, Angestellten, Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern. Wir sind die einzige kommunistische Organisation auf dem diesjährigen Wahlzettel und damit auch die einzige Liste, die eine prinzipielle Opposition zu diesem kapitalistischen System darstellt. Anders ausgedrückt: Die Wählerinnen und Wähler haben durch unsere Kandidatur die Möglichkeit, eine Liste zu wählen, die dieses Ausbeutungssystem, das sich Kapitalismus nennt, tatsächlich abschaffen will. Umgekehrt haben sich die arbeitenden Menschen in Tirol von den anderen Listen nichts anderes zu erwarten als die Fortsetzung ebendieser Ausbeutungsverhältnisse. Wir lehnen außerdem dieses sehr gängige und häufig anzutreffende Verständnis von Stellvertreterpolitik ab: Wir wollen Druck von unten aufbauen, die arbeitenden Menschen betrieblich organisieren und sie selbst an die Politik heranführen, damit jede und jeder für sich selbst sprechen kann.
Mit welchen Forderungen geht ihr in den Wahlkampf?
TC: Wir starten mit sechs Forderungen in diesen Wahlkampf: Wir fordern einen branchenübergreifenden Mindestlohn von 2.500 Euro, die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich als ersten Schritt hin zur 30-Stunden-Woche, damit einhergehend gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Gleichzeitig treten wir gegen Mobbing und Bossing am Arbeitsplatz auf und für den freien Zugang zum Arbeitsmarkt für alle Menschen, die hier in Tirol leben. Abschließend fordern wir noch eine Senkung der Lohnsteuer.
Ihr fordert gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit. Diese Forderung gibt es schon lange. Wie wollt ihr das erreichen?
TC: Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sind unsere ersten beiden Forderungen nach 2.500 Euro Mindestlohn und einer Arbeitszeitverkürzung von 35 Stunden pro Woche. Die Mehrheit der Frauen arbeitet in Niedriglohnsektoren und häufig nur in Teilzeit, beides wären große und wichtige Verbesserungen für die Frauen, denn auch wer unter 40 Stunden pro Woche arbeitet, würde von der Reduktion durch eine Lohnerhöhung profitieren, da seine bzw. in diesem Fall ihre Arbeitszeit automatisch höher bewertet werden müsste. Zusätzlich treten wir ja auch für den freien Zugang aller Menschen, die in Tirol leben, zum Arbeitsmarkt ein – dies betrifft auch eine hohe Zahl an Frauen, die arbeiten könnten und möchten, aber eben nicht dürfen.
Letztlich ist es aber so, dass gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit unter kapitalistischen Verhältnissen nicht erreicht werden kann, da der Kapitalismus auf die maximale Auspressung von Profit und damit zugleich auf der maximalen Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft basiert. Dies wird sich weder durch Symbolpolitik noch durch Verschönerungsmaßnahmen ändern lassen. Was wir vorantreiben können, sind konkrete Verbesserungen zugunsten der Frau am Arbeitsplatz. Dabei belügen wir die Menschen aber nicht und hegen keine Illusionen in die Reformierbarkeit eines solchen Systems.
Ihr fordert auch einen freien Zugang zum Arbeitsmarkt für alle Menschen, die in Tirol leben. Ist es nicht besser für Geflüchtete, wenn sie erst einmal nicht arbeiten müssen?
TC: Es geht nicht darum, Menschen, die gerade eben angekommen sind und unaussprechliche Schikanen hinter sich haben, sofort in die Produktion zu stecken. Natürlich wird man vorher Maßnahmen ergreifen müssen, um sie hier aufzunehmen, ihnen ein Dach über dem Kopf und eine Lebensmöglichkeit bieten müssen. Der Sinn hinter der Forderung besteht darin, geflüchtete Menschen nicht in einer Parallelgesellschaft versinken zu lassen, sondern sie sofort in die Gesellschaft zu integrieren. Dies funktioniert im und durch einen Arbeitsplatz am besten. Im Zuge der Arbeitstätigkeit kann unter anderem auch die Sprache schneller erlernt werden.
Die Gesellschaft lässt sich mit einem freien Zugang zum Arbeitsmarkt auch nicht mehr so leicht rassistisch spalten, im Gegenteil: Man erkennt schnell, dass man mit dem Arbeitskollegen aus einem anderen Land viel mehr gemeinsam hat als mit einem David Mölk, René Benko oder dem Swarovski-Clan, um ein paar Beispiele zu nennen. Sie sind Klassenbrüder und ‑schwestern, die dieselbe Arbeit verrichten, mit denselben und noch größeren Problemen zu kämpfen haben wie wir, genauso von den Konzernherren ausgebeutet werden wie wir und die genauso Hoffnungen und Träume hegen. Hoffnungen und Träume, die sowieso durch die niedrigen Löhne und hohen Lebenshaltungskosten recht bald zunichtegemacht werden. Und um noch einmal auf die vorherige Frage zurückzukommen: Man kann nicht von Gleichberechtigung sprechen, wenn eine so hohe Zahl an Frauen an der gesellschaftlichen Arbeit nicht einmal teilnehmen dürfen.
Wieso kandidiert ihr bei der Arbeiterkammer Wahl als kommunistische Liste und nicht gemeinsam mit der Gewerkschaftlichen Linken (GLB)? Wodurch unterscheidet ihr euch?
TC: Wenn man sich unsere Forderungen ansieht, wird einem kaum ein Unterschied auffallen, abgesehen davon, dass wir sie sehr realistisch formuliert haben. Der Unterschied wird deutlicher, wenn man sich mit unseren Inhalten befasst. Wir sagen klar: Die Arbeit ist der Ursprung jeden Reichtums. Heute ist es aber so, dass sich diesen Reichtum, den wir in unserer Arbeit tagtäglich schaffen, die Unternehmer aneignen. Wir sagen, dass wir die Unternehmer und Aktionäre nicht brauchen, wir wissen selber, wie die Maschinen funktionieren. Was wir schaffen, soll auch uns zugutekommen. Unser Gegenvorschlag lautet deshalb: Volksmacht und Sozialismus statt Diktatur der Banken und Konzerne! Die Konzernbosse wissen dagegen ganz genau, wer sie so reich gemacht hat – es ist unsere tagtägliche Arbeit, die ihren immensen Reichtum schafft. Darauf können die Werktätigen auch stolz sein und es wird der Tag kommen, an dem sie sich das zurückholen, was ihnen zusteht.
Hier trennen sich die Wege automatisch, denn eine solche Herangehensweise wird man nur schwerlich mittragen können, wenn man nur darauf aus ist, an der Elendsverwaltung des Kapitalismus mitzumischen und an den Futtertrog der Sozialdemokratie heranzukommen. Wir haben eine klassenkämpferische und revolutionäre Ausrichtung – den einen mag das Kopfzerbrechen und den anderen Bauchschmerzen bescheren. Aber wir bleiben dabei: Politik im Kapitalismus ist wie ein Zug, der immer in dieselbe Richtung fährt. Man mag ihn schwarz, rot, blau oder grün färben, die Richtung ändert sich nicht. Wir wollen in die andere Richtung.
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Quelle: Zeitung der Arbeit