Hohe Dunkelziffer bei rassistischen Vorfällen vermutet
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
In Österreich bleibt der Kampf gegen Rassismus trotz eines leichten Rückgangs der gemeldeten Fälle im Jahr 2023 ein drängendes Problem. Die Anti-Rassismus-Beratungsstelle ZARA dokumentierte 1.302 Vorfälle, warnt jedoch vor einer hohen Dunkelziffer und betont die tiefgreifende Verankerung von Rassismus in der Gesellschaft.
Wien. Für das Jahr 2023 verzeichnete die Anti-Rassismus-Beratungsstelle ZARA in Österreich 1.302 gemeldete rassistische Vorfälle. Dies stellt einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, als 1.479 Fälle gemeldet wurden, dar. ZARA-Geschäftsführerin Rita Isiba wies jedoch darauf hin, dass die Zahlen nicht unbedingt eine Verbesserung der Situation signalisieren, da eine hohe Dunkelziffer an nicht gemeldeten Fällen existiere. Sie betonte, dass Rassismus ein weitreichendes gesellschaftliches Problem ist, das verschiedene Bereiche des täglichen Lebens durchdringt, einschließlich Bildung, Arbeitsplatz, Gesundheitswesen und Polizeikontakte.
Obwohl ein Nationaler Aktionsplan gegen Rassismus im Regierungsprogramm vorgesehen war, erklärte Sozialminister Johannes Rauch, dass ein solcher Plan vor den bevorstehenden Wahlen nicht umgesetzt werde. ZARA zeigt sich über diese Entscheidung enttäuscht, betonte aber gleichzeitig, dass die Organisation weiterhin bestrebt sei, die Gesellschaft in Richtung einer kritischeren Auseinandersetzung mit Rassismus zu bewegen, auch ohne politische Unterstützung.
Der Jahresbericht von ZARA hebt hervor, dass Rassismus tief in der österreichischen Gesellschaft verankert ist. Besonders alarmierend sei die hohe Zahl von Vorfällen im Online-Bereich, die 58% der Gesamtmeldungen ausmachen würden. Ein besonders beunruhigender Fall betraf eine schwarze Frau, die nach einem Online-Dating-Erlebnis rassistisch und sexistisch beleidigt wurde. Als sie nach dem ersten Date kein Interesse an weiteren Treffen mehr hatte, wurde sie mit einer Flut von Nachrichten überhäuft, in denen er unter anderem Drohungen aussprach, ihre Tochter sexuell zu missbrauchen. Es zeigt sich also, dass die Grenzen zwischen digitalen Interaktionen und realen Bedrohungen fließend sind.
ZARA hat zwar tausende von Beratungen durchgeführt und Hunderte rechtliche Schritte eingeleitet, aber die Organisation kämpft mit begrenzten Ressourcen. Die hohe Arbeitsbelastung und die begrenzten Kapazitäten führen zu Verzögerungen bei der Bearbeitung der Fälle. ZARA fordert deshalb eine verstärkte finanzielle und personelle Unterstützung.
Auch die Einrichtung der neuen Ermittlungs- und Beschwerdestelle, die Beschwerden über Misshandlungen durch die Polizei untersuchen soll, wird im ZARA-Bericht beleuchtet. Die Implementierung der Beschwerdestelle wird grundsätzlich als positiver Schritt gewertet, Bedenken äußert ZARA aber hinsichtlich ihrer Unabhängigkeit.
Quelle: ORF
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